Steht wieder leer: das Hotel Gambrinus. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die das ehemalige Hotel Gambrinus bewohnten, sind an anderen Standorten untergekommen. Durch zentralere Unterbringung will das Sozialamt den Verwaltungsaufwand senken.

Vaihingen - Es war vielleicht kein besonders ordentliches, aber zumindest ein belebtes Plätzchen: das geschlossene Hotel Gambrinus an der Möhringer Landstraße, das von Frühjahr 2015 bis vor Kurzem als Flüchtlingsunterkunft gedient hat – für unbegleitete Jugendliche. Bis vor ein paar Wochen standen dort Turnschuhe auf den Fensterbrettern. Inzwischen wirkt das Haus ausgestorben.

Im Oktober wurde begonnen, die etwa 20 Flüchtlinge woanders unterzubringen – und zwar in Häuser an der Tunzhofer Straße in der Innenstadt und am Klingenbach in Stuttgart-Ost. Jetzt ist der Umzug abgeschlossen. Der Grund war, dass das für minderjährige Flüchtlinge zuständige Jugendamt durch eine zentralere Unterbringung hofft, logistischen Aufwand zu sparen. „An der Tunzhofer Straße sitzt zum Beispiel unser Sozialdienst, der Rechtsfragen leichter bearbeiten kann“, sagt Lucas-Johannes Herzog, der Leiter der Abteilung Erziehungshilfen.

Konzept hatte Erfolg

Zentrale Unterbringung – das steht bei der Flüchtlingsfrage im Widerspruch zum sogenannten Stuttgarter Weg, den Oberbürgermeister Fritz Kuhn zur Chefsache gemacht und klargestellt hat, dass Flüchtlinge in dezentralen Einrichtung untergebracht werden müssen. Offenbar hatte das Konzept Erfolg: Als Nachrichten durch die Medien gingen, dass es in großen Flüchtlingsheimen häufig gekracht hat, konnte die hiesige Polizei über die kleinen Wohneinheiten nur sagen, dass es nicht mehr Spannungen gebe als in normalen Nachbarschaften.

Doch dabei ging es um Flüchtlinge im Allgemeinen – also um Familien, für deren Betreuung nicht das Jugendamt, sondern in erster Linie das Sozialamt zuständig ist. „Das Jugendamt ist für viel weniger Personen zuständig“, sagt Herzog. „Das muss man anders bewerten und da ist die dezentrale Unterbringung im Stadtgebiet nicht sinnvoll.“

In Stuttgart leben derzeit ungefähr 550 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zum Vergleich: insgesamt sind es 8100 Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen und in Stuttgart untergekommen sind. Ganz neu ist die Entwicklung nicht. So wurden beispielsweise die minderjährigen Flüchtlinge an der Robert-Koch-Straße in Vaihingen in größeren Einrichtungen untergebracht. Die Zahl der Interimsquartiere für diese Flüchtlingsgruppe wird also immer geringer.