In Sindelfingen guckt man besonders genau auf die Skandale der Autobauer. Foto: Eduard Losing

Vor der Bundestagswahl sind unsere Reporter die A81 entlang durch Baden-Württemberg gefahren. Und haben die Menschen gefragt, was sie bewegt. Dieses Mal: Sindelfingen.

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Sindelfingen - Jeder, der auf der A 81 unterwegs ist, kennt Sindelfingen. Die Stadt besteht aus diesem Blickwinkel vor allem aus den riesigen Fabrikhallen vom Daimler. Hier werden sie produziert, die Fahrzeuge, die nicht nur das Herz der Schwaben höher schlagen lassen. Dann gibt es natürlich noch Ikea, das vor allem bei Kindern beliebt ist – wegen des Bällebades und der lustigen Auffahrt zum Parkhaus. Und schließlich sind da natürlich noch die Zebrastreifen aus Marmor am Marktplatz, die in keiner Reportage über die rund 60 000 Einwohner zählende Stadt fehlen dürfen und den Reichtum Sindelfingens symbolisieren.

Und sonst? Im Schatten der beiden Türme des Daimler-Werks liegt eine erstaunlich schöne Stadt, mit romantischen Gassen und Fachwerkhäusern. „Hier verläuft ein Teil der deutschen Fachwerkstraße“, sagt Ulrike Rapp. Die Lehrerin lebt seit einigen Jahren in der Altstadt von Sindelfingen und genießt die Vorteile, in einer reichen Kommune zu wohnen. Es gebe zum Beispiel viele Kitas und gute Möglichkeiten einzukaufen.

In Sindelfingen gucken sie besondern genau auf die Skandale in der Automobilbranche

Das Daimler-Werk hält sie für Fluch und Segen gleichermaßen. Natürlich sei es gut, so einen potenten Steuerzahler zu haben, allerdings sei die Abhängigkeit sehr groß. „Wenn der Daimler hustet, dann kränkelt die ganze Stadt“, zitiert Ulrike Rapp einen immer wieder gern gebrauchten Satz. Aus diesem Grund blicke man in Sindelfingen besonders genau auf die Skandale in der Automobilbranche. „Natürlich haben wir Angst, dass es Daimler irgendwann nicht mehr gut geht“, sagt sie. „Das würde auf die Stadt zurückfallen und uns hart treffen.“

Auch für Samet Mutlu gehört „der Daimler“ zum Leben. Der Student jobbt dort in den Ferien, wo schon sein Großvater und Vater ihr Geld verdient haben. Und später, nach dem Studium? „Wenn ich anfange zu arbeiten, wird es viele Jobs nicht mehr geben“, sagt Samet Mutlu. „Als junger Mensch muss ich mich beruflich anders orientieren.“ Stichwort: Industrie 4.0. Das heiße nicht, dass er eines Tages nicht beim Daimler arbeiten wolle. Der Fahrzeughersteller entwickle sich weiter, und es gebe Schritte in Richtung E-Mobilität und neue Mobilitätskonzepte. So  wie er denken viele Sindelfinger. Die Zukunft wird viele Umbrüche bringen, aber der Daimler wird den Schritt in die Zukunft gut meistern – und Sindelfingen auch, davon sind sie hier überzeugt.

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