Von Balkonen und dahinterliegenden Räumen blieb nicht viel übrig. Foto: factum/Archiv

Das Feuer in einem Mehrfamilienhaus in Korntal im Oktober ist laut einem Gutachten wohl vorsätzlich gelegt worden. Vier Wohnungen brannten damals komplett aus.

Korntal-Münchingen - Der Brand in einem Mehrfamilienhaus im Schlesierweg in der Korntaler Stadtmitte am 20. Oktober ist „mit hoher Wahrscheinlichkeit vorsätzlich gelegt worden“. So lautet das vorläufige Ergebnis eines Sachverständigen-Gutachtens, das die Staatsanwaltschaft Stuttgart in Auftrag gegeben hatte und am Montag veröffentlicht wurde: „Eine andere Brandursache ist nach dem derzeitigen Ermittlungsstand nahezu auszuschließen.“

Offenbar war das Feuer an jenem frühen Freitagmorgen auf dem Balkon im Hochparterre des vierstöckigen Wohnhauses entstanden. Von dort aus hat es sich auf die darüber liegenden Wohnungen ausgebreitet. Laut dem Sachverständigen des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg gab es „in diesem Bereich weder elektrische Leitungen noch Gegenstände, die die Gefahr der Selbstentzündung bargen“. Es war also zum Beispiel kein weggeworfener Zigarettenstummel, der das Feuer verursachte. Deshalb gehen die Ermittler von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Die Wohnungsgenossenschaft aus Stuttgart, der das Haus gehört, war am Abend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Betroffene haben offenbar den Schock überwunden

Das Feuer verursachte einen Schaden in Höhe von rund 300 000 Euro. Vier Wohnungen brannten komplett aus. Von den insgesamt neun betroffenen Erwachsenen plus zwei Kleinkindern erlitten zwei Personen leichte Verletzungen. Die obdachlos gewordenen Bewohner – zwei Familien mit jeweils einem Kleinkind, ein Paar sowie ein alleinstehender Mann – kamen zunächst in freien Wohnungen in der Stadt beziehungsweise privat unter. Inzwischen leben die Familien in zwei zum Brandzeitpunkt frisch renovierten, leeren Wohnungen im selben Gebäude, dem Paar wurde in Ditzingen eine Wohnung angeboten. „Die Bewohner haben den ersten Schock überwunden und sind zum Alltag übergegangen“, sagt Matthias Rees vom zuständigen städtischen Amt. Viele Bürger hätten Kleidung oder Möbel gespendet. „Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist großartig“, sagt Rees beeindruckt.

Die Bewohner im Schlesierweg hätte es noch schlimmer treffen können: Ein Rauchmelder hatte um 4 Uhr einen Mieter aus dem Schlaf gerissen, nachdem durch sein Balkonfenster Rauch eingedrungen war. Er klingelte bei den Nachbarn Sturm, rief die Feuerwehr und verhinderte so ein noch größeres Unglück. „Im Treppenhaus war schon Rauch, als die Bewohner das Haus verließen“, erinnert sich der Feuerwehrkommandant Thomas Bräuner.

Die Kriminalpolizei Ludwigsburg ermittelt weiter nach dem Täter und dem Grund für den Brand. Laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg droht dem Täter eine Gefängnisstrafe. Bei der Tat handle es sich um schwere Brandstiftung, die mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr geahndet wird, sagte der Sprecher am Montag.