Die Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge in Karlsruhe Foto: dpa

Die Zahl der Asylbewerber in Baden-Württemberg ist 2014 drastisch gestiegen. Die Behörden gehen von einem Plus von 60 Prozent aus.

Stuttgart - Der Zustrom an Asylbewerbern übertrifft auch in diesem Jahr alle amtlichen Prognosen: Bis Ende April kamen nach Informationen unserer Zeitung über 60 Prozent mehr Erstantragsteller nach Baden-Württemberg als im Vorjahr. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) rechnete zu Jahresbeginn nur mit einem Plus von 28 Prozent. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, müssen die Kommunen im Land dieses Jahr mindestens 22 000 weitere Flüchtlinge aufnehmen – und nicht nur 18 000 wie nach der BAMF-Prognose. Das wäre der höchste Wert seit 1990.

Für das Land, das den Kommunen pro Asylbewerber eine Pauschale für Unterkunft und Verpflegung in Höhe von 12 270 Euro bezahlt, würde dies erhebliche Mehrkosten bedeuten: Statt den geplanten 220 Millionen Euro müsste es dieses Jahr 270 Millionen Euro überweisen.

Als Hauptgrund für den Zustrom gilt nach wie vor die drastische Erhöhung der Taschengeld-Zahlungen, die vom Bundesverfassungsgericht Mitte 2012 verfügt worden war. Seitdem hat sich die Zahl der Asylbewerber mehr als verdreifacht. Da nur wenige Asylbewerber als politisch verfolgt anerkannt werden, will die Bundesregierung Bosnien, Mazedonien und Serbien zu sicheren Herkunftsstaaten erklären. Dies soll eine schnellere Bearbeitung der Anträge und eine schnellere Ausweisung ermöglichen. In den Flüchtlingsämtern wird hinter vorgehaltener Hand allerdings bezweifelt, dass dies eine spürbare Entlastung bringt. Von „Etikettenschwindel“ ist die Rede.

Insgesamt kamen im April 1373 Erstantragsteller ins Land – die meisten aus dem Bürgerkriegsland Syrien.