Der Königsbau im Dämmerlicht – zehn Jahre lang wurde hinter den Kulissen um das Bewerben des Standorts gestritten. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Rund zehn Jahre haben Händler im Königsbau um mehr Mitbestimmung gestritten. Nun können Sie endlich mitreden, wie der Standort im Herzen der Stadt beworben wird.

Stuttgart - Hinter der Fassade des Königsbaus wurde rund zehn Jahre lang ein Machtkampf ausgetragen. Dabei ging es, wie fast immer im Handel, um Geld – genauer gesagt um die Verwendung von Werbemitteln. Nun aber ist eine Einigung erreicht.

Der Königsbau ist zweigeteilt. Ein Teil des Gebäudekomplexes am Schlossplatz wird von der ECE als Einkaufscenter unter dem Namen Königsbau-Passagen verwaltet und vermietet. Der Branchenprimus ist in der näheren Umgebung unter anderem für die wirtschaftlichen Geschicke des Milaneo im Europaviertel und der Breuningerländer in Sindelfingen und Ludwigsburg verantwortlich. Der andere Teil der Immobilie ist Eigentum der Landesstiftung Baden-Württemberg. Speziell die Einzelhändler im vorderen Teil des Gebäudes mit Blick Richtung Neues Schloss sind Mieter der Stiftung.

Gestritten wurde um die Verwendung der Werbemittel – und das fast schon seit der Eröffnung des Centers im April 2006. Bislang haben sämtliche Händler gemeinsam in einen großen Topf einbezahlt. Doch allein der Centerbetreiber ECE hatte die Macht zu bestimmen, was mit dem Geld gemacht wurde. Drei Euro pro Quadratmeter und Monat hat die Höhe dieses Beitrags nach Informationen unserer Zeitung betragen. Für einen Laden mit 300 Quadratmeter Verkaufsfläche kommen so knapp 12 000 Euro im Jahr an Fixkosten zusammen.

Für viele der inhabergeführten Betriebe im vorderen Teil des Gebäudes war das ein massives Problem. „In unserem Mietvertrag war uns Mitbestimmung zugesichert worden“, beklagt beispielsweise Rainer Rudolph, Inhaber von Lederwaren Acker. Der Einzelhändler ist Mieter der Landesstiftung und Mitglied der Stuttgarter Traditionsgeschäfte, eines Zusammenschlusses der ältesten und erfolgreichsten Einzelhändler der Stadt. Besonders ärgerlich war die fehlende Mitsprache, da mit den Werbemitteln der Mieter nicht nur Werbung für den Standort betrieben wurde. „Es wurde damit eine Zeit lang sogar die Lizenzgebühr für Stilwerk bezahlt“, ärgert sich Rudolph. Die Möbelkette konnte im Königsbau nie so richtig Fuß fassen. Die Hamburger Design-Plattform zog im März 2014 schlussendlich aus dem Königsbau aus.

Doch die Händler im vorderen Teil des Gebäudes waren nicht allein aufgrund des fehlenden Erfolgs von Stilwerk verärgert. „Es stimmt, unsere Mieter waren unzufrieden und wollten mehr Mitsprache“, bestätigt Maximilian Weiß, Justiziar des Amts Vermögen und Bau Baden-Württemberg (VBA).

Position der Traditionshändler wurde gestärkt

Trotzdem erklärt Michaela Zopf, die Centermanagerin der ECE, es habe seit jeher die Möglichkeit bestanden, gemeinsam über den Werbeetat zu verfügen. „Es war dem VBA zu jeder Zeit eine Aktionsbeteiligung möglich. Diese wurde jedoch vonseiten des VBA nicht genutzt“, erklärt Zopf auf Anfrage. Dem entgegnet das Amt: Faktisch hätten die Händler, die Mieter der Landesstiftung sind, aufgrund ihrer im Vergleich zur Shopping-Mall relativ kleinen Verkaufsfläche kaum etwas zu sagen gehabt. Und: Man habe sich bemüht, die Zugangshürden für die Mitsprache über die Werbemittel künftig möglichst gering zu halten. In den nun gelaufenen Verhandlungen sei es aus Sicht des Amtes darum gegangen, die Position der eigenen Mieter zu stärken, so Weiß. Das Ergebnis: Von nun an soll die Arbeitsgemeinschaft Königsbau, in der sich rund ein Dutzend Händler zusammengetan haben, über einen fixen Teil des Werbebudgets bestimmen. Ein wesentlich kleinerer Teil verbleibt bei der Verwaltung der ECE. Handelsexperten sprechen von einer Verteilung von 70 Prozent für die Händler und 30 Prozent für das Centermanagement.

Auch Michaela Zopf bestätigt: „Zwischenzeitlich gibt es zwei gewählte Vertreter aus den Reihen der Königsbau-Mieter, welche deren Aktionswünsche bündeln und an unser Centermanagement weitergeben.“ Daher gebe es nun regelmäßige Treffen, und künftige Werbeaktionen würden in enger Absprache miteinander geplant.

Da das Center lange mit Leerstand von Ladengeschäften zu kämpfen hatte, ist man im Königsbau auf die jüngste Entwicklung sichtlich stolz. Michaela Zopf erklärt: „Die Königsbau-Passagen sind aktuell nahezu voll vermietet.“ Die Centermanagerin verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Ansiedlung der Supermarktkette Tegut.