Asphaltarbeiten auf der A 8 zwischen Rutesheim und Leonberg am Freitag: Bis Montagmorgen sollen alle drei Spuren wieder frei sein Foto: factum/Granville

Groß war die Erleichterung, als die sechsspurige A 8 im Oktober 2008 für den Verkehr freigegeben wurde und die tägliche Blechkolonne an der Baustelle Vergangenheit schien. Wenige Jahre danach stehen die Autofahrer wieder im Stau: Der Flüsterasphalt bröckelt und muss ersetzt werden – immer wieder.

Stuttgart/Rutesheim - Ende September waren es ein Kilometer in Fahrtrichtung Karlsruhe und 300 Meter in Richtung Stuttgart; in dieser Woche musste zwei Stellen von zusammen zwei Kilometern Länge in Richtung Stuttgart saniert werden. Nimmt man die 800 Meter ebenfalls in Richtung Stuttgart dazu, die Ende November 2013 repariert wurden, stellt man fest: Fast der komplette Flüsterasphalt auf der 10,6 Kilometer langen Neubaustrecke Heimsheim–Leonberg ist innerhalb von sechs Jahren förmlich weggebröselt. Zumindest auf der rechten Spur, der täglich durchschnittlich 12 000 Lastwagen mehr Druck machen, als Opa aushält – so kürzen Straßenbauexperten den Fachbegriff offenporiger Asphalt ab.

Obwohl der empfindliche Belag nur bei absoluter Trockenheit aufgebracht werden kann und das Wetter am Freitag nicht immer mitmachte, lagen die Arbeiten im Zeitplan. „Der Pendlerverkehr am Montagmorgen wird definitiv fließen“, sagte Sabine Beck vom Regierungspräsidium Stuttgart. Sollte die Markierung noch fehlen, kommen Warnbaken zum Einsatz, und die Spuren werden in der verkehrsarmen Zeit aufgemalt.

Eine Prognose darüber, ob das Flickwerk auf dem 103 Millionen Euro teuren Autobahn-Teilstück angesichts von mehreren maroden Stellen in den nächsten Jahren zum Dauerzustand werden könnte, will die Behördensprecherin nicht abgeben. „Das kann derzeit noch nicht beurteilt werden“, sagt sie nur. Ihr Kollege hatte im vergangenen Jahr noch gesagt: „Der Flüsterasphalt dort ist insgesamt in einem schlechten Zustand.“

Eigentlich soll der Belag zehn Jahre halten, im Fall der A 8 berichtete unsere Zeitung nach drei Jahren von den ersten Schäden. Ein Grund dafür war nach Angaben des Sprechers , dass die ausführende Firma „das Material nicht zu hundert Prozent so eingebaut hat, wie es hätte werden sollen“. Da die Behörde innerhalb der Gewährleistungsfrist von vier Jahren vorstellig wurde, wechselte die Firma 400 Meter der rechten Spur auf eigenen Kosten aus und musste außerdem 93 000 Euro zurückbezahlen. Entgegen anderslautender Angaben vom vergangenen Jahr müssen aber schon seit 2013 die Steuerzahler für die Reparaturen aufkommen.

Straßenbauer halten das Asphaltgemisch, das Juristen aus Gründen des Lärmschutzes bei offiziellen Planverfahren immer öfter einfordern, wegen seiner begrenzten Haltbarkeit für technisch unzulänglich. Norbert Streibl, der ein paar Steinwürfe von der A 8 entfernt in Leonberg-Silberberg wohnt, behauptet, dass es mit Schäden sogar lauter zugeht als vor dem Ausbau: Die Rüttelstrecke produziert zusätzlichen Lärm“, sagt Streibl. Tatsächlich setzt das Land Baden-Württemberg nicht mehr auf Opa. Zusammen mit den Kollegen aus Bayern hat Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) 2013 eine Initiative beim Bund gestartet, um eine schnellere Zulassung einer neuartigen Mischung zu erreichen. Die schluckt zwar nicht so viel Lärm, soll aber länger halten.

„Wir hätten gerne lieber früher als später die Zulassung“, sagt Hermanns Sprecher Edgar Neumann. Die Langzeittests dauern aber noch Jahre, so dass dieser Asphalt bisher nur probeweise aufgebracht wird, zurzeit etwa auf der A 81 nördlich von Ludwigsburg. Bis zur Zulassung bröckelt der Flüsterasphalt auf der A 8 weiter vor sich hin.