Die Esslinger Nordschleife ist für Mountainbiker gesperrt worden. Foto: Max Kovalenko

Die Mountainbiker-Szene in der Region Stuttgart ist wütend: Jemand habe die Esslinger Nordschleife (EsNos), eine der attraktivsten Strecken im Raum Stuttgart, zerstört. Dieser Jemand ist die Stadt Esslingen, der das Waldstück mit der illegal angelegten Strecke gehört.

Die Mountainbiker-Szene in der Region Stuttgart ist wütend: Jemand habe die Esslinger Nordschleife (EsNos), eine der attraktivsten Strecken im Raum Stuttgart, zerstört. Dieser Jemand ist die Stadt Esslingen, der das Waldstück mit der illegal angelegten Strecke gehört.

Esslingen - Im Internet ist die Trauer groß: „Eine der attraktivsten Strecken im Raum Stuttgart wurde dem Erdboden gleichgemacht“, schreiben die Biker. Die Piste sei von vielen Freiwilligen gepflegt worden und sei deshalb in einem Zustand gewesen, von dem sich sogar kommerzielle Bikeparks eine Scheibe abschneiden könnten.

Die Nachricht von der „Zerstörung“ der Strecke verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Nutzern. Quer in die Piste gefällte Bäume und ein umgepflügter Boden machten deutlich, „dass die Strecke absichtlich und zielgerichtet zerstört wurde“, schreibt ein gewisser Jonathan Beck. Nachdem in Facebook ein Foto eingestellt wurde, folgten im Sekundentakt Kommentare – mit wenig Verständnis für die Rekultivierung.

Der Schreiber in Internet verschweigt nicht, dass die Strecke ohne Absprache mit den Waldeigentümern errichtet wurde. Er behauptet weiter, dass in den vergangenen Monaten von den Bikern „alles dafür getan“ worden sei, um eine Legalisierung der Strecke zu ermöglichen. Die Biker hätten sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen, einen Ansprechpartner benannt und Kontakt zu den Waldeigentümern und zuständigen Behörden gesucht.

Doch diese Suche war offenbar nicht von Erfolg gekrönt. Denn bei der Stadt, die in diesem Fall Waldeigentümer und zuständige Behörde ist, gingen keine Anfragen ein, sagt Henry Wolter, Leiter des Grünflächenamts. Er macht deutlich, dass die Stadt aus rechtlichen und sicherheitstechnischen Gründen gar keine andere Wahl hatte, als den Bikepark unbrauchbar zu machen. „Im Wald darf auf Wegen mit einer Breite von weniger als zwei Metern nicht Rad gefahren werden.“ So stehe es im Landeswaldgesetz.

Die Stadt hat deshalb Schilder aufgestellt mit dem Hinweis „Radfahren nicht gestattet“. Die wurden ignoriert. Das Hauptargument für den Rückbau sieht Henry Wolter in der Sicherheit. „Wenn so eine Strecke offiziell ist, müsste sie verkehrssicher sein, und das können wir nicht gewährleisten.“ Hinzu komme auch noch der ökologische Aspekt: Die bis zu 1,50 Meter hohen Steilwände seien mit Bierbüchsen gebaut worden: „Der Wald ist auch kein Müllplatz.“ Die Nutzer hätten den Wald pfleglich zu behandeln.

Die MTB-Strecke beginnt nördlich von Esslingen bei der Deponie Katzenbühl und führt rund einen Kilometer ins Tal. Das Waldstück ist zwar weder Naturschutz- noch Landschaftsschutzgebiet. Es kommen dort aber seltene Arten vor, wie das Grüne Besenmoos und der Mittelspecht, der sehr standorttreu ist und selbst in harten Wintern in seinem Brutgebiet bleibt.

„Jetzt braut sich über uns ein Sturm im Internet zusammen“, zeigt sich Wolter überrascht über die vielen Einträge. „Besser wäre es gewesen, wenn mal jemand auf uns zugekommen wäre.“ Mehrere Versuche der Stadt, auf der Downhill-Strecke einmal Biker anzutreffen, seien fehlgeschlagen: „Unter der Woche war da niemand.“ Seit der Förster die Strecke vor einigen Monaten entdeckt habe, sei sie aber immer weiter gewachsen, „anarchisch“, wie der Amtsleiter meint.

Jetzt wurden die Furchen wieder geebnet und die Strecke mit Baumstämmen und Totholz abgeriegelt. Wolter verweist die Mountainbiker auf die im vergangenen Jahr in Esslingen-Berkheim eröffnete BMX- und Dirtbike-Strecke, die zwar auch im Wald liege, aber von einem Verein überprüft werde. Doch diese legale Strecke ist für Downhill- und Enduro-Fahrer sowie Freerider offenbar nicht geeignet.