Uyi Omoregie, Baraa Shaker, Muhamet Kozhan und Jeong Lee (von links nach rechts) unterbrechen das Tischtennisspiel für eine entspannte Runde auf der Schaukel. Foto: Cedric Rehman

Unter den etlichen Kindern im Degerlocher Waldheim sind in diesem Sommer auch Flüchtlinge aus der Unterkunft in Plieningen. Der Waldheimleiter hat absichtlich kein Aufhebens darum gemacht.

Degerloch/Plieningen - Philipp Janle sitzt ganz entspannt auf einer Bank auf dem Degerlocher Waldheimgelände. Viel zu tun hat der Helfer im Moment nicht. Der Sack Flöhe, auf den er ein Auge hat, kümmert sich gerade um sich selbst. Um die Tischtennisplatte herum rennen neun- und zehnjährige Jungen. Jeder will mal den weißen Ball mit seinem Schläger über die Platte jagen. Welches von den freudig erregten Kindergesichtern gehört einem Flüchtling, welches einem deutschen Jungen? Schwer zu sagen. Und hat der deutsche Junge dann einen Migrationshintergrund oder nicht? Das ist in dem fröhlichen Gewusel von Kindern auch kaum zu erraten.

Das gab es bereits in den 90er-Jahren

Philipp Janle und sein Kollege Dennis Hellbach müssen diese bestens aufgelegte Truppe jedenfalls nicht wie Animateure bespaßen. Das besorgen die 24 Jungen schon selbst.

Vier von ihnen wohnen im Plieninger Flüchtlingsheim im Wolfer. Uyi Omoregie kommt aus Nigeria, Jeong Lee aus Nordkorea, Baraa Shaker aus Syrien und Muhamet Kothani aus dem Kosovo. Sie gehören zu den neun Kindern aus der Unterkunft, die an der zweiten Ferienfreizeit im Degerlocher Waldheim teilnehmen. Der Diakon Jürgen Möck hatte nach der Eröffnung der Plieninger Unterkunft im Sommer vergangenen Jahres das Ziel, dass Flüchtlingskinder an einer Ferienfreizeit im Waldheim 2015 teilnehmen können. Damit sollte das Waldheim an die 90er-Jahre anknüpfen, als dies Kindern ermöglicht wurde, die im Asylbewerberheim an der Hohen Eiche lebten, weil ihre Familien vor den Jugoslawienkriegen flüchten mussten.

Zwei Jahrzehnte später sind die Krisen der Welt vielleicht noch mannigfaltiger, der Blick auf die jungen Tischtennisspieler aus Ostasien, Südosteuropa, Afrika und dem Nahen Osten legt es zumindest nahe. Mittlerweile haben Flüchtlinge mit der Bonuscard die Möglichkeit, ihre Kinder zu Freizeiten ins Waldheim zu schicken. Sie können so den Tag an einem anderen Ort verbringen als in der Asylunterkunft.

Probleme sind ausgeblieben

Morgens kümmern sich Ehrenamtliche des Flüchtlingskreises darum, dass die Kinder mit dem Bus zum Waldheim gelangen. Die ersten beiden Tage seien sie auch noch dageblieben als Ansprechpartner, falls Probleme auftauchen, sagt Jürgen Möck. „Da gab es aber so gut wie nichts“, sagt der Diakon. Nur einmal, berichtet er, habe ein Junge zur falschen Zeit die Glocke auf dem Waldheimgelände geläutet. „Da haben alle anderen gedacht, es sei Zeit zum Mittagessen“, sagt Jürgen Möck belustigt. Die Helfer hätten den Kindern zu Beginn der Freizeit nicht gesagt, dass in diesem Jahr auch Kinder aus dem Plieninger Asylunterkunft mitmachen würden. „Das hätte doch von Anfang an die Kinder aus dem Heim hervorgehoben“, sagt Möck. Das Gegenteil sei aber das Ziel der Waldheimfreizeit. „Wir haben auch Kinder mit Downsyndrom bei uns. Das kündigen wir auch nicht an“, sagt Jürgen Möck.

Die Helfer verständigen sich mit den Kindern genau, wie diese es untereinander tun: auf Deutsch oder eben mit Händen und Füßen. Die Flüchtlingskinder können mehr oder weniger gut Deutsch, je nachdem, wie lange sie schon hier leben. Der junge Nigerianer Uyi Omoregie kann schon ganz genau erklären, warum es ihm im Waldheim gefällt. „Hier ist viel mehr Platz als im Heim, und es gibt mehr Kinder“, sagt er. Dann zieht es ihn wieder zur Tischtennisplatte, wo die Jagd nach dem weißen Ball weitergeht.