Besondern bei Gemüse wie etwa Tomaten wird auf Bio-Qualität geachtet. Foto: Archiv

Marktforscher haben herausgefunden, dass in den Filderbezirken Bioprodukte stärker nachgefragt sind als in vielen anderen Teilen der Stadt. Stuttgart liegt im bundesweiten Vergleich vor anderen Großstädten.

Filder - Eine private Studie hat die Kaufbereitsschaft von Bio-Produkten bei Stuttgartern untersucht. Dabei kamen die Marktforscher der Bauer-Mediengruppe, die die Studie im Auftrag der Bio-Molkerei der Firma Andechser durchführten, zu dem Schluss, dass regionale und Bio-Lebensmittel besonders häufig in manchen Teilen der Fildern konsumiert werden – nur in den Stadtbezirken Stuttgart-Mitte, Süd, Ost, West und in Weilimdorf sei die Bereitschaft, höhere Preise für entsprechende Zertifikate zu bezahlen, im Mittel noch höher.

„Es gibt insgesamt große Schwankungen“, so eine Sprecherin der Studie. Auf den Fildern ist die Zahlungsbereitschaft in Degerloch, Sillenbuch und Möhringen beispielsweise besonders hoch. Dort gaben 41 beziehungsweise 40 Prozent der Befragten laut der Studie an, dass sie ausschließlich oder regelmäßig Bio-Produkte kauften. In Vaihingen sei dies nur bei 32 Prozent der Fall – und Plieningen und Birkach ziehen mit nur 28 Prozent regelmäßigen Bio-Lebensmittelkäufern den Schnitt auf den Fildern ziemlich runter.

Wenig Lust auf Bioprodukte

Dennoch gibt es in Stuttgart Stadtbezirke, die offenbar noch deutlich weniger für den Konsum regionaler oder biozertifizierter Produkte übrig haben. In Mühlhausen und Münster etwa sind es laut der Untersuchung nur 19 Prozent, die angaben, mindestens regelmäßig Bio-Produkte zu konsumieren – während das beim Spitzenreiter Weilimdorf mit 52 Prozent dagegen sogar über die Hälfte der Bürger tun.

Die auffälligen Unterschiede zwischen den Stadtbezirken führt die Wirtschaftsförderung Stuttgart vor allem auf die Einkommensstruktur der unterschiedlichen Stadtbezirke zurück. Die Erkenntnisse deckten sich mit denen eines von der städtischen Wirtschaftsförderung initiierten Seminars zum Thema. Dort kamen Studierende der Universität Hohenheim im Winter 2016 zu dem Schluss, dass 35 Prozent der Befragten beim Einkauf von Lebensmitteln besonders auf Regionalität achteten.

Unterstützung durch die Stadt

Dass Bio und Regionalität im Trend sind, daran sieht sich auch die Stadt als Mitwirkende. „Die städtische Wirtschaftsförderung gibt eine Broschüre heraus, um den Stuttgarter Bürgern den Weg zu den Direktvermarktern im Stadtgebiet zu weisen, sagt eine Sprecherin der Stadt. Darin seien rund 60 Direktvermarkter aufgeführt. Die Broschüre soll sowohl Bio-Verkäufer – wie zum Beispiel Andechser – als auch Konsumenten ansprechen, die ihre Produkte direkt vom Bauernhof beziehen wollen.

Außerdem fördert die Stadt den Anbau und Vertrieb von regionalen und Bio-Lebensmitteln. Darüber hinaus ist ein weiterer Bio-Einkaufsführer für Stuttgart in Planung. Dieser soll mit dem Bioland Landesverband Baden-Württemberg realisiert werden. Ein Erscheinungsdatum steht aber noch nicht fest.

Wirtschaftsförderung als „Kümmerer“

Zusätzlich setzt sich die Stadt auch für den Anbau und Vertrieb von regionalen und Bio-Lebensmitteln ein. „Seit Anfang des Jahres 2014 ist die Landwirtschaft ein Schwerpunktthema der städtischen Wirtschaftsförderung“, so die Sprecherin der Stadt. Die Wirtschaftsförderung stehe den Stuttgarter Landwirten als zentraler Ansprechpartner und „Kümmerer“ zur Seite. Hierzu gehörten die Unterstützung bei amtsübergreifenden Anliegen und die Hilfe bei der Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte.

Laut der Bauer Mediengruppe tragen die Maßnahmen offenbar Früchte. In ihrer im Oktober veröffentlichten Studie hat die Marktforschungsgruppe des Verlags 576 Stuttgarter im Alter von 20 bis 69 Jahren befragt. Dabei gaben die Befragten an, sowohl in Biomärkten als auch in Restaurants, Gaststätten oder Bäckereien Wert auf Bio-Gütesiegel zu legen und dafür gerne etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Gerne Bioeier

An der Supermarktkasse seien es der Untersuchung nach vor allem die Produktgruppen Obst, Gemüse und Eier, bei der Bio-Käufer genau auf die Wertschöpfungskette schauen. Regionale Produkte genießen der Studie nach eine ähnliche Akzeptanz bei den Bürgern.

Nach denselben Kriterien wurden auch Studien für Hamburg, Köln und Düsseldorf erstellt. Im Städtevergleich schneidet Stuttgart als die Stadt mit dem größten Bewusstsein für Bio und Regionalität ab.

Während in Stuttgart durchschnittlich 35 Prozent der Studienteilnehmer sagten, dass bei ihnen regelmäßig Bio-Produkte in den Einkaufswagen wandern, waren es etwa in Hamburg mit 33 Prozent etwas weniger. In Köln greifen demnach noch ein Prozent weniger gewohnheitsmäßig zu Bio-Produkten. In Düsseldorf, so die Studie, sind es durchschnittlich nur 30 Prozent.