Die Zerstörung ein halbes Jahr nach dem Beben ist allgegenwärtig. Foto: imago/Kyodo News

Die Menschen in der Erdbebenregion geben nicht auf. Doch die Regierung ist dabei, alte Fehler zu wiederholen, kommentiert Türkei-Korrespondentin Susanne Güsten.

Die Überlebenden der Erdbebenkatastrophe in der Türkei halten beherzt und mutig durch. Obwohl fast alle Überlebenden damals Freunde oder Verwandten verloren und obwohl ihre Heimatstädte in Schutt und Asche liegen, blieben viele Bewohner der elf Unglücksprovinzen und nahmen das schwierige Leben in Zelten und anderen Notunterkünften auf sich. Andere, die sich außerhalb der Region in Sicherheit brachten, sind inzwischen wieder heimgekehrt. Wie schon nach dem schweren Erdbeben von 1999 bei Istanbul zeigen die Türken, dass sie selbst nach schlimmsten Schicksalsschlägen nicht aufgeben. Widerstandsfähigkeit und Durchhaltevermögen der Betroffenen sind eine Ressource für das Land, doch die Politik ist dabei, diese Ressource zu vergeuden. Statt im Erdbebengebiet einen Neuanfang mit Bürgerbeteiligung und Expertenwissen zu gestalten, setzt die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf eine möglichst rasche Rückkehr zur Normalität und auf einen Wiederaufbau in Rekordzeit.