Der Neubau Foto: Endress und Hause

Im Werben um Mitarbeiter muss sich Endress und Hauser aus Gerlingen im Umfeld von Bosch und Porsche behaupten. Das Unternehmen setzt auf Awards.

Ein Mineralwasserhersteller muss in der Produktion sofort auf verunreinigtes Wasser reagieren. Wie aber lässt sich eine mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Verunreinigung schnellstmöglich registrieren? Oder wie lässt sich im Pharmakonzern die exakte Zusammenstellung der Wirkstoffe bei der Produktion von Medikamenten gewährleisten? Das Unternehmen Endress und Hauser in Gerlingen ist auf Flüssigkeitsanalysetechnik spezialisiert. Vor wenigen Wochen hat die Firma einen Neubau in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Standort in Gerlingen seiner Bestimmung übergeben. Das Unternehmen investierte nach eigenen Angaben zehn Millionen Euro in das Gebäude, das vorwiegend Büros enthält.

150 Mitarbeiter arbeiten in dem Neubau, 600 sind es in Gerlingen insgesamt. Das Gebäude ist vergleichsweise hoch, die Fassade teils begrünt. Das Ziel ist klar formuliert: „Wir wollen dem Land mehr Grünfläche zurückgeben, als wenn es nicht bebaut wäre“, sagt der Sprecher Stephan-Christian Köhler.

Das Unternehmen nutzt auf seinem Grundstück bereits Wind- und Sonnenenergie. Der Windbaum etwa produziert im Jahr soviel Strom, dass er ausreicht, einen Ein-Personen-Haushalt zu versorgen. Es sei ihnen ein Bedürfnis, die Nachhaltigkeit „nach außen zu zeigen“, sagt Köhler. Zumal das Unternehmen aktiv ist in mehreren Umweltbereichen. „Ohne uns geht es nicht in der Kläranlage“, sagte Köhler vor wenigen Monaten. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben weltweit führender Anbieter von Messgeräten, Dienstleistungen und Lösungen für die industrielle Verfahrenstechnik.

Der unbekannte Weltmarktführer

Das Gebäude ist der Verwaltungssitz von Endress und Hauser, einem „Hidden Champion“, also einem heimlichen, einem unbekannten Weltmarktführer. „Wir wachsen jedes Jahr“, sagt der Unternehmenssprecher. Mit dem Neubau stößt das Unternehmen schon heute wieder an seine Grenzen. Wachsen würde man auch weiterhin gerne am Standort.

Eben weil das Umfeld stark ist, muss das Unternehmen im besonderen Maße um Mitarbeiter werben. „Endress und wer?“ sei eine der häufig gestellten Fragen, sagt Köhler. Im nahen Umfeld von Daimler, Bosch und Porsche sei das Werben um Mitarbeiter besonders herausfordernd. Denn „der Fachkräftemangel ist überall.“

Das Unternehmen setzt deshalb auch auf Auszeichnungen, auf Awards. Capital zeichnete es 2023 als Innovativstes Unternehmen Deutschland aus, vergangenes Jahr wurde der Arbeitgeber von Top Job gewürdigt, im Jahr zuvor als Leading Employer prämiert. Im Februar dieses Jahres war das Unternehmen dann Gastgeber der Verleihung des MX-Awards: Das Werk Landshut der BMW Group wurde als Gesamtsieger des „Manufacturing Excellence Award“ gekürt. Mit dem Award werden innovative Lösungen auf dem Gebiet der Produktion und Logistik gewürdigt. Endress und Hauser gehörte in diesem Jahr nicht zu Gekürten – das Augenmerk der Branche war dem Unternehmen gleichwohl sicher.

Nicht jeder Wettbewerb, nicht jede Auszeichnung sei für das Unternehmen erstrebenswert, schränkt Köhler ein. Aber es gebe eben auch solche, die auf dem jeweiligen Sektor anerkannt seien. Sie seien quasi ein Audit für das Unternehmen. Deshalb würden sie von den Unternehmen selbst und den Beschäftigten sowie künftigen Mitarbeitern wahr- und ernstgenommen. Köhler spricht schon lange nicht mehr von Bewerbern. Die Rollen seien vertauscht, sagt er: Bewerber sei das Unternehmen, das sich bei den Fachkräften bewerbe.