Der Fernsehturm, von der Morgensonne beschienen Foto: her

Kurz vor Beginn des 60-Jahr-Jubiläums am 5. Februar 2016 soll das Stuttgarter Wahrzeichen, der Fernsehturm, wieder geöffnet werden. Angepeilt ist das letzte Januar-Wochenende, nachdem die Brandschutzarbeiten im Turmschaft weitgehend abgeschlossen sind. Testen Sie Ihr Fernsehturm-Wissen in unserem Quiz.

Stuttgart - Noch vor eineinhalb Jahren hatte der damalige Geschäftsführer der SWR Media Services GmbH, Siegfried Dannwolf, den Spätsommer 2015 als Wiedereröffnungstermin fürs Stuttgarter Wahrzeichen angepeilt. Im Januar 2015 hieß es, es werde bis in den Herbst dauern. Aber: „Wir hatten ja nie einen Termin genannt“, erklärte Dannwolf – er ging kürzlich in den Vorruhestand, sein Nachfolger ist seit 1. September Claus Schillmann. „Wir brennen darauf, den Fernsehturm wieder zu eröffnen“, sagte Dannwolf noch – ein gelungenes Wortspiel angesichts der Probleme beim Brandschutz. Zuletzt hieß es Dezember 2015. Weihnachten als spätester Termin schien gesetzt. Doch „O Tannenbaum“ auf der Aussichtsplattform wird es ebenso wenig geben wie den Blick vom Restaurant in der Besucherkuppel aufs Feuerwerk an Silvester.

24-Stunden-Party

Aktuell geht man beim Südwestdeutschen Rundfunk (SWR) von einer Eröffnung Ende Januar 2016 aus. Doch man solle ihn nicht aufs genaue Datum festnageln, erklärt SWR-Sprecher Wolfgang Utz, „ein Tag hin oder her ist immer möglich“, wenn es dann eben vielleicht doch der 1. Februar werde. „Ziel ist jedenfalls, dass wir nicht erst im Frühjahr so weit sind.“ Denn schließlich gibt es am ersten Februar-Wochenende ein besonderes Jubiläum: Der Fernsehturm wird 60 Jahre alt. „Es müsste unser Ziel sein, bis dahin die Wiedereröffnung zu ermöglichen“, drückt sich Utz etwas verklausuliert aus, „der Geburtstag sollte gefeiert werden können.“ Weshalb Bürger aus Stuttgart und der Region wohl nicht falsch liegen, wenn sie im persönlichen Kalender für sich oder die Familie für Samstag, 30., und Sonntag, 31. Januar, einen Ausflug nach Degerloch auf die Waldau buchen. Denn zum Geburtstag, so heißt es aus gut unterrichteten Kreisen, soll der Fernsehturm 24 Stunden für die Besucher geöffnet sein. Zur Programmplanung für die Eröffnungsfeier, so Utz, könne man aber konkret erst etwas sagen, wenn der Termin definitiv feststehe. „Da ist ein kleines Team und arbeitet mit Hochdruck daran, die Eröffnung hinzukriegen.“

Brandschutz bald fertig

Nicht zu rütteln ist nach Utz’ Einschätzung an der zeitlichen Vorgabe, dass die eigentlichen Brandschutzsanierungen bis Mitte Dezember abgeschlossen sind. Diese wurden nötig, nachdem Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) am 28. März 2013 als eine seiner ersten öffentlichkeitswirksamen Entscheidungen die Schließung des Wahrzeichens der Landeshauptstadt verfügt hatte. Mitarbeiter hatten den OB darauf aufmerksam gemacht, dass es im Brandfall keinen sicheren Fluchtweg durch den Schaft gebe, falls Aufzüge ausfallen würden. Kern der Operation war es, die bisher neben den Aufzügen offen im Schaft nach oben führenden Kabelstränge ungefährlich zu machen. Die Kabel mussten in eigenen Schächten verschwinden.

Wie die Bergsteiger

Weil sich der Durchmesser des Schaftinneren von rund zehn auf etwa fünf Meter verengt, wurde praktisch jeder laufende Meter der Einbauten zur Maßanfertigung. Die Idee, ein Gerüst innen einzubauen, wurde umgehend verworfen. Die Arbeiter waren auf den Treppen tätig, manchmal hingen sie wie Bergsteiger frei an einem Sicherheitsseil. Auf- und abwärts ging es übrigens zwar mit dem Fahrstuhl – allerdings nicht in der Kabine, sondern obendrauf, lediglich mit schmalen Stäben als Abschrankung. Da der Schaft recht eng und die Wände somit sehr nah sind, ist dies aber selbst für einen fachfremden Besucher etwa aus städtischen Ämtern oder von der Presse kein mulmiges Gefühl, da man nicht nach unten gucken kann.

Kabel ohne Knick

Und weil man gerade schon dabei war, wurde im Zuge der Brandschutzsanierung auch die technische Ausstattung verbessert – damit der Fernsehturm seinen eigentlichen Zweck noch besser erfüllen kann, nämlich eine optimale Rundfunkübertragung im Großraum Stuttgart zu gewährleisten. Im Sommer 2015 installierten die Spezialisten der Berliner Firma Mastbau Gärtner vier Hochfrequenzkabel mit einem Durchmesser von jeweils knapp zehn Zentimetern. „Die Schwierigkeit ist, dass diese vier neuen Kabel an einem Stück 156 Meter nach oben gezogen werden müssen – und dabei nur minimal gebogen werden dürfen“, erläuterte einer der Betriebstechniker im Fernsehturm, „sobald ein Kabel knickt, ist es kaputt.“ Doch Knicke gab es natürlich keine, und so kann nun in den kommenden Wochen bis Ende Januar quasi der Feinschliff erfolgen: Der Eingangsbereich unten mit der Kasse und dem neuen Fernsehturm-Souvenir-Shop wird aufgehübscht, oben wird das Turmcafé renoviert und bekommt eine verbesserte Ausstattung.

Die Kosten

Die Gesamtkosten wurden zunächst auf 1,2 Millionen Euro beziffert. Im September 2014 wurde eine Steigerung um rund 600 000 Euro auf 1,8 Millionen Euro bekannt. Auflagen seien verschärft worden, hieß es in der Begründung , zudem seien im oberen schmaleren Bereich des Turms zusätzliche Ausbauten erforderlich, die nicht abzusehen gewesen seien. Die Steigerung trage die SWR Media Services. Die Stadt Stuttgart beteiligt sich an den Kosten mit 605 000 Euro.

Brandschutzsoli?

Diese erhöhten Ausgaben tragen sich, insbesondere bei einem klammen Sender mit permanentem Sparzwang wie dem SWR, natürlich nicht von allein. Eine kräftige Erhöhung der Preise für die Aufzugsfahrten scheint fällig. Bis zur Schließung in der Karwoche 2013 kostete dies nach Auskunft von SWR Media Services pro Fahrtenpaar (hoch und runter) fünf Euro für Erwachsene und drei Euro für Kinder. Ab 20 Personen kostete die Fahrt drei Euro. Zudem gab es samstags und sonntags ab 20 Uhr ein Gute-Abend-Ticket mit drei Euro für Erwachsene und freiem Eintritt für Kinder. Branchenkenner spotten bereits von einem „Brandschutzsoli“. Wie teuer wird’s denn nun? Utz hält sich auch da bedeckt. Das Ganze sei „noch nicht im Detail“ besprochen, doch man bemühe sich um Flexibilität „in Bezug auf familienfreundliche und gruppenfreundliche Preisgestaltung“.

Erinnerung an Leonhardt

Bereits geöffnet hat die Fernsehturm-Gastronomie – derzeit natürlich nur am Fuße des Schafts. Dort hat am 17. September 2015 das von der Alten Kanzlei betriebene Restaurant unter dem Namen Leonhardts begonnen – der Name spielt an auf den Architekten des Fernsehturms, Fritz Leonhardt. Natürlich ist der Zuspruch noch nicht so stark, wie es bei einem geöffneten Turm wäre. Doch „wir sind zufrieden“, sagt Leonhardts-Eventmanagerin Dana Wünsch, es gebe viele Reservierungen für Hochzeiten, Konfirmationen oder Trauerfeiern. „Wir haben auch unten schon genug zu tun.“ Geboten wird dort „authentische schwäbische Küche, lokale Lieblingsgerichte modern aufgepeppt“. Wann das Leonhardts oben im Turm anfangen könne, sei noch offen. Schließlich seien schon öfter Termine genannt worden. „Solange ich keinen Schlüssel dafür habe, kann ich nicht loslegen.“ Denn erst wenn der Brandschutz im Schaft gewährleistet ist, dürfen oben die Handwerker die Umbauarbeiten in Angriff nehmen. Im Turm müssten die Brandschutzvorgaben erfüllt werden, Kochen am Herd sei schwierig. Dennoch werde es nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch „richtiges Essen“ geben, sagt Wünsch. Mit modernen Geräten, etwa einer Riesenmikrowelle, könne heutzutage auch ohne offenes Feuer viel erreicht werden.

Theater über den Wolken

Dass die Reihe „Theater über den Wolken“ fortgesetzt wird, scheint festzustehen. „Wir sind in guten Gesprächen“, sagt Manfred Langner, Intendant der Schauspielbühnen Stuttgart, die auch bisher dort schon Stücke präsentierten. Zwar benötige er für die Verpflichtung der Künstler eine mehrmonatige Vorlaufzeit, doch wenn demnächst der genaue Termin im Januar oder Februar feststehe, könne man kurz danach wie auch bisher mehrmals im Monat auf der Event-Ebene unterhalb des Cafés im Turmkorb die Stücke zeigen. Wie konkret die Planungen sind, zeigt der Blick auf die Homepage der Bühnen. Dort werden für „Theater über den Wolken“ bereits vier Stücke angekündigt: „Amore, Amore, Amore“, „Was d’Leut so rausschwätzet“, „Das Phantom der Operette“ und ein Live-Hörspiel.

Der Andrang

Die Wiedereröffnung dürfte zumindest anfangs die Massen locken. „Wenn das Wetter mitspielt, wird der Besucherandrang sicher beachtlich sein“, sagt Utz. Und spätestens dann dürfte sich auch die anfängliche Verärgerung bei etlichen Stuttgartern über die „obachene“ Schließungsverfügung des Oberbürgermeisters wieder gelegt haben.

www.fernsehturmstuttgart.com

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