Viktoria Tolstoy am Samstagabend im Stuttgartert Jazzclub Bix Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Die schwedische Sängerin Viktoria Tolstoy hat im Stuttgarter Club Bix Filmsongs serviert. Mit einem sehr gut eingespielten Trio klingen die Filmmelodien hübsch schlank, mitunter kräftig groovend oder elastisch swingend.

Stuttgart - Schwere Kost ist keinesfalls, was Tolstois Ururenkelin Viktoria am Samstagabend Jazzfreunden im ausverkauften Bix anbietet. Die 42-jährige Sängerin aus Malmö setzt vielmehr auf gefälligen Pop-Jazz, als sie das Publikum zu einem Spaziergang durch die Geschichte der Filmmusik einlädt. Mit einem sehr gut eingespielten Trio klingen die Filmmelodien nun nicht mehr nach Breitbandkino und Hollywood, sondern hübsch schlank, entschlackt, mitunter kräftig groovend oder elastisch swingend.

Nicht von Nachteil ist bei einem Liveauftritt, wenn die Frontfrau attraktiv und blond ist. Das Aussehen nämlich hat die schwedische Vokalistin gewiss nicht von ihrem russischen Urahn geerbt; der fand sich selbst so hässlich, dass er dem weiblichen Geschlecht meist auswich. Obwohl Viktorias Tolstoys Stimme – sie rühmt sich damit, nie eine Gesangsstunde genommen zu haben – nicht gerade triumphal und deren Umfang eher bescheiden ist und in höheren Lagen etwas schrill klingt, hat sie auf der Bühne das gewisse Etwas. Denn sie strahlt Aufrichtigkeit und Wärme aus. Die Menschen lassen sich davon berühren.

„Meet Me At The Movies“ heißt das aktuelle Album

Vom Gitarristen Krister Jonsson aber lassen sie sich mitreißen; der erweist sich als exzellenter Saitenkünstler und bestens gelaunter Show-Man, der in allen möglichen Stilrichtungen auftrumpft. Der Bassist Mattias Svensson sorgt mit seinen tiefen warmen Klängen für eine angenehme Grundierung. Das Schlagzeug bedient sehr effektiv Rasmus Kihlberg, Tolstoys Ehemann und Vater der beiden Kinder.

Ihr aktuelles Album, das sie auf der Tour vorstellt, nennt sie „Meet Me At The Movies“. Den Film „Bagdad Café“ findet sie toll und interpretiert den Sehnsuchts-Song „Calling You“ . „City Of Angels“ und Sarah McLachlans Lied „Angel“ ist im Repertoire und auch Seals Ballade „Kiss From A Rose“ aus dem Streifen „Batman Forever“. Erinnerungen an eigene Filmerlebnisse werden wach, und manche schließen beim Lauschen die Augen. Auch tausendmal interpretierte Klassiker präsentiert die fröhliche Dame: eine fragile, sich in das Lied hineintastende Version von Hupfelds „As Time Goes By“ aus „Casablanca“ und Charlie Chaplins Evergreen „Smile“, der in der Schlussszene seines wunderbaren Film „Moderne Zeiten“ erklingt. Ein Zugeständnis an Freunde des reinen Jazz sind ihre „Letters an Herbie Hancock“ und „Shining On You“ von Esbjörn Svensson. Richtig ab geht die Post bei groovenden Popsongs wie Peter Gabriels „Kiss That Frog“, Eric Claptons „Change The World“ aus dem Streifen „Phenomenon“ und Viktoria Tolstoys eigener Nummer mit dem clubtauglichen Titel „Have A Good Time“.