Im Kreis Göppingen entsteht der größte Windpark Baden-Württembergs Foto: Horst Rudel

Die Pläne für den größten Windpark im Land in Lauterstein (Kreis Göppingen) schreiten voran. In der jüngsten Fortschreibung wurde die Zahl der Anlagen erneut reduziert. Der Ertrag soll aber gleich bleiben.

Lauterstein - An der Weißensteiner Steige geht es über eine Gemeindeverbindungsstraße direkt in den Wald Richtung Forsthaus. Wer die richtigen Abzweigungen kennt, sieht plötzlich den hohen Mast, der auf einer Freifläche in den Himmel ragt. Dort misst der Windpark-Investor WPD, ob sich die viele Vorarbeit auch wirklich lohnt. Immerhin will die WPD im Wald hinter Lauterstein Baden-Württembergs größten Windpark bauen. „Die bisherigen Ergebnisse fallen sehr gut aus und haben unsere Erwartungen übertroffen“, verrät Projektleiter Reinhard Strohm. Die gemessenen Werte lägen über jenen, die im Windatlas hochgerechnet worden waren.

Allerdings blies den Projektentwicklern der Wind auch aus ganz anderen Richtungen entgegen. Etliche Einwände und weitere Faktoren galt es zu beachten. So hat sich auch die ursprüngliche Zahl der Windräder erheblich reduziert. Statt anfänglich 30 und zuletzt noch 22 sind nun nur noch 16 Anlagen geplant.Zwar ist das Wetterradar des deutschen Wetterdienstes und dessen Abstandsreglungen, die bei Geislingen gleich mehrere mögliche Windkraftstandorte einschränken, vom Lautersteiner Wald weit genug entfernt. Dafür gibt es dort andere Probleme.

Um den Segelfliegern am benachbarten Hornberg genug Auslauf für ihre Platzrunden zu sichern, mussten ursprünglich geplante Anlagen nach Südosten verschoben, teilweise auch gestrichen werden. Zwei Anlagen fielen den Einwänden der Nachbarkommunen Bartholomä und Schwäbisch Gmünd zum Opfer, die einen größeren Abstand des Windparks zum Albtrauf im Ostalbkreis forderten. Zudem stellte sich heraus, dass die Hauptwindrichtung nicht aus Westen, sondern Südwesten ist und somit die Anlagen zueinander etwas anders angeordnet werden müssen. Auch wurden mögliche Nistplätze von Wanderfalken und Fledermausquartiere entdeckt. „Man hätte dort eine Anlage bauen können aber eventuell lange Abschaltzeiten in Kauf nehmen müssen“, erklärt Strohm.

Die Umplanung beeinträchtigt aber nicht den zu erwartenden Ertrag. Die WPD hatte ursprünglich mit Anlagen geplant, deren Rotoren sich mit einem Durchmesser von 117 Metern in einer Höhe von 141 Metern drehen und eine Leistung von 2,5 Megawatt haben. Nun will man aber auf 120 Meter-Rotoren in 139 Metern Höhe setzen, die 2,75 Megawatt leisten. Der Park soll insgesamt mehr als 100 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern. Auch mit 16 Anlagen würde der Windpark der größte im Land, vor dem Windpark Nordschwarzwald bei Simmersfeld (Kreis Calw) mit 14 Anlagen. Dieser 2007 in Betrieb genommene Windpark liegt in der Auslastung allerdings weit hinter den Erwartungen zurück.

Die WPD geht nun mit der überarbeiteten Planung in eine neue Anhörungsrunde. Schon 2015 soll gebaut werden und die ersten Anlagen in Betrieb gehen. „Komplett werden wir aber wohl erst 2016 am Netz sein“, so Strohm. Bis dahin gibt es auf anderem Gebiet noch viel zu tun. Immerhin fallen dem Windpark und der dafür nötigen Infrastruktur an Fahrwegen und Freihalteflächen rund um die großen Windräder einige Hektar Wald zum Opfer.

Dafür sind umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen erforderlich. Unter anderem sollen Wiesen am Waldrand aufgeforstet werden. Zum Teil werden Äcker aus der intensiven Bewirtschaftung genommen und in Wiesen umgewandelt, oder Streuobstwiesen angelegt, nicht zuletzt um Kleintieren Lebensraum und somit Greifvögeln ein Nahrungsangebot zu sichern. Zudem will die WPD mit Hilfe von Fachleuten in den Felsen beim Naturfreundehaus Bruthöhlen für Falke und Co anlegen.

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