Die Kinder durften beim Herbstfest ausprobieren, wie sich Altersgenossen auf der ganzen Welt die Zeit vertreiben. Etwa beim „Taucherflossen-Schuss“ aus Hawaii. Foto: Weingand

Seit 20 Jahren treffen sich im Café Alberta in Riedenberg Kinder. Sie kochen, spielen, basteln und quatschen. Beim Geburtstagsfest der Einrichtung haben die kleinen Gäste gelernt, wie Kinder in anderen Ländern spielen.

Riedenberg - Der kleine Junge nimmt seine ganze Kraft zusammen und pfeffert das Holzstück so weit wie möglich von sich. „Nochmal“, ruft er gleich begeistert und schnappt sich ein neues Wurfgeschoss. Emily Krüger lacht und sagt: „Das war schon gut, aber eigentlich wirft man den Baumstamm von unten“ – und demonstriert, wie ein echter schottischer Highlander Baumstämme schleudert.

Das Motto passt zum runden Geburtstag

Emily Krüger war eine der Helferinnen, die die verschiedenen Stationen der Spielstraße betreuten, die für das Herbstfest des Schülercafés Alberta aufgebaut waren. Seit 20 Jahren gibt es die Einrichtung der katholischen Kirchengemeinde Sillenbuch. Kinder aus mindestens 15 Nationen besuchen sie – dass das Motto der diesjährigen Feier „20 Jahre Bunte Vielfalt“ lautet, war da nur passend.

Alle paar Meter konnten die jungen Besucher ausprobieren, wie ihre Altersgenossen auf der ganzen Welt sich die Zeit vertreiben. „Diese Spiele gibt es tatsächlich, wir haben recherchiert“, sagt Jens Kraske, der Leiter des Cafés. Also versuchen die Besucher ihr Glück – beispielsweise beim „Hahnenkampf“ aus Thailand, bei dem keine Tiere zu Schaden kommen, sondern Kinder in Hockposition versuchen, ihr Gegenüber aus dem Gleichgewicht zu bringen und auf die Sportmatte zu befördern. Oder beim „Taucherflossen-Schuss“ aus Hawaii. Hier gilt es, trotz des Schwimmgeräts an den Füßen einen kleinen Ball zu beherrschen.

Katholische Einrichtung wird zum offenen Jugendtreff

„Ursprünglich hatte die Gemeinde Sankt Michael das Café Alberta als Treffpunkt für katholische Jugendliche eingerichtet“, erzählt Jens Kraske. Doch dann hätten so viele junge Menschen von außerhalb der Gemeinde Interesse gehabt, dass das Café zum offenen Jugendtreff wurde. Der scheidende Pfarrer Roland Rossnagel sagt: „Wir bieten das Alberta nicht an, um zu missionieren, sondern um zum Beispiel Menschen, die hergezogen sind, in die Gemeinschaft zu integrieren.“

Das klappt zumindest beim Fest gut: Auf den Bierbänken sitzen Deutsche, Italiener und Türkinnen mit Kopftuch nebeneinander und feiern. Dank einer Aufgabe, die das Alberta-Team gestellt hat, fallen auch Altersbarrieren. Serhat, zwölf Jahre alt, setzt sich mit einem Blatt Papier neben Rossnagel: „Könnten Sie das Quiz mit mir machen?“, fragt er. Wer vor zwei Jahrzehnten Bundeskanzler war, wissen die Kinder nicht. Bei den aktuellen Fragen – etwa wenn es um das neue iPhone geht– sind es aber die Jungen, die sofort eine korrekte Antwort eintragen können.