Wo heute noch die Vereinsgaststätte der SG Weilimdorf steht, soll eine Flüchtlingsunterkunft errichtet werden. Foto: Martin Braun

Beim Auftakt des Flüchtlingskreises wird bekannt, dass sich der Bau der Unterkunft verzögert. Ist es dann so weit, wird der Flüchtkingskreis viel zu tun haben. Unterstützung ist immer willkommen.

Weilimdorf - Zur Auftaktveranstaltung des Flüchtlingskreises platzte der Sitzungssaal im Weilimdorfer Bezirksrathaus aus allen Nähten. Obwohl selbst im Flur noch Stühle aufgestellt wurden, fanden längst nicht alle Zuhörer einen Sitzplatz. Entsprechend begeistert äußerte sich die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich über die so zahlreich erschienen Weilimdorfer: „Mit so vielen Interessierten hätte ich nicht zu hoffen gewagt.“

Die Flüchtlingsunterkünfte brauchen doch länger

Eine für alle Anwesenden überraschende Neuigkeit hatte Gerhard Bock vom Sozialamt mitgebracht. Eher beiläufig erwähnte er in seinem Vortrag zur Situation von Flüchtlingen in Stuttgart, dass die Unterkünfte an beiden Weilimdorfer Standorten voraussichtlich erst im Dezember bezugsfertig sind. Bis dato war geplant, dass an der Solitudestraße ab September Flüchtlinge untergebracht werden können. Zu der Verzögerung kam es nach Auskunft des Ersten Bürgermeisters Michael Föll, „weil sich das Genehmigungsverfahren ein bisschen hingezogen hat“.

Auch bei der zweiten Unterkunft auf Weilimdorfer Gemarkung, auf dem Sportgelände an der Steinröhre in Hausen, ist noch nicht alles in trockenen Tüchern. Zwar wurde mit den Abrissarbeiten begonnen, eine Baugenehmigung bislang aber nicht erteilt, da derzeit noch ein Widerspruch beim Regierungspräsidium anhängig ist. Michael Föll ist jedoch zuversichtlich, dass dort der Zeitplan eingehalten werden kann: „Wir gehen davon aus, dass wir beide Unterkünfte bis Dezember fertig bekommen.“

Der Flüchtlingskreis heißt neue Ideen willkommen

So bleibt dem Flüchtlingskreis etwas mehr Zeit, sich zu organisieren. Seine Aufgaben könnten eher gering gehalten, aber auch ausgedehnt werden, sagte Ulrike Zich: „Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.“ Sie betonte, dass sie den Flüchtlingskreis möglichst offen halten wolle, sodass jederzeit noch Engagierte dazustoßen könnten, gleichzeitig aber keine dauerhaften Verpflichtungen daraus entstünden.

Der Sprecher des Freundeskreis Flüchtlinge Feuerbach, Wolf-Dieter Dorn, hob die Bedeutung von Medizinern und Übersetzern hervor. In Feuerbach habe man die Erfahrung gemacht, dass die Gesundheitsversorgung ein zentrales Thema der Flüchtlingsarbeit sei. „Suchen Sie Ärzte, die sich bereit erklären, die Leute zu behandeln“, so Dorn. Dafür brauche man auch Übersetzer. Deswegen war seine zweite Empfehlung an die Weilimdorfer, eine Liste mit Leuten zusammenzutragen, die Fremdsprachen wie etwa Paschtunisch oder Farsi sprechen.

Man dürfe keine zu positiven Vorstellungen haben

„Flucht ist keine Tourismus-Reise“, sagte Gerhard Bock. Die Menschen seien meist ziemlich fertig, wenn sie hier ankämen. Seine Kollegin Heidi Schäfer warnte davor, „ein zu positives Bild von dieser Arbeit“ zu haben. Manchmal bekomme man nicht die Anerkennung, die man sich erwarte, die Tätigkeit könne anstrengend sein, die Menschen mitunter traumatisiert. Schäfer arbeitet erst seit zwei Wochen beim Sozialamt. Sie soll die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe koordinieren und eine Plattform aufbauen, über die Spenden verteilt werden können. Derzeit, so Gerhard Bock, suche das Jugendamt vor allem Kleiderspenden für minderjährige Flüchtlinge, die alleine nach Deutschland gekommen sind.

Auch der Weilimdorfer Flüchtlingskreis wird sich um Sachspenden kümmern. Weitere Tätigkeitsfelder sollen Lebensbegleitung, Sprachschulung, gemeinsame Aktionen sowie die Unterstützung in Notfällen sein. Noch bis Ende dieser Woche können sich Interessierte auf Listen an Stellwänden im Sitzungssaal im Bezirksrathaus eintragen. Jederzeit möglich ist, sich online ans Bezirksamt zu wenden. Auch wer weitere Ideen oder Vorschläge zur Arbeit des Flüchtlingskreises hat oder etwas spenden möchte, kann sich einfach per Mail mit dem Betreff „Flüchtlingskreis“ unter poststelle.weilimdorf@stuttgart.de melden.