Filmemacherin Daphna Awadish wärmt sich in einem Stuttgarter Café auf Foto: Siri Warrlich

Zum Internationalen Trickfilmfestival kommen nicht nur Stars – sondern auch junge Filmemacher, die zum ersten Mal ihr Werk bei einem Festival sehen. So geht es Daphna Awadish aus Israel, für die in Stuttgart ein Traum in Erfüllung geht.

Stuttgart - Daphna Awadish hat es endlich getan: Sie ist ihrem Film hinterher gereist. „Bis jetzt war immer nur der Film auf Festivals unterwegs“, sagt Awadish. Jetzt ist die 27-Jährige zu ersten Mal selbst mit dabei, wenn ihr Werk gezeigt wird – und das ausgerechnet in Stuttgart.

„Jeder an meiner Uni spricht von Stuttgart“, sagt Awadish. Erst vergangenen Sommer hat die junge Israelin ihr Studium an der Bezalel Academy of Arts and Design in Israel abgeschlossen. Das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart sei unter den Studenten dort einer der wichtigsten Punkte auf der To-do-Liste für die erste Zeit nach dem Abschluss. Dass ihr Film nun hier gezeigt wird, macht sie sehr stolz. „Es fühlt sich wie ein Traum an, hier zu sein“, sagt Awadish.

Am ersten kalten Tag des Internationalen Trickfilmfestivals hat sich die junge Frau aus Israel ins Café Königsbau verkrochen. Freier Blick auf den Schlossplatz bei warmer Chai Latte. Erst wenige Stunden zuvor ist Awadish am Stuttgarter Flughafen aus dem Flieger gestiegen. Sie ist zum ersten Mal in Deutschland. Nach dem Nachtflug kämpft sie am ersten Festivaltag mit der Müdigkeit – und dem kalten Wetter.

„Meine Mutter hat mir geschrieben, dass in Jerusalem heute 35 Grad sind“, sagt Awadish. Auf die Kälte in Deutschland war sie nicht eingestellt. Deshalb war ihre erste Anlaufstation in Stuttgart auch nicht das Festivalkino, sondern ein Klamottenladen. Mit einem neuen, warmen Pulli sitzt sie jetzt im Café. Stuttgart hatte sie sich nicht nur wärmer, sondern auch sonst ganz anders vorgestellt. „Industrieller“, sagt Awadish. „Ich bin überrascht, dass es hier so viele alte Gebäude gibt.“

Deutschland gibt es am ersten Festivaltag nicht nur analog, sondern auch digital zu entdecken – auf der Kinoleinwand. Der allererste Film, den Daphna Awadish am Eröffnungsabend im Gloria-Kino sieht, heißt „Erlkönig“. Georges Schwizgebel aus der Schweiz bringt die Handlung des Gedichts von Goethe in farbintensiven, genial gestalteten Bildern auf die Leinwand. Zu Musik von Liszt und Schubert reiten Vater und Sohn durch den Wald. Als Awadish hört, dass das Gedicht viele Kinder in Deutschland schon in der Schule auswendig lernen, ist sie überrascht. „Ich konnte gar nicht mehr aufhören, zu staunen.“

Awadishs eigener Film trägt den Titel „Journey Birds“, auf Deutsch etwa Zugvögel – ihr Abschlussprojekt an der Bezalel Academy. Darin porträtiert Daphna Migranten, die an neuen Orten ihre Heimat gefunden haben. Der Film wird am Mittwochabend um 18 Uhr im Metropol 2, Bolzstraße 10, zusammen mit sieben anderen Kurzfilmen im Sonderprogramm „Migration – Reise ins Ungewisse“ gezeigt. Karten für die Vorstellung kosten 9,50 Euro und sind an der Kinokasse erhältlich.