Teslas Verkaufsschlager Model S Foto: Tesla

Daimler wappnet sich für die Zukunft. Der Verkauf von Tesla-Anteilen bringt 600 Millionen Euro – ein kleines Polster für geplante Milliardeninvestitionen in Werke und neue Technologien.

Stuttgart/Palo Alto - Fast scheint es so, als wolle Daimler in diesem Jahr unnötigen Ballast abwerfen, um sich für den globalen Konkurrenzkampf zu rüsten. Im Frühjahr trennte sich der Stuttgarter Autobauer bereits von seinem 50-Prozent-Anteil am Motorenhersteller Rolls-Royce-Power-Systems (ehemals Tognum). 2,4 Milliarden Euro spülte die Transaktion in die Kassen. Dazu sprudeln die Gewinne aus dem Fahrzeuggeschäft wie selten zuvor. Jetzt kommt weiteres frisches Geld hinzu. Der Verkauf des Vier-Prozent-Anteils am kalifornischen Elektro-Pionier Tesla bringt Daimler 600 Millionen Euro ein. Da das Geld in das operative Ergebnis einfließt, dürfte 2014 eines der erfolgreichsten Jahre der Unternehmensgeschichte werden. „Wir sind mit der Entwicklung unserer Beteiligung an Tesla außerordentlich zufrieden“, sagte Daimler-Finanzchef Bodo Uebber nach Bekanntgabe der Entscheidung.

Unberührt von dem Schritt ist die Zusammenarbeit mit dem Pionier auf dem Gebiet des Elektroantriebs. „Die Partnerschaft mit Tesla ist erfolgreich und wird auch künftig fortgesetzt“, betonte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Tesla liefert den kompletten Antriebsstrang für die neue B-Klasse Electric Drive, die im November auf den deutschen Markt kommen soll. Dort soll sie dem E-Golf von VW und dem i3 von BMW Konkurrenz machen. „Wir sind davon überzeugt, dass dieses leistungsstarke Fahrzeug viele Kunden ansprechen wird“, ist Zetsche überzeugt. Tesla hatte zudem die Technologie für die ersten Elektro-Smart geliefert. Diese werden aktuell jedoch von den Daimler-Töchtern Li-Tec (Zelle) und Accumotive (Batterie) ausgestattet.

Das Geld aus dem Verkauf soll in das operative Geschäft einfließen. Daimler stellt sich derzeit für die Zukunft auf. So werden allein in die deutschen Mercedes-Werken in den nächsten Jahren drei Milliarden Euro investiert, um die Fertigung zu modernisieren. Anfang dieser Woche kündigte Daimler zudem an, die Sprinter- Werke in Düsseldorf und Ludwigsfelde mit 450 Millionen Euro aufzurüsten und eine Produktion für den Transporter in den USA aufzubauen. Das Unternehmen steckt darüber hinaus Milliarden in die Forschung und Entwicklung, um bei Zukunftstechnologien wie autonomem Fahren, Vernetzung und alternativen Antriebe führend zu sein.

Experten begrüßten die Entscheidung am Mittwoch. „Es ist im Sinne der Aktionäre, dass Daimler den hohen Kurs von Tesla nutzt und Gewinne einloggt“, sagte Frank Biller, Autoexperte von der Landesbank Baden-Württemberg. In der Tesla-Aktie stecke viel Fantasie, den Chancen eines weiteren Kursanstiegs stünden hohe Risiken gegenüber. „Ich hätte viele Ideen, was man mit dem Geld machen könnte“, sagte Konzernbetriebsrat Michael Brecht. „Wenn wir die Wachstumspläne für die Zukunft sehen, dann wird sicher die eine oder andere Milliarde nötig sein.“

Der Börsenliebling Tesla spürte zuletzt Gegenwind. Die Aktie ist in den vergangenen Wochen deutlich gefallen. Ein jüngst angekündigtes neues Modell erfüllte nicht die Erwartungen der Öffentlichkeit, zumal der Preis zu hoch angesetzt ist, um den Wagen für eine breitere Kundenschicht attraktiv zu machen. Außerdem gilt der fünf Milliarden Euro teure Bau einer Gigafabrik für Batterien als großes Risiko. Vor wenigen Wochen hatte schon Toyota angekündigt, ein Gemeinschaftsprojekt mit Tesla Ende des Jahres auslaufen zu lassen. Von dem strombetriebenen Geländewagen RAV4 mit Tesla-Technik waren nur 2000 Stück abgesetzt worden. Kunden entschieden sich lieber für den günstigeren Verbrennungsmotor.