Früher ein gewohntes Bild: Die Weingeister beim Umzug Foto: Archiv (Patricia Sigerist)

Die Hästräger des Carneval Clubs sind erstmals nicht beim Festumzug des Fellbacher Herbstes mitgelaufen.

Fellbach - Sie wurden von vielen Zuschauern beim Festumzug des Fellbacher Herbstes vermisst: Die Hästräger des Fellbacher Carneval Clubs (FCC). „Ein Umzug ohne Weingeister ist kein richtiger Umzug“, schrieb ein Nutzer auf Facebook. Ein anderer drückte sein Bedauern so aus: „Ich finde dies sehr schade, schließlich gehören sie einfach dazu.“

Tatsächlich waren die Weingeister seit ihrer Gründung bisher bei jedem Umzug dabei

Tatsächlich waren die Weingeister seit ihrer Gründung bisher bei jedem Umzug dabei. Warum also nicht in diesem Jahr? „Wir durften nicht mitlaufen“, lautet die kurze Erklärung, die Horst Stimmler, der Vize-Präsident des FCC, gibt. Warum? Diese Antwort ist etwas komplizierter. Der FCC ist Mitglied im Landesverband Württembergischer Karnevalvereine (LWK). Der schreibt für die Mitgliedsvereine vor, wie, wann und wo sie ihre Tätigkeit ausführen dürfen. „Häs und Maske tragen kann schließlich nicht jeder wann er will“, sagt Stimmler. Die Saison für die schwäbisch-allemannische Fastnacht beginnt erst am 6. Januar mit dem Häs-Abstauben, die Karneval-Saison traditionell am 11. November. Wieso konnte der FCC dann bisher immer mitlaufen? „Wir haben eine Ausnahmegenehmigung vom damaligen Präsident des Verbandes erteilt bekommen“, sagt Stimmler.

Mittlerweile hat der Vorsitz des Brauchtumsrates im LWK gewechselt. Dort besteht der Wunsch, dass das Brauchgeschehen als immaterielles Weltkulturerbe in die Unesco-Liste aufgenommen wird. Das geht aber nur, wenn sich alle an die Regeln halten. Deswegen wurde ein neuer Brauchtumscodex erstellt, der dem FCC am 22. September vorgelegt wurde. Darin steht unter anderem noch einmal explizit, dass das Maskentragen vor der Saison nicht erlaubt ist. Eigentlich kein Problem, schließlich hat der FCC doch die Ausnahmegenehmigung, oder? Jein. Man hatte sie. „Wir finden das Schreiben nicht mehr und der LWK auch nicht“, erklärt Stimmler.

Was tun? Der Herbst stand vor der Tür und man wollte keine Entscheidung übers Knie brechen. „Wir haben schweren Herzens die Vorgaben befolgt und sind ohne Häs und Masken mitgelaufen“, sagt Stimmler. Damit ist der LWK erst mal zufrieden gestellt, nicht aber die Fellbacher. „Ich wurde am Sonntag auf dem Herbst von jedem angesprochen, warum wir nicht mitgelaufen sind“, sagt Stimmler.

Muss sich Fellbach an einen Umzug ohne Weingeister gewöhnen?

Jetzt ist der Herbst vorbei, wie sieht die Zukunft aus? Muss sich Fellbach an einen Umzug ohne Weingeister gewöhnen? An diesem Donnerstag findet eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt. „Dort wird das weitere Vorgehen besprochen“, sagt Stimmler. Der neue Codex besagt nämlich auch, dass Hästräger nur noch komplett vermummt mitlaufen dürfen. „Damit fallen unsere älteren Mitglieder raus, die keine Maske mehr tragen können“, erklärt Stimmler die Problematik. „Und das geht eigentlich nicht.“

Jetzt gelte es also zu diskutieren, ob man im Verband bleibt und den Codex akzeptiert, oder ob man vielleicht sogar Gleichgesinnte findet, mit denen man den Inhalt verändern könne, so Stimmler. „95 Prozent des Codex sind ja vollkommen in Ordnung, und danach handeln wir auch schon seit Jahren, aber diese Neuerungen gehen halt nicht.“ Die letzte Möglichkeit wäre, dass man ganz aus dem Verband austritt. Keine leichte Entscheidung, die die Narren an diesem Donnerstag fällen müssen.