Die dreiteilige Schulsporthalle in Weilimdorf ist belegt, der Sportunterricht muss ausweichen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

In den kommenden drei Wochen werden circa 700 Flüchtlinge in fünf Sporthallen einziehen. Die Schulen müssen ihre Stundenpläne teilweise umstellen, ausfallen soll der Sportunterricht möglichst nicht. Für die Abiturienten sucht die Stadt in Weilimdorf nach einer Halle in der Nachbarschaft.

Stuttgart - Nach der neuesten Prognose des Landes muss Stuttgart allein in diesem Monat rund 670 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge schaffen. Deshalb nutzt die Stadt auf unbestimmte Zeit fünf Turn- und Schulsporthallen – mit Auswirkungen auf den Unterricht und die Sportangebote von circa 40 Vereinen.

„Es wird Ausfälle geben, wir können die Hallenangebote nicht eins zu eins ersetzen“, sagt Schul- und Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Sie wirbt um Verständnis: „Ein Kriterium bei der Auswahl der Hallen war, ob Ausweichquartiere in der Nähe sind.“ Die Flüchtlinge ziehen nun in die Turn- und Versammlungshallen Hedelfingen und Obertürkheim sowie die Schulsporthallen des Solitude-Gymnasiums, der Raichberg-Realschule (Ost) und der Grundschule in Birkach ein (wir berichteten).

Grundschulrektorin Ulrike Schwarz und ihre Kollegen mussten bereits am Freitag die Turngeräte und Matten aus der Halle in Obertürkheim holen, am heutigen Samstag wird sie mit Betten bestückt. „Wir haben aber das Glück, dass es für den Sport eine Ballsporthalle in der Nachbarschaft gibt und eine Klasse an der Auschule unterkommt“, sagt Ulrike Schwarz. Die 250 Raichberg-Realschüler müssen – wie auch die Grundschüler in Birkach – den Schulsport erst von der 44. Woche an woanders hin verlegen. „Wir haben den Vorteil, dass die Stadt noch Zeit hat und nach einer guten Lösung für unsere 120 Schüler sucht“, sagt Rektorin Ursula Heinemann. Die Sportlehrer hätten spontan vorgeschlagen, statt Hallensport zu treiben eben zum Joggen zu gehen. „Wir haben ein Weltproblem, da ist es nicht weiterführend, die Belegung unserer Sporthallen zu dramatisieren“, sagt sie.

Vereine zeigen sich solidarisch

Für die Solitude-Gymnasiasten in Weilimdorf „müssen wir wegen der Vorbereitung zum Abitur natürlich den Schulsport in seiner gesamten Breite auffangen“, sagt Bürgermeisterin Eisenmann. Das sei in dem Bezirk nicht ganz so schwer, weil es alternative Kapazitäten gebe. In der dreiteiligen Sporthalle des Gymnasiums kommen von 22. Oktober an rund 270 Flüchtlinge unter.

Selbst die heimatlos gewordenen Sportvereine „werden aus sportimmanenten Gründen ein Solidaropfer bringen“, sagt Fred-Jürgen Stradinger, der Präsident des Sportkreis Stuttgart. Der Geschäftsführer Dominik Hermet hat eine Idee: „Wir schreiben alle Vereine an und bitten sie um Asyl für die, die nun keine Halle mehr haben.“