OB Klenk (im Bild mit Sozialbürgermeister Alexander Ludwig bei einer Pressekonferenz zur Flüchtlingsunterbringung in Stetten) äußert sich erstaunt, dass der offene Brief an ihn keine Absenderangaben enthält. Foto: Natalie Kanter

Im L.-E.-Stadtteil Stetten gibt es Bürger, die den Hotel-Umbau in ein Flüchtlingsheim ablehnen. Sie wollen aber unerkannt bleiben und schreiben dem OB anonym einen offenen Brief.

Leinfelden-Echterdingen - Die Bürger von L.-E.-Stetten sagen Nein zum Flüchtling-Dauerstandort Nödinger Hof“. Das ist die Kernaussage eines an den Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, Roland Klenk, gerichteten offenen Briefs. Was dem am Donnerstag per Post im Rathaus eingegangenen Schreiben allerdings fehlt, sind Angaben zu Verfasser und Absender. Darauf angesprochen sagt Klenk: „Niemand steht mit seinem Namen dafür ein? Was soll denn das?“ Die Verfasser dürften sich gerne bei ihm melden. Er sei zu einem Gespräch bereit.

Einer der Autoren ist der Stettener Unternehmer Peter Sund. Er war wegen des offenen Briefs auf die Filder-Zeitung zugekommen. Die nun verschickte Fassung ist am Montagabend bei einer Versammlung im ehemaligen Stettener Mostbesen entstanden, an der laut Sund „fast 40 Leute teilgenommen“ haben.

Kritik am Kauf des Hotels

Inwieweit diese Gruppe eine Mehrheit im Stadtteil repräsentiert, ist jedoch unklar. Auf Nachfrage gibt Sund zu, dass es im Ort „keine große Bereitschaft“ gebe, offen oder mit Unterschrift auf einem Brief oder auf einer Liste gegen das Vorhaben des Landkreises zu protestieren.

Die Verfasser des anonymen Briefs an den OB, der auch an den Landrat Heinz Eininger geschickt worden sei, erklären ihre Ablehnung der Umwandlung des Hotels in eine Flüchtlingsunterkunft mit „erheblichen Bedenken für die nicht einzuschätzende Größenordnung und Entwicklung an diesem Standort“. Kritik üben sie daran, dass der Kauf des Hotels „unter dem Deckmantel der Rechtsstaatlichkeit beschlossen“ worden sei.

Kritiker benennen Alternativstandorte

Die Urheber äußern die Befürchtung, „dass sich hier ein sozialer Brennpunkt etabliert“. Ihre Sorge begründen sie mit der „völlig ungeklärten“ Herkunft der maximal 160 Flüchtlinge. Außerdem argumentieren die Verfasser mit „nicht überschaubaren Folgekosten“ der Unterbringung für die Stadt. Worauf diese Erkenntnis beruht, erläutern sie hingegen nicht. Behauptet wird außerdem, dass „hart erarbeitete Wohnimmobilien“ nicht nur in direkter Nachbarschaft, sondern in ganz Stetten von einem Wertverfall betroffen seien.

Hier sei „ein starker OB gefordert“, heißt es in dem Brief weiter. Als Alternativstandorte werden die ehemalige Entsorgungsstation (Stetten), das Renault-Areal und die ehemalige Musikschule in Echterdingen sowie in Leinfelden das frühere Hornung-Areal und die Fläche gegenüber dem Bauhof benannt.

OB Klenk weist Kritik zurück

Klenk will die im Schreiben erhobenen Vorwürfe für sich und auch für den Gemeinderat nicht annehmen. Der Kreis habe einfach seine Aufgabe, Flüchtlinge aufzunehmen, erfüllen müssen. Die Dringlichkeit bringe es mit sich, dass es hier kein Musterbeispiel für eine Bürgerbeteiligung geben könne. „Wir sollten den Blick nach vorne richten“, sagt er. Zu Standortalternativen sagt der OB: „Es gibt noch ein paar Potenziale.“ Diese seien aber alle „nicht konfliktfrei“. Das habe ein Suchlauf der Stadt ergeben. Dabei wollte man Grundstücke und Gebäude für eine weitere Sammelunterkunft des Kreises und für die Anschlussunterbringung finden. Details sollen im Frühjahr vorgestellt werden.