Rosens Lyrik Salon fand im Kutschersaal der Stadtbücherei statt. Foto: Pascal Thiel (Archiv)

Die Poetin Anna Breitenbach wird bei Rosens Lyrik Salon vom Publikum zur Rosenkönigin ernannt. Sie und der zweite Finalist, Dirk Werner, brachten mit ihren Beiträgen das Publikum zum Schmunzeln.

Esslingen - Das war keine leichte Aufgabe. Das Publikum hatte am Freitagabend im Kutschersaal der Stadtbücherei in Esslingen die Qual der Wahl zwischen den vorgetragenen Beiträgen von acht Poetinnen und Poeten. Doch nach zwei Vorrunden und einem Finale bestimmten die rund siebzig Gäste die Dichterin Anna Breitenbach zur Gewinnerin des von Andreas Roos moderierten Wettbewerbes.

Breitenbach überzeugte in der Vorrunde ebenso wie der zweite Finalist, Dirk Werner, mit einem Beitrag, der das Publikum zum Schmunzeln brachte. Der Inhalt konnte aktueller kaum sein. Sie scheute sich nicht, Heikles wie die deutsch-türkischen Beziehungen aufzugreifen. Ihr Beitrag sei ein Versuch der Völkerverständigung, so die Künstlerin. Inhaltlich ging es darum, wie sie Hackfleisch für eine Bolognesesoße bei einer türkischen Fleischfachverkäuferin bestellte. Im Gespräch mit der jungen Frau hinter der Fleischtheke kamen sie auf die Feinheiten der türkischen Sprache, die wohl begrifflich zwischen lauten und leisen Furzen unterscheidet. Im Finale las Breitenbach einen rhythmischen Text über das Sehen vor. „Wir sehen viel, viel zu viel, wir sehen zu viel fern.“ Die Taktik, erst mit einem witzigen Text die Vorrunde zu nehmen, um dann in der Endrunde die Lyrik auszupacken, ging auf.

Ein vegetarisch lebender Wolf

Der zweite Finalist, Dirk Werner, überzeugte das Publikum während der Vorrunde ebenfalls mit einem humoristischen Beitrag, mit einer modernen Version des Märchens von Rotkäppchen und dem Wolf. In „Rotkappe reloaded“ schickte er das Rotkäppchen in den Wald, in welchem der moderne, vegetarisch lebende, Joints rauchende und äußerst schüchterne Wolf auf sie wartete. Sie hätte sich gewünscht, dass der Wolf sie beißt. Aber die knisternde Erotik bleibt ein Gedankenspiel. Im Finale las Werner einen melancholisch-nachdenklichen Text über den Besuch in einer Tübinger Bahnhofskneipe, über die Begegnung der Dame hinterm Tresen und dem Franz, der sein Leben in zwei Tüten dabeihatte.

Die weiteren Teilnehmer unterhielten an diesem Abend mit Zeilen aus ihren Federn, die für Spaß, Nachdenklichkeit und zuweilen auch fragende Blicke sorgten. Die Tübingerin Ina Kitroschat, die barfuß auf die Bühne trat, befasste sich mit Themen wie Weltschmerz, Angst und Meinungsfreiheit. Ebenfalls aus Tübingen kam Ulrich Stolte, der seine Texte einer Frau Namens Yapoka widmete. Diese habe er während seiner Wanderung auf dem Jakobsweg getroffen, erklärte er. Willi Steinfeld aus Plochingen gab seine poetisch verpackten Gedanken zum morgendlichen „Turbostart“ in einer Familie mit Kindern zum Besten. Und Martin Kirchhoff las davon, wie doch alle Völker der Welt in ihrer Liebe zu Eintöpfen einig sind. „Wir stopfen alles in einen Topf, so ist das Leben.“ Aber lehnen Pazifisten den Gaisburger Marsch ab, fragte er. Sein Debüt auf der Bühne hatte an diesem Abend Johannes Henzler, der sich Sorgen wegen Krieg und Terror machte. Sein Fazit: Der Friede beginnt oft im Kleinen. Die Abiturientin an der Esslinger John-F.-Kennedy-Schule, Laura Maier-Sohn, las ihren Text „Ein Jahr Alternativreise leben“, in welchem sie ihr Fernweh beschrieb. „Ich will kein Meer, ich will mehr“, lautete ihr Wunsch.