Robert Mazur (Bryan Cranston, re.) wagt sich in „The Infiltrator“ ins Innere des Kartells. Foto: Broad Green Pictures

Die geniale TV-Serie „Breaking Bad“ hat den Schauspieler Bryan Cranston berühmt gemacht. Nun zeigt er, was er noch alles kann. In „The Infiltrator“ spielt er brillant einen Cop, der sich in den USA der Achtziger in ein Drogenkartell einschleicht.

Stuttgart - Robert Mazur ist ein netter, sensibler Mann. Sein größtes Talent ist es, knallhart Leute zu verarschen. Aber nicht irgendwelche Leute. Mazur ist Drogenfahnder im Amerika der Achtziger, das von einer Kokainwelle überschwemmt wird. Als Undercover-Cop lässt er die kleinen und mittleren Dealer hochgehen, indem er sich mit nuancenreicher Mimikry als einer von ihnen ausgibt. Aber der Nachschub an Dealern ist so unerschöpflich wie der Nachschub an Koks. Und so kommt Mazur in Brad Furmans „The Infiltrator“ auf die Idee, das Einschleichspiel auf ein ganz neues Level zu heben, sich als effizienter Geldwäscher auszugeben und sich in einem Kartell paranoider kolumbianischer Killertypen bis an den Oberboss Pablo Escobar heranzuarbeiten.

Dem Film liegen wahre Begebenheiten zugrunde. Aber die Risiken, die Mazur eingeht, sind so haarsträubend, die Fallen, denen er doch noch entkommt, wirken zunächst so ausweglos, dass man das alles nicht glauben, dass man es der Zuspitzungsfreude eines Drehbuchautors zurechnen würde.

Die Kunst des haargenauen Spiels

Doch Bryan Cranston spielt beide Seiten von Mazur, den milden Privatmenschen und den vermeintlich völlig skrupellosen, durch und durch verkommenen Geschäftsmann völlig überzeugend. Er agiert druckvoll in Momenten der Eskalation und doch ohne jeden Anhauch von Übertreibung. Die Kunst des haargenauen Spiels macht auch Mazurs einstigen Ritt auf der Rasierklinge glaubhaft. Ein meisterlicher Verstellungskünstler bürgt für die Taten des anderen.

Cranston ist als zum Drogenzar mutierender Lehrer Walter White in der Serie „Breaking Bad“ bekannt geworden. Hier zeigt er, dass er sich locker lösen kann von der TV-Rolle, die völlig auf ihn zugeschnitten schien. Furman („The Take“, „Der Mandant“) kann zwar nichts über den Drogenhandel erzählen, was „Traffic“, „Blow“ oder „Sicario“ noch nicht gezeigt hätten. Auch die Schizophrenie des Undercover-Lebens wurde in Filmen wie „Donnie Brasco“ schon schlüssig vermittelt. Aber mit Cranston werden die wüstesten Szenen glaubhaft, wie jene, in der Mazur mit seiner Frau ausgeht.In diesen Moment des wahren Lebens treten seine Gangster-Bekanntschaften. Spontan muss er, um Cover und Leben zu retten, eine Wüterich-Szene hinlegen, die seine Frau tief verstört. Cranston macht da aus dem Krimi eine Erkundung der dunklen Seite jedes Menschen.

The Infiltrator. USA 2016. Regie: Brad Furman. Mit Bryan Cranston, John Leguizamo, Diane Kruger. 127 Minuten. Ab 16 Jahren