In der Nacht zum Sonntag wurde der Bauzaun im Gebiet Schelmenäcker-Süd mit Klopapier und Sprüchen wie „Es reicht“ oder „Kein 2. Bau“ behangen. Foto: privat

Der Gemeinderat wird wohl am 18. Dezember dem Vorschlag der Verwaltung folgen.

Stuttgarter Norden - In Botnang, Hausen und Feuerbach werden im kommenden Jahr insgesamt sechs neue Unterkünfte für Flüchtlinge gebaut. Daran haben die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen des Gemeinderats am Freitag keinen Zweifel gelassen. Zwar gab es vereinzelte Kritik an dem einen oder anderen der vier Standorte, letztendlich haben die Stadträte aber signalisiert, am 18. Dezember den Vorschlägen der Verwaltung zuzustimmen. Zuvor hatten Erster Bürgermeister Michael Föll und der designierte Leiter des Sozialamtes, Stefan Spatz, betont, dass es keine Alternativen zu den vorgeschlagenen Standorten gebe, wenn man auf Notfallunterbringungen in Turnhallen oder auf Zeltstädte, wie es sie beispielsweise in München gebe, verzichten möchte.

Hans H. Pfeifer (SPD) war dennoch über die geplanten drei Systembauten im Gebiet Steinröhre in Hausen, in denen bis zu 243 Flüchtlinge unterkommen sollen, nicht begeistert: „Ich habe da ein bisschen Bauchweh. Der Standort ist zu dezentral. Das ist ein Problem. Wir werden die Vorlage aber trotzdem mittragen.“

Guntrun Müller-Enßlin (SÖS-Linke-Plus) teilte die Sorgen des Sozialdemokraten: „Mir fehlt an dieser Stelle in Hausen die Anbindung ans öffentliche Leben.“ Bernd Klingler (FDP) hingegen fand den Vorschlag der Verwaltung gut: „Die Fläche liegt sicherlich nicht außerhalb. Zwischen Hausen und den neuen Unterkünften liegt nur ein Acker.“ Föll stimmte dem Liberalen zu: Es seien nur 100 Meter zum Ortsrand, 310 Meter zur Bushaltestelle und 650 Meter zum nächsten Supermarkt. „Und das ist nicht die Luftlinie, sondern der Fußweg. Dieser Standort ist vertretbar“, betonte der Erste Bürgermeister.

Feuerbacher gehen auf die Barrikaden

Silvia Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) lobte zunächst die Verwaltung für ihre Arbeit, ehe sie noch hinzufügte, dass nicht alle Standorte ideal seien. Dazu zählte sie auch das Gebiet Schelmenäcker-Süd in Feuerbach. Die Anwohner würden sich sorgen und fühlten sich über die Pläne der Stadt nicht genug informiert. Fischer schlug vor, dass den betroffenen Feuerbachern per Brief die aktuelle Flüchtlingssituation in Stuttgart geschildert wird und sie gleichzeitig in die Bezirksbeiratssitzung am Dienstag, 16. Dezember, eingeladen werden, wenn die Kommunalpolitiker über die geplante Unterkunft diskutieren. Stefan Spatz war sich allerdings sicher, dass 98 Prozent der Bürger vor Ort Bescheid wüssten und am 16. Dezember sicherlich kein Platz im Sitzungssaal frei bleiben werde.

Davon gehen auch einige Mitglieder der Interessengemeinschaft Schelmenäcker-Süd aus. „Ich erwarte einen richtigen Wirbel und dass der Bezirksbeirat den zweiten Bau ablehnt“, sagt ein Anwohner auf Nachfrage, der anonym bleiben möchte. Man werde sich das nicht bieten lassen. Die Bürger seien erschüttert. Die Verwaltung habe von einem Gebäude im Gebiet gesprochen. Mit dem habe man sich mittlerweile auch versucht zu arrangieren. Aber all das Gerede sei wohl nur eine Beruhigungspille gewesen. Nun werde von den Anwohnern sicher auch gegen die zweite Unterkunft mit 78 Plätzen eine Petition im Landtag eingereicht.

Michael Föll sagte am Freitag erneut, dass die Verwaltung zu den Anwohnern immer ehrlich gewesen sei und mit offenen Karten gespielt habe: „Ich muss auch noch einmal betonen, dass dieser Standort aus den Reihen des Bezirksbeirats vorgeschlagen wurde, auch wenn sich Teile des Gremiums daran nicht mehr erinnern oder nichts davon wissen wollen. Man muss die Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen und sie nicht auf andere abwälzen wollen.“

Die zwei geplanten Unterkünfte in Botnang bereiten den Stadträten keine Sorgen.