Immer mehr Flüchtlinge wollen ihre Familie nachholen – doch das ist nicht so einfach Foto: dpa

In Deutschland gibt es große Ängste vor dem Familiennachzug bei Flüchtlingen. Tatsächlich herrscht enormer Andrang. Doch in der Praxis müssen vor allem Syrer jahrelang warten, bis es so weit ist.

Stuttgart - Das Auswärtige Amt plant nach Informationen unserer Zeitung, das Personal an der Botschaft in Beirut in den nächsten Wochen weiter aufzustocken. Dort sind die Kapazitäten zuletzt bereits verdreifacht worden. Auch andere Auslandsvertretungen im Nahen Osten sollen mehr Platz und Mitarbeiter erhalten. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran“, heißt es in Berlin. Grund ist der große Andrang von Syrern, die Visa für den Familiennachzug nach Deutschland beantragen. In Syrien gibt es keine deutsche Vertretung mehr, deshalb müssen Angehörige von Asylberechtigen auf umliegende Länder ausweichen.

Dabei kommt es mittlerweile zu enormen Wartezeiten. In vielen Fällen müssen nachzugsberechtigte Angehörige 14 Monate bis zu einem Termin ausharren. Danach dauert es erneut, bis die Papiere ausgestellt sind. So vergehen derzeit häufig zwei Jahre, bis asylberechtigte Syrer in Deutschland ihre Angehörigen nachholen können. Tendenz steigend bei den Anträgen

Wie viele Anträge insgesamt in den deutschen Auslandsvertretungen vorliegen, kann man beim Auswärtigen Amt nicht sagen. Im Zeitraum von Januar 2015 bis März 2016 habe man im Nahen Osten allein syrischen Antragstellern rund 30 000 Visa für den Familiennachzug erteilt, heißt es dort. Die Tendenz sei steigend. Die Experten gehen davon aus, dass im Schnitt für jeden der mehreren Hunderttausend Syrer, die in Deutschland wohl Asyl erhalten werden, eine weitere Person nachkommen könnte.

Vor einem Jahr hat Deutschland die Grenzen für Flüchtlinge geöffnet. In unserer neuen Serie „Auf der Flucht“ zeigen wir, wie Deutschland und der Südwesten den Ansturm bislang gemeistert hat und wie er das Land verändert.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.gegenstimmen-aus-der-koalition-bundestag-beschliesst-asylpaket-ii.637c1bb3-54ef-4ca9-b552-95b60b6219dc.html