Katherine Eve zeichnet für die Kleiderkammer in Vaihingen verantwortlich. Foto: A. Kratz

Etwa 60 Ehrenamtliche engagieren sich im Freundeskreis für die Flüchtlinge in der Sporthalle Keltenschanze, der Notunterkunft auf dem Uni-Campus in Vaihingen.

Vaihingen - Katherine Eve ist in England geboren und in Frankreich aufgewachsen. Während ihres Studiums entschied sie sich für ein Auslandssemester in Deutschland. Aus den ursprünglich geplanten sechs Monaten sind inzwischen viele Jahre geworden. Die 36-Jährige weiß, was es heißt, in einem Land fremd zu sein. Vielleicht kann sie darum ein Stück weit nachvollziehen, wie sich die Flüchtlinge fühlen, wenn sie in Stuttgart ankommen. Aber eben nur ein bisschen. Denn Krieg, Not und Elend musste Eve nicht erfahren. „Doch auch ich war froh, dass mir jemand half, als ich hier fremd war“, sagt die Frau.

Nun möchte Eve helfen. Von der ersten Stunde an engagiert sie sich in dem Freundeskreis für die Menschen in der Notunterkunft auf dem Vaihinger Uni-Campus. Am 9. November zogen in die Sporthalle Keltenschanze am Pfaffenwaldring die ersten Flüchtlinge ein. Derzeit leben dort etwa 120 Frauen, Männer und Kinder. Die meisten kommen aus den Kriegsgebieten in Syrien und dem Irak. Die Notunterkunft soll bis Ende Januar bestehen bleiben, danach braucht die Universität die Halle selbst. Nicht für den Hochschulsport, sondern damit die Studenten dort ihre Prüfungen schreiben können.

Evangelisch-methodistische Gemeinde ist federführend

Die evangelisch-methodistische Gemeinde rief den Freundeskreis ins Leben. „Wir haben hier im Gemeindezentrum die räumlichen Möglichkeiten, etwas aufzubauen und wir wollen helfen“, sagt Eve. Bei dem Freundeskreis wirken etwa 15 Gemeindemitglieder und mehr als 40 weitere Menschen aus dem Stadtbezirk mit.

„Das Engagement und die Spendenbereitschaft sind groß“, sagt Eve. Im Keller des Gemeindezentrums an der Brommerstraße stehen mittlerweile dutzende Kisten. Dennoch sind manche Sachen Mangelware. „Wir brauchen vor allem noch Männerkleidung in kleinen Größen“, sagt Eve. Nicht alles, was gespendet wird, ist sofort brauchbar. Und manches ist gänzlich unbrauchbar. „Einige haben uns Sommerkleider gespendet“, sagt Eve. Der Freundeskreis werde die nun erst einmal lagern, für den Fall, dass es die Notunterkunft doch länger gibt als geplant. Wenn nicht, werde man die Kleider anderen Freundeskreisen zur Verfügung stellen. Was sie allerdings mit den gespendeten Abendkleidern machen soll, ist Eve unklar.

Kleiderkammer auf 65 Quadratmetern

Die Kleiderkammer befindet sich im Haus neben der Pauluskirche. Das Gebäude gehört der Gemeinde. Die Wohnung im Erdgeschoss steht seit einiger Zeit leer. „Im Nachhinein betrachtet, war das ein Glücksfall“, sagt Eve. Denn nun gibt es auf den knapp 65 Quadratmetern je einen Raum für Männer-, Frauen und Kinderkleidung. Die Küche und das Bad wurden kurzerhand zu Umkleidekabinen umfunktioniert. Die Kleiderkammer hat dreimal in der Woche geöffnet. Auch an diesem Tag sind viele Flüchtlinge da. Gerade konnten die Mitglieder des Freundeskreises wieder eine junge Frau glücklich machen. „Sie hat einen knallroten Mantel mitgenommen. Ihr Mann hat es ihr erlaubt“, sagt eine der Helferinnen und lacht.

Zur gleichen Zeit lernt eine Gruppe junger Männer in der Pauluskirche Deutsch. Der sakrale Raum dient als Klassenzimmer. In den benachbarten Gemeinderäumen gibt es Kaffee, Kekse und Spiele für Kinder. „Wir wollen den Flüchtlingen die Möglichkeit geben, aus ihrer Unterkunft rauszukommen und neue Kontakte zu knüpfen“, sagt Katherine Eve und ergänzt: „Es ist so schön, dass in so kurzer Zeit so viel entstanden ist.“

Wer sich in dem Freundeskreis engagieren oder für die Flüchtlinge spenden möchte, schreibt eine E-Mail an folgende Adresse: buero@emk-s-vaihingen.de.