Die Stuttgarter Studentin Jessica Gischel zeigt: Schwaben geizen mit der Freundlichkeit.  

Stuttgart - Die Welt wollen viele verbessern. Mit Geld, guten Ansätzen und guten Worten. Jessica Gischel geht einen einfacheren Weg. Sie bringt Menschen mit einem Smiley zum Lächeln. Erst einen, dann viele. Und am Ende soll dieses Lächeln um den Globus gehen, um aus dieser Welt einen besseren Platz zu machen.

Ein Lächeln kostet nichts. Und doch geizen manche damit. Der Schwabe mehr als der Schotte. Nein, das ist kein billiger Schotten-Schwaben-Witz. Es ist die Erfahrung von Jessica Gischel. Die Mediendesign-Studentin pendelt zwischen Stuttgart und Edinburgh. In beiden Städten hat sie Passanten einem Lächel-Experiment ausgesetzt. Die 22-Jährige projizierte mit einem Taschenbeamer - ein Projektor in Handyformat - einen Smiley an die Wand. Punkt, Nase, Strich als Universalcode, der weltweit verstanden wird. Als Symbol der Zustimmung und Sympathie. Schlicht als Zeichen der guten Laune.

Rührende Szenen in Edinburgh

"Ich kam auf diese Idee, als ich über Freundlichkeit nachdachte", erzählt sie - natürlich mit einem Lächeln auf den Lippen. "Wenn jeder ein bisschen freundlicher wäre, wäre die Welt viel besser." Auf ihrer Internetseite fordert sie daher:

1. Lächle! Ja, lächle einfach.

2. Erzähle es deinen Freunden weiter! Wir brauchen jeden, der uns hilft, die Welt zu verbessern.

3. Bring Menschen zum Lächeln! Hast du heute schon jemanden zum Lächeln gebracht? Berichte mir von deinen Erlebnissen - per Foto, Film oder per Mail (project.smiling@gmail.com)!

Aber nur darüber zu reden oder nachzudenken ist das eine. Ein großes Lächeln in die Welt zu zaubern etwas ganz anderes. In Edinburgh hat das wunderbar funktioniert. Passanten blieben stehen, lachten und gingen auf Jessica Gischel zu. Immer dann, wenn sie bemerkten, dass die junge Dame für den netten Gruß verantwortlich ist, kam es zu rührenden Szenen: "Die Menschen in Schottland reagierten zum Teil begeistert, wenn die den Smiley an der Wand wahrnahmen." Sogar Freundschaften seien so entstanden.

Da sage noch einer, der Schotte sei geizig. Mit Gefühlen geht der Edinburgher jedenfalls alles andere als sparsam um. Ganz anders als der Schwabe. In Stuttgart bestätigten sich viele Klischees.

"Als ich meinen Smiley in der Königsbaupassage an eine Säule warf, war es verdammt schwer, die Aufmerksamkeit der Leute darauf zu lenken", sagt Jessica Gischel. Sie kann sich immer noch keinen Reim darauf machen: Warum reagiert der Stuttgarter so unterkühlt auf ihren Smiley? Liegt es an der Größe? Ihr blaues Mondgesicht hat 1,50 Meter Durchmesser. Andererseits: Die Schotten haben auf diese kleine Geste großartig reagiert.

Solche Fragen können sogar das fast immerwährende Lächeln aus "Becci" Gischels Gesicht vertreiben.

Mauer der Ignoranz durchbrechen

Mauer der Ignoranz durchbrechen

"Rätselhaft!?", sagt sie, "in Stuttgart schauen die Leute fast nicht nach rechts oder links." Gehetzt, stur, mit gesenktem Haupt erlebt sie die Stuttgarter, wenn die über die Königstraße schießen.

Aber damit will sich Rebecca Gischel partout nicht abfinden. Sie will diese Mauer der Ignoranz durchbrechen. Irgendwie. Vielleicht wechselt sie den Standort. Weg vom Königsbau. Vielleicht kauft sie sich einen stärkeren Beamer. Oder sie steht so lange am Schlossplatz, bis es alle Stuttgarter wissen: Hier wird ein Lächeln verschenkt! Denn in dem Moment, in dem ihr Smiley erst einmal ins Bewusstsein der Passanten durchgedrungen sei, reagiert jeder gleich. Ob Schwabe, Schotte, Bayer oder Ostfriese. Er schenkt ein Lächeln zurück.

Urteile bilden sich binnen Sekunden

Wie entwaffnend und ansteckend so ein positiver Gesichtsausdruck sein kann, ist vielen gar nicht bewusst. Innerhalb weniger Sekunden bilden sich nämlich Urteile. Sympathisch? Unsympathisch? Die Antwort darauf geben Menschen ihrem Gegenüber in der Regel durch ihre Mimik und Gestik. Worte haben in diesen Prozessen oft weniger Kraft als Bilder. Man könnte es in den Worten von Jessica Gischel zusammenfassen: Ein Lächeln wirkt Wunder.

Diese Überzeugung treibt die Studentin ebenso weiter wie ihr Naturell: "Ich lache eben gerne, habe oft gute Laune und finde es total schlecht, wenn einer griesgrämig ist." Also sagt sie mit einem bezaubernden Augenaufschlag: "Lächeln kostet nichts und bringt doch so viel. Wir brauchen kein Geld oder viel Zeit. Wir brauchen nur ein Lächeln." Deshalb wird Jessica Gischel am 7.Februar ab 18 Uhr wieder alle Passanten am Königsbau auffordern: "Fang jetzt damit an, freundlicher zu sein! Lächle! :-)"

http://just-smile.info/index.html