Die Tierschützerin Silvie Brucklacher-Gunzenhäuser und der Einzelhandels-Lobbyist Heinz Reinboth mit der Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Mitte). Foto: red

Die Stadt ehrt die Tierschützerin Silvie Brucklacher-Gunzenhäuser und den Einzelhandels-Lobbyisten Heinz Reinboth für deren Engagement.

S-Mitte - Die eine kämpft für den Tierschutz, der andere für Stuttgarts zentrale Einkaufsstraße. Das Engagement von Silvie Brucklacher-Gunzenhäuser und Heinz Reinboth hat die Stadt kurz vor Jahresende 2013 mit ihrer Ehrenmünze gewürdigt. Was nicht unbedingt zu erwarten war, denn beide gelten bei der Durchsetzung ihrer Ziele als beharrliche und unbequeme Zeitgenossen. Was – als erste – sie selbst zugeben.

Die Ehrungen übergab die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle wie immer nach Ende der letzten Bezirksbeirats-Sitzung des Jahres bei einem Umtrunk. Die Ehrenmünze „ist der Dank der Bürgerschaft dafür, dass Sie sich um das urbane Leben verdient machen“, sagte Kienzle. Die zu Ehrenden schlägt stets der Bezirksbeirat vor.

Formal bekam Brucklacher-Gunzenhäuser die Auszeichnung verliehen, weil sie sich um die Taubentürme in der Stadt kümmert. Reinboth wurde die Ehrung als Vorsitzendem des Vereins Interessengemeinschaft Königstraße zugesprochen. Beide arbeiten allerdings noch in verschiedenen anderen Ehrenämtern.

Brucklacher-Gunzenhäuser hat in dem Jahr beschlossen, sich politisch und für den Tierschutz zu engagieren, in dem Ulrike Meinhof tot in ihrer Zelle gefunden wurde, wie Kienzle anmerkte. Es war 1976. Brucklacher-Gunzenhäusers Engagement für die Tauben hat die Tierschützerin gar fast das Leben gekostet. Beim Einsammeln der Taubeneier im einstigen Taubenschlag des Hauptbahnhofs stürzte sie fünf Meter in die Tiefe, weil ihre Leiter abrutschte. Ganz abgesehen davon, dass „man als Taubenfreund hässlichen Anfeindungen ausgesetzt ist“, wie Brucklacher-Gunzenhäuser selbst sagte.

Reinboth leitet auch die Geschäftsstelle des Architektur-Forums Baden-Württemberg und sitzt inzwischen im Stadtseniorenrat. Für die alt eingesessenen Einzelhändler an der Königstraße „kämpft er gegen die Giganten der Kaufhausketten“, sagte Kienzle. In Zeiten, in denen die neuen Einkaufszentren Milaneo oder Gerber an den entgegengesetzten Enden der Königstraße wachsen, ist in diesem Sinne noch einiges zu tun. In der Vergangenheit hat Reinboth seinen Kampf nicht immer im politisch korrekten Ton geführt. Dem einstigen Oberbürgermeister Wolfgang Schuster schrieb er, die vergessene Passage am süd-westlichen Ende der Einkaufsmeile verkomme zum „Arschloch der Königstraße“, wie er selbst erzählt.

Derlei Post muss auch Schusters Nachfolger Fritz Kuhn fürchten. Die Ehrenmünze der Stadt, sagte Reinboth, „verstehe ich als Auftrag, weiterzumachen“. Was nicht als selbstverständlich gelten kann. Reinboth ist 83 Jahre alt.