Die Ehrenamtlichen kümmern sich zwei bis vier Stunden pro Woche um die Kinder. Foto: dpa

Das Angebot der Familienpaten soll ausgebaut werden. Dem Kinderschutzbund und dem Haus der Familie fehlen aber noch ehrenamtliche Helfer.

Sindelfingen - Das Haus der Familie und der Kinderschutzbund suchen dringend ehrenamtliche Helfer, die Familien bei Betreuungsengpässen helfen. Der Bedarf sei enorm gestiegen, stellt Ulrike Krusemarck vom Leitungsteam des Hauses der Familie in Sindelfingen fest. Derzeit sind 18 Ehrenamtliche im Einsatz. „Wir könnten aber mindesten zehn mehr brauchen“, sagt Krusemarck. In diesem Jahr haben die freiwilligen Helferinnen – bei den ausgebildeten Familienpaten handelt sich ausschließlich um Frauen –bereits rund 600 Betreuungsstunden geleistet. Das sind einige mehr als vor einem Jahr im gleichen Zeitraum . Oftmals müssen Mütter einen Job annehmen, um ihren Haushalt zu finanzieren. „Oder sie wollen zwischendurch nur mal eine Stunde schlafen, wenn das zweite Kind gekommen ist und sie von ihren zwei Zöglingen zu sehr in Anspruch genommen werden“ erläutert Inge Fuchs, die Koordinatorin vom Kinderschutzbund. Wenn es dann in der Familie – etwa durch eine Oma – nicht ausreichend Unterstützung gibt, springen die ehrenamtlichen Patinnen ein.

Fortbildung für die Ehrenamtlichen

In Sindelfingen wird der Service für Kinder bis zum Grundschulalter vom Kinderschutzbund und vom Haus der Familie seit dem Jahr 2012 angeboten. Die Stadt trägt zum Budget 20 000 Euro bei, der Kreis unterstützt die Aktiven mit 10 000 Euro. Davon werden die Fortbildungskurse für die Ehrenamtlichen finanziert, die Koordinierung ihres Einsatzes und die Aufwandsentschädigung beglichen. Pro Stunde erhalten die Helferinnen fünf Euro sowie Kilometergeld. „Manche tragen ihre Fahrtkosten selbst“, sagt Fuchs, weil bisweilen keine langen Wege anfallen. Andere kommen aber auch aus Holzgerlingen und Schönaich, die durch die Mund-zu-Mund-Propaganda, über Behörden oder das Netzwerk der sozialen Einrichtungen von dem Hilfebedarf erfahren haben. Betreut werden nur Familien in Sindelfingen, weil die Stadt als Geldgeberin mit im Boot ist. Mitunter wird der Kontakt auch durch die Beratungsstellen Frühe Hilfen des Kreises hergestellt, die in Sindelfingen, Böblingen, Herrenberg und Leonberg ansässig ist.

30 Ehrenamtliche sind in den vergangenen fünf Jahren geschult worden. Ziel sei es, sie nach einem Jahr wieder aus der Familie abzuziehen, sagt Krusemarck. Denn das Angebot sei lediglich vorübergehend. Wenn die Helferinnen aus freien Stücken weiter machen wollten, sei das okay. Wenn nicht, werde, wenn unbedingt nötig, eine andere Patin in die Familie geschickt. In der Regel gebe es nach einem Jahr keine Aufwandsentschädigung und keine Unterstützung mehr von den Koordinatoren.

In schweren Fällen wird das Jugendamt eingeschaltet

Die Aktiven vom Haus der Familie und des Kinderschutzbundes suchen die Familien für die Patinnen aus, und führen sie dort ein. Muss wegen einer Betreuung Näheres besprochen werden, gibt es Einzelgespräche mit den Ehrenamtlichen. Ansonsten finden regelmäßige Treffen der gesamten Betreuungsgruppe statt, bei den sich alle Beteiligten austauschen.

In schwereren Fällen wird das Jugendamt eingeschaltet. „Konflikte in den Familien können wir nicht lösen“, sagt Krusemarck. Sie und ihre Kolleginen würden ständig überprüfen, ob die Ehrenamtlichen ihren Einsatz gut bewältigen. Dabei gehe es nicht nur um das Kinderhüten zu Hause, sondern auch um die Freizeitgestaltung, ums Spazierengehen oder um einen Besuch auf dem Kinderspielplatz.

„Eine reine Babysitterarbeit ist das nicht“, sagt Andrea Guth, die Koordinatorin des Hauses der Familie. Sie ergänzt: „Wenn jemand sein Kind beaufsichtigt haben möchte, weil er ins Kino gehen will, soll er sich selbst jemanden suchen und bezahlen.“ Denn der Dienst der Familienpaten ist für die Betroffenen kostenlos und nur für diejenigen gedacht, die bei der Bewältigung ihres häuslichen Alltags tatkräftige Hilfe benötigen.

Zurzeit gibt es keinen männlichen Paten

Fortbildung:
Das nächste Ausbildungsseminar findet am Freitag, 13. Oktober, von 16 bis 19 Uhr sowie am Samstag, 14. Oktober, von 9 bis 16 Uhr statt. Die nächsten Termine sind am 10./11. November, und am 19./20. Januar zu denselben Uhrzeiten. Außerdem wird ein Erste-Hilfe-Kurs angeboten. Die Fortbildung ist für Familienpaten kostenlos. Nähere Informationen und Anmeldung beim Haus der Familie, unter der Telefonnummer 01 74 / 8 31 73 29; per Email unter guth@hdf-sindelfingen.de oder beim Deutschen Kinderschutzbund unter der Telefonnummer 0 70 31/2 52 00; per Email unter ifuchs@kinderschutzbund-boeblingen.de.

Qualifizierung:
In Referaten, Übungen und Rollenspielen werden der Umgang mit Kindern und Erziehungsberechtigten sowie die Konfliktbewältigung thematisiert. Vermittelt werden auch rechtliche Grundlagen und natürlich das Patenkonzept. Jeder sollte sich klar darüber werden, ob er für die Aufgabe geeignet ist.

Teilnahmebedingung:
Grundsätzlich kann jeder mitmachen, der ein so genanntes erweitertes Führungszeugnis hat. In einem solchen sind auch Sexualdelikte vermerkt, die zum Ausschluss führen. Natürlich können sich auch Männer melden, Zurzeit gibt es in Sindelfingen keinen männlichen Paten, der ausgebildet wurde.