Windrad hinter Umspannanlage: Es gibt zu wenig Stromleitungen in Deutschland. Foto: dpa

Kraftwerke hoch- und herunterfahren, wertvollen Windstrom ungenutzt wegwerfen – das alles sind Auswirkungen einer nicht zu Ende gedachten Energiewende. Wie teuer kommt Deutschland das Schlamassel?

Stuttgart - Der jahrelange Zeitverzug beim Bau wichtiger Stromtrassen von Norden nach Süden kommt die deutschen Energieverbraucher teuer zu stehen.

Nach vorläufigen Daten der Bonner Bundesnetzagentur und der deutschen Netzbetreiber summierten sich die Kosten zur Aufrechterhaltung einer sicheren Stromversorgung allein im ersten Halbjahr 2015 auf rund 500 Millionen Euro. Das ist deutlich mehr als im kompletten Jahr 2014 anfiel.

„Wir müssen damit rechnen, dass die Kosten, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, weiter steigen“, sagte ein Sprecher der Bonner Behörde unserer Zeitung.

Kosten bezahlen Verbraucher mit Strompreis

Das Problem entsteht, weil ein Großteil des deutschen Windstroms in Nord- und Ostdeutschland produziert wird, Leitungen nach Süden aber fehlen. Um das sensible Energiesystem in der Balance zu halten, müssen in Starkwindphasen immer mehr Windräder in Norddeutschland stillgelegt werden. Dafür erhalten die Betreiber eine Entschädigung. Diese explodierte in den ersten sechs Monaten des Jahres auf knapp 150 Millionen Euro.

Um drohende Blackouts im Stromnetz zu vermeiden müssen zudem Kraftwerke hoch oder herruntergeregelt werden und, im Notfall, Energie aus Nachbarländern bezogen werden. Die Kosten bezahlen die Verbraucher mit dem Strompreis.