Der Offshore-Park – ein Windpark auf hoher ­See – der EnBW in der Ostsee: Baltic 2 wurde im September 2015 in Betrieb genommen. Foto: dpa

Der Karlsruher Energiekonzern weist im ersten Halbjahr 1,68 Milliarden Euro Gewinn aus, hält am Sparkurs aber weiterhin fest.

Karlsruhe - Ein unverhoffter Geldsegen lässt beim Energieriesen EnBW die Kasse klingeln: Die Rückzahlung der Kernbrennstoffsteuer durch den Staat hat dem Konzern netto rund eine Milliarde Euro in die Kasse gebracht, wie Finanzvorstand Thomas Kusterer am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz sagte. Das Bundesverfassungsgericht hatte Anfang Juni die zwischen 2011 und 2016 erhobene Kernbrennstoffsteuer für verfassungswidrig und nichtig erklärt.

Profitiert hat der Energieriese auch vom Verkauf von 49,89 Prozent der Anteile am Offshore-Windpark „EnBW Hohe See“ im Februar. Unterm Strich hat sich damit der Konzernjahresüberschuss in den ersten sechs Monaten auf rund 1,68 Milliarden Euro verbessert. Ohne diese Sondereffekte hätte der Gewinn bei rund 400 Millionen Euro gelegen. Im ersten Halbjahr 2016 dagegen hatte die EnBW noch einen Verlust von 194,2 Millionen Euro verbucht.

Mehr Eigenkapital und weniger Schulden

Trotz des nun besseren Ergebnisses hält der Konzern am beschlossenen Sparkurs fest. Zwar entlaste dies die angespannte bilanzielle Situation, sagte der Finanzvorstand. Die Eigenkapitalquote hat sich auf 13,2 Prozent verbessert, die Nettoschulden sind um elf Prozent auf 8,9 Milliarden Euro gesunken. Die Steuerrückzahlung habe aber nichts mit dem operativen Geschäft zu tun. Die Zukunft des Konzerns entscheide sich am Markt und beim Kunden, und der Wettbewerb sei hart. „Deshalb werden wir mit aller Konsequenz weiterhin dafür sorgen, dass wir im operativen Geschäft in jedem einzelnen Bereich wettbewerbsfähig aufgestellt sind – sowohl von den Produkten wie von den Kosten her“, sagte Kusterer.

Im ersten Halbjahr haben sich sowohl Umsatz, Absatz als auch Ergebnis verbessert, weil auch erstmals Zahlen der VNG-Verbundnetz Gas AG in der Bilanz berücksichtigt wurden. Die EnBW hatte den ostdeutschen Erdgasimporteur im vergangenen Jahr übernommen.

Finanzvorstand sieht Konzern auf Kurs

Im ersten Halbjahr hat sich der EnBW-Umsatz um 6,8 Prozent auf 10,48 Milliarden Euro erhöht, die Zahl der Mitarbeiter ist um 4,5 Prozent auf mehr als 21 300 gestiegen. Das operative Ergebnis – der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) – verbesserte sich um 10,9 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro. Nach einem schwachen ersten Quartal habe man im zweiten Quartal erfreulich aufholen können, sagte Kusterer weiter.

Zu schaffen gemacht hatte unter anderem der zeitweise Stillstand des Kernkraftwerks Philippsburg 2 und niedrige Großhandelsmarktpreise. Bei den Erneuerbaren Energien wurde das Ergebnis im ersten Quartal unter anderem durch die geringe Wasserführung bei den Laufwasserkraftwerken und durch den schwachen Windertrag belastet. Kusterer sieht den Konzern aber auf Kurs mit Blick auf das Ergebnisziel. Das operative Ergebnis soll 2017 mindestens Vorjahreshöhe erreichen oder um bis zu fünf Prozent höher ausfallen.

Durch den Ausbau von Windparks an Land im zweiten Halbjahr werde sich das Ergebnis weiter verbessern, nannte er ein Beispiel. Fürs Gesamtjahr ist hier ein Zuwachs von rund 250 Megawatt geplant. Allerdings ist man bei der letzten Auktion im Mai leer ausgegangen. 96 Prozent der Zuschläge für Windkraft-Projekte an Land gingen an Bürgerenergiegenossenschaften. An den Nordsee-Windparks „Hohe See“ und „Albatros“ haben indessen die Bauarbeiten begonnen. Man werde auch weiter investieren – in Windkraft an Land und auf See, in den Ausbau der Netze, in Elektromobilität – unter anderem weitere Schnellladestellen an Autobahnen – und neue Produkte, sagte Kusterer.

Türkei-Geschäft läuft gut

Auf die Frage nach dem Türkei-Geschäft, das vielen Unternehmen Sorgen bereitet, sagte EnBW-Finanzvorstand Kusterer: „Das Geschäft dort läuft gut.“ Man sei auch mit dem Joint-venture-Partner Borusan sehr zufrieden. „Politisch müssen wir aber sehr genau schauen“. Nach eigenen Erkenntnissen stehe die EnBW nicht auf der – mittlerweile zurückgezogenen – schwarzen Liste der dortigen Regierung.