Das Milaneo am Mailänder Platz – wie gut laufen die Geschäfte wirklich? Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Mieter in den Stuttgarter Shoppingcentern gehören offenbar zu den unzufriedensten in ganz Deutschland. In einem aktuellen Vergleich von mehr als 200 Einkaufszentren landen die Center der Landeshauptstadt weit hinten.

Stuttgart - Sämtliche Einkaufszentren der Landeshauptstadt haben eines gemein: Ihre Mieter sind in Teilen ziemlich unzufrieden. Das geht aus einem bundesweiten Vergleich von Einkaufszentren hervor. Glaubt man einer aktuellen Befragung der Händler, dem sogenannten Shoppingcenter Performance Report, schneiden vor allem die neuen Handelsgiganten der Landeshauptstadt überraschend schlecht ab. Die Manager von Milaneo und Co. hingegen sprechen von guten Geschäften.

269 Shoppingcenter umfasst die bundesweite Rangliste. Das Milaneo und die Königsbau Passagen teilen sich dabei Rang 210, das Gerber landet auf Platz 261. Das Carré in Bad Cannstatt schneidet mit Platz 183 aus Sicht der Landeshauptstadt noch am besten ab. Entscheidend für das Ergebnis der Untersuchung ist die Zufriedenheit der Mieter mit ihrem wirtschaftlichen Abschneiden im jeweiligen Center. In der Region stechen die Breuningerländer heraus – das Haus in Sindelfingen belegt bundesweit den dritten Platz, das Haus in Ludwigsburg kommt auf Rang 33.

Die großen Einkaufszentren in Stuttgart sind neu, sie liegen in der Stadt und haben ihren Fokus klar auf Modeläden. Eine Kombination, die, mit Blick auf das Ergebnis der Befragung, nicht zum Erfolg führen dürfte. Demnach sind die Händler speziell in kleinen, alten und regionalen Standorten auf der grünen Wiese erfolgreich, in denen das Augenmerk klar auf Nahversorgung und Lebensmitteln liegt. Auf Platz eins in Deutschland kommt etwa das 1969 eröffnete Südring-Center in Paderborn, das seinen Ursprung in einem großen Supermarkt hat.

Das Stuttgarter Warenhausunternehmen Breuninger schafft es im Gegensatz zu Konkurrenz regelmäßig, seine Center auf den vorderen Rängen der Befragung zu platzieren. Den Vorsprung gegenüber anderen Einkaufszentren beschreibt der Sprecher des Unternehmens, Christian Witt, so: Der Unterschied liegt „im Mietermix, in der Wertigkeit der Ausrichtung, indem wir mutig neue Konzepte ausprobieren, welche uns überzeugen, wir stetig investieren.“ Zudem wähle man die Mieter gezielt aus.

Aufseiten der weiter hinten platzierten Center messen die Manager der Mieterbefragung erwartungsgemäß einen geringen Stellenwert zu. „Wir haben steigende Kundenzahlen. Aber neue Center tun sich immer ein bisschen schwer. Sie brauchen Entwicklungszeit“, sagt etwa Andrea Poul, die Managerin des 2014 eröffneten Milaneo. Die meisten Mieter wüssten das auch, so Poul. Trotzdem gebe es einige, die zu hohe Umsatzerwartungen hätten. Handelsexperten zufolge verteilt sich der Umsatz speziell im Milaneo trotz der enormen Frequenz von knapp 30 000 Besuchern pro Tag recht ungleich. Während die großen Ankermieter wie Primark mutmaßlich überdurchschnittlich gute Umsätze verbuchen, tun sich kleinere Unternehmen hingegen schwer.

Die Königsbau Passagen verschlechtern sich deutlich

Der Regionaldirektor der ECE, Axel Diewald, übt grundsätzliche Kritik an der Mieterbefragung: „Es wird pro Center nur eine geringe Zahl an Händlern befragt“, sagt er. Trotzdem nehme man das Ergebnis ernst, fügt er hinzu. Tatsächlich sind für das Milaneo lediglich 25 Bewertungen in das Ergebnis eingeflossen. Das Center verfügt jedoch über 200 Läden. Ein Grund für die teilweise geringe Zahl der Antworten sind die Regularien der Befragung. So dürfen nur Händler teilnehmen, die, aus Gründen der Vergleichbarkeit, mindestens in drei deutschen Einkaufszentren einen Laden betreiben.

Die ECE geht ohnehin ein wenig gebeutelt aus der Mieterbefragung hervor. Die Königsbau Passagen am Schlossplatz etwa sind eines der Häuser, das am deutlichsten verloren hat – das Haus schneidet mehr als eine Note schlechter ab als 2012. Und: Erstmals liegt der Branchenprimus nicht auf Platz eins der Managementfirmen. Diese werden gesondert bewertet. Die ECE rangiert aktuell auf Rang zwei. Ebenfalls bemerkenswert aus Stuttgarter Sicht ist die Bewertung des Unternehmens Koprian IQ. Die Managementfirma, die zunächst für das Gerber verantwortlich war, kommt in der Rangfolge der Centerbetreiber bundesweit am schlechtesten weg. Der Vorsitzende der Geschäftsführung des Unternehmens, Helmut Koprian, entgegnet: „Alle von uns betreuten Objekte haben sich zwischen 2015 und 2016 teilweise deutlich verbessert.“

Inzwischen hat die Führung des Gerber jedoch gewechselt. Kemal Düzel, der neue Centermanager, nimmt die Mieterbefragung entsprechend gelassen: „Viele unserer Mieter haben gar keine Läden in anderen Shoppingcentern und sind sonst nur in sehr guten Innenstadtlagen zu finden. Sie können somit an der Befragung gar nicht teilnehmen.“

Handelsverband sieht Gerber im Aufwind

Die Umfrage ist einer der wenigen Einblicke in die wirtschaftlichen Abläufe eines Einkaufszentrums. „Das ist ein Gradmesser“, sagt Bettina Fuchs, Stuttgarts Citymanagerin. Doch überbewerten dürfe man das nicht. Generell hätten es Einkaufszentren ohnehin schwerer als in der Vergangenheit. „Die Konkurrenz ist größer geworden“, sagt sie. Die Chefin des Handelsverbands im Südwesten, Sabine Hagmann, fügt hinzu: „Gemessen an diesem schwierigen Umfeld, ist die Leistung der Stuttgarter Center noch recht gut. Speziell das Gerber befindet sich nach einem schwierigen Start im Aufwind.“