Die Teilnehmer in den vier Arbeitsgruppen haben teilweise lebhaft diskutiert. Foto: Tilman Baur

Beim Filderstädter Flüchtlingsdialog haben Bürger und Flüchtlinge im Bürgerzentrum Bernhausen versucht, konstruktive Lösungen für ein fruchtbares Zusammenleben zu erarbeiten.

Filderstadt - „Bauen und Wohnen“, „Lernen und Bildung“, „Gemeinschaft“, „Beteiligung und Dialog“: Unter diesen Schlagwörtern haben am Samstag Flüchtlinge und Bürger beim Filderstädter Flüchtlingsdialog im Bürgerzentrum Bernhausen darüber gesprochen, wie sie in den nächsten Jahren als Gemeinschaft näher zusammenwachsen können. In den vier Gruppen – etwa 50 Menschen nahmen insgesamt teil – rauchten die Köpfe und entwickelten sich lebhafte, teils aber auch zähe Diskussionen. An einer Pinnwand wurden Ideen und Fragen zur Orientierung gesammelt. Teilnehmer der Gruppe „Gemeinschaft“ diskutierten, wie Flüchtlinge Deutsch lernen könnten, wenn sie gleichzeitig einen Rucksack voller traumatischer Erlebnisse und bedrückender Lebensumständen mit sich herumtragen müssten?

Einheimische und Flüchlinge kommen noch zu selten zusammen

„Für so eine komplexe Sprache wie die deutsche haben sie teilweise gar keine Kapazitäten frei“, sagte eine Teilnehmerin. Gleichzeitig müssten Angebote bestehen bleiben, eine Tür immer geöffnet sein für jene, die Sprachangebote annehmen wollten. Ein anderes Problem: trotz eines ganzen Pools an Angeboten von Vereinen kommen Flüchtlinge und Einheimische noch nicht ausreichend oft zusammen. „Wie könnte man da Brücken schlagen?“, fragte ein junger Mann. Man dürfe Flüchtlinge auch nicht mit zu vielen Angeboten überfrachten, warf eine Frau ein.

„Wir müssen erst mal die deutsche Kultur lernen, dafür brauchen wir Zeit“, sagte ein junger Iraner und machte einen Vorschlag: Es sollten mehr Events in den Unterkünften stattfinden, um den Deutschen die eigene Herkunftskultur näher zu bringen. Der Vorschlag kam an, und der Plan für einen arabischen Tanzabend nahm schon recht konkrete Formen an.

Der OB erwartet Anstöße für weitere Projekte

Oberbürgermeister Christoph Traub machte sich ein Bild und beobachtete interessiert, welche Impulse aus den Gruppen kamen. Zehn Prozent der 500 Bürger, die man im vergangenen Jahr per Zufallsauswahl für den Dialog angeschrieben habe, seien gekommen. „Für einen sonnigen Samstagmittag ist das keine schlechte Quote“, sagte Traub.

Die Landeszentrale für politische Bildung hatte die Maßnahme landesweit ausgeschrieben, Filderstadt hatte sich beworben und den Zuschlag erhalten. Freilich, so OB Traub, erwarte man sich auch Anstöße für weitere Projekte. Doch wolle man nicht zu sehr vorgreifen. Im Vordergrund stehe der Dialog. So sollten die Flüchtlinge auch sagen, was ihnen in Filderstadt auffalle und was aus ihrer Sicht verbessert werden könne, sagte Claudia Peschen, die den Dialog moderierte.