Yurdal Tokcan ist im vorigen April bei der Saisoneröffnung der Ludwigsburger Schlossfestspiele mit seiner Laute aufgetreten. Foto: factum/Archiv

Hochkarätige Künstler geben sich bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen gerne die Klinke in die Hand. Doch das hat auch seinen Preis: Das Festival verzeichnet für die letzte Spielzeit ein Defizit.

Ludwigsburg - Zu wenige Besucher waren es wohl nicht, die das kulturelle Flaggschiff der Stadt im vergangenen Jahr besucht haben. Es waren sogar 237 mehr als im Vorjahr, insgesamt exakt 37 788. Trotzdem stehen die Ludwigsburger Schlossfestspiele nun mit einem Defizit in Höhe von knapp 122 000 Euro da.

Das ist angesichts einer Rücklage von rund einer halben Million Euro zwar kein imposanter Paukenschlag, sorgt aber doch dafür, dass sich das Team um den Intendanten Thomas Wördehoff für die kommende Spielzeit eine Sparmaßnahme verordnet hat. So wird das Programm in diesem Jahr 18 Veranstaltungen weniger umfassen als 2016. „Wir mussten die Veranstaltungen reduzieren, um einen ausgeglichenen Haushalt zu gewährleisten“, heißt es aus dem Palais Grävenitz. Damit solle auch der Mehraufwand für groß besetzte Orchesterprojekte sowie die Deutschlandpremiere des Oratoriums „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn in einer Inszenierung mit der katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus aufgefangen werden.

Zu wenige Karten verkauft

Für das Defizit gibt es zwei Faktoren: zum einen ein höherer Materialaufwand, der mit fast 75 000 Euro mehr zu Buche schlug, als der Plan mit knapp 3,7 Millionen Euro vorsah. Zum anderen war das Publikumsinteresse nicht immer so, wie sich die Intendanz das wünschte. Vor allem bei Konzerten mit zeitgenössischer Musik war das Interesse offenbar eher mäßig. Auch Abende, an denen das ambitionierte Mozart-Projekt „Idomeneo“ unter Mitwirkung von Flüchtlingen aufgeführt wurde, waren hinsichtlich des Kartenverkaufs her eher im Piano- als im Fortebereich angesiedelt. „Der Vorverkauf war damals sehr schleppend, daher wurden Flüchtlings-Arbeitskreise angeschrieben und zahlreiche Karten an Ehrenamtliche und Flüchtlinge verteilt, um den Saal einigermaßen voll zu bekommen“, berichtet Michael Vierling, Grünen-Stadtrat und Festspiel-Aufsichtsratsmitglied.

Defizit „nicht dramatisch“

Vierling sieht die Kassenlage der Festspiele gleichwohl einigermaßen entspannt. „So ein Geschäft ist immer auch mit einem Risiko verbunden, und bislang haben wir ja immer Punktlandungen hingelegt“, sagt er. Das Minus sei im Rahmen. „Hier kann man wirklich nicht davon sprechen, dass jemand Mist gebaut hat.“ Man denke deshalb auch nicht an das Jahr 2020, in dem der geplante Intendantenwechsel anstehe. Vielmehr sei Wördehoff „heute, morgen und übermorgen präsent“.

Kritischer sieht Vierling die reduzierte Anzahl der Veranstaltungen. Denn auch von den ursprünglich 80 geplanten Konzerten hätten nicht alle in Ludwigsburg stattgefunden und seien zudem nicht alle öffentlich, sondern etwa reine Sponsorenveranstaltungen gewesen. „Wenn es nun nur noch 62 Konzerte sind, ist die Frage, wie viele da für das große Publikum übrig bleiben.“ Ähnlich sieht das auch Claus-Dieter Meyer, Vizefraktionschef der CDU. Von den 62 Veranstaltungen würden wohl nur noch etwa 45 für alle zugänglich bleiben. „Darüber sind wir nicht gerade glücklich.“