Jürgen Schrempp, der einstige Vorstandsvorsitzende des damaligen DaimlerChrysler-Konzerns, wird am 15. September 70 Jahre alt. (Archivfoto) Foto: dpa

Unter seiner Federführung wurden Daimler und Chrysler zusammengeführt, heute verbindet ihn nur noch ein Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Arbeitgeber. Am Montag wird der pressescheue frühere Daimler-Chef Jürgen Schrempp 70 Jahre alt.

Unter seiner Federführung wurden Daimler und Chrysler zusammengeführt, heute verbindet ihn nur noch ein Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Arbeitgeber. Am Montag wird der pressescheue frühere Daimler-Chef Jürgen Schrempp 70 Jahre alt.

Stuttgart - Zuletzt blieb sein Platz leer. Als Daimlers mächtiger Betriebsratschef Erich Klemm jüngst in den Ruhestand verabschiedet wurde, fehlte ein ganz besonderer Weggefährte: Jürgen Schrempp. Der frühere Lenker des Autobauers hält sich mit Auftritten in der Öffentlichkeit inzwischen zurück - der Kontakt zu Daimler riss schon vor Jahren weitgehend ab. Ähnlich bedeckt hält Schrempp sich zu einem anderen Anlass: seinem 70. Geburtstag am 15. September.

Er lasse „sehr herzlich“ grüßen, teilt sein Sekretariat mit. Fragen zu seiner ersten Null nach Daimler möchte Schrempp aber nicht entgegennehmen. Seine „restriktive Haltung hinsichtlich der Kommunikation mit den Medien“ wolle er beibehalten, heißt es.

„Er lebt nicht zurückgezogen, aber er tritt in der Öffentlichkeit nicht mehr auf - zumindest in Deutschland“, erklärt sein Weggefährte und Vertrauter Matthias Kleinert, einst Generalbevollmächtigter bei Daimler. „Weil er den Rummel um seine Person nicht mehr möchte.“

Es gab Zeiten, in denen er viel davon hatte: Nach seinem Aufstieg zum Daimler-Chef träumte Visionär Schrempp etwa von einer automobilen Welt AG. Unter seiner Führung verschmolz Daimler mit dem amerikanischen Autokonzern Chrysler, was Schrempp selbst als „Ehe im Himmel“ feierte. Die ist inzwischen längst geschieden - und wurde von Aktionären später als „größte unternehmerische Fehlentscheidung und Kapitalvernichtung“ bezeichnet.

„Er ist sehr kritisiert worden als Unternehmer“, erinnert sich Weggefährte Kleinert. Schrempp selbst ficht das fast zehn Jahre danach offensichtlich nicht mehr an: „Ich glaube er hat einen Schlussstrich gezogen. Das ist abgehakt.“ Ganz von Daimler los kommt der einstige Konzernchef aber noch nicht. Ein Rechtsstreit um die Umstände seines damals überraschenden Rücktritts beschäftigt noch heute die Gerichte. Dabei geht es um die Frage, ob Schrempps Abgang viel früher hätte angekündigt werden müssen. Das Stuttgarter Oberlandesgericht muss den Fall demnächst erneut aufrollen.

Das könnte Schrempp, der mit seiner zweiten Frau Lydia nach eigenen Angaben zwischen München und Kitzbühel pendelt, zumindest kurzzeitig wieder zurück nach Stuttgart verschlagen - und ihm die Öffentlichkeit bringen, die er mittlerweile so meidet.

Eines hat er aber von seiner Zeit bei Daimler behalten: die Verbundenheit zu Afrika. Zu Beginn seiner Karriere hatte der Manager lange für Mercedes-Benz in Südafrika gearbeitet. Dort ist er noch heute engagiert - etwa über die Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI). „Südafrika ist ein zweites Zuhause für ihn geworden“, heißt es auf Schrempps Internetseite.

Für seine soziale Ader war er als Daimler-Chef nicht immer bekannt. Viele Aktionäre hatten in der zehnjährigen Schrempp-Ära nicht nur Probleme mit der hemdsärmligen Art des Managers. Auch an seiner zweiten Ehefrau und Büroleiterin Lydia rieben sich die Anteilseigner, weil sie auch nach dem Rücktritt ihres Mannes noch monatelang auf der Gehaltsliste des Autobauers stand.

Dass Schrempp die Lohnfortzahlung für kranke Mitarbeiter kappte, brachte ihm bei Arbeitnehmervertretern indes den Ruf als „Rambo“ ein. Sein Vertrauter Kleinert hält dieses Image jedoch für übertrieben: „Er hat eine raue Schale, aber ein weiches Herz.“