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Die Autokrise hinterlässt auch beim Ingenieurdienstleister Bertrandt aus Ehningen (Kreis Böblingen) Bremsspuren.

Ehningen - Die Autokrise hinterlässt auch beim Ingenieurdienstleister Bertrandt aus Ehningen (Kreis Böblingen) Bremsspuren. Der Umsatz ist um mehr als elf Prozent auf 384,6 Millionen Euro zurückgegangen, der Gewinn um rund ein Drittel auf 24,6 Millionen Euro eingebrochen, und die Zahl der Mitarbeiter wurde um etwa zehn Prozent auf 5431 reduziert. Unterm Strich bedeutete das den Abbau von fast 650 Arbeitsplätzen. Dabei wurden vor allem Arbeitsverhältnisse während der Probezeit und befristete Verträge aufgelöst, wie Bertrandt-Chef Dietmar Bichler in Stuttgart sagte.

Die Mitarbeiter, von denen knapp 5000 im Inland beschäftigt sind, wolle man möglichst langfristig halten. Deshalb fährt auch Bertrandt Kurzarbeit – derzeit sind davon noch knapp 200 Mitarbeiter betroffen.

Angesichts der dramatischen Einbrüche in der Automobilbranche einhergehend mit Kurzarbeit, Produktionskürzungen, Projektverschiebungen und Kostensparprogrammen bei den Bertrandt-Kunden, sagte Bichler, dass sich das Unternehmen in der Krise "relativ gut" behauptet habe. Bertrandt ist für fast alle europäischen Autohersteller als Entwicklungsdienstleister aktiv. In den kommenden Jahren sieht Bichler gute Chancen, die Marktstellung weiter zu verbessern.

Aufgrund eines teilweise entstandenen Projektstaus während der Krise rechnet er mit einem ansteigenden Entwicklungsaufwand, vom dem auch Bertrandt profitieren dürfte. 2009 prognostizierten Experten ein auf 15 (Vorjahr: 18,2) Milliarden Euro gesunkenes Forschungs- und Entwicklungsvolumen, das bis 2012 wieder das hohe Niveau der Vergangenheit erreichen soll.

Seinen Optimismus stützt Bichler auf die steigende Modellvielfalt und neue Technologien bei Sicherheit, Komfort und alternativen, umweltschonenden Antrieben. Bertrandt ist bei der Weiterentwicklung des klassischen Verbrennungsmotors genauso im Boot wie bei Hybrid- und Elektroautos oder beispielsweise Aufträgen zur Entwicklung leichterer Karosserien, um das Fahrzeuggewicht zu reduzieren. Der Trend zum Outsourcing bei den Autoherstellern halte an, ist sich Bichler sicher, auch wenn Daimler gerade erst angekündigt hat, ausgelagerte Arbeiten wieder ins Haus zu holen. Dies dürfte die Teilelieferanten stärker treffen, weniger aber die Entwicklungsdienstleister, glaubt er.

Mit genauen Prognosen tat sich Bichler schwer. Er geht fürs laufende Geschäftsjahr 2009/2010, das am 1. Oktober begonnen hat, von einer Stabilisierung der Märkte aus und nicht von weiteren Verwerfungen und rechnet mit einer "kontinuierlichen Entwicklung" von Bertrandt. Zwar fährt auch der Mittelständler einen harten Sparkurs, die Elektronikentwicklung und der Versuch wurden aber beispielsweise ausgebaut. Vorangekommen ist Bertrandt auch im Luftfahrtgeschäft, das derzeit allerdings erst rund fünf Prozent zum Umsatz beisteuert. Die Ehninger haben sich mit fünf Prozent am Joint-Venture-Partner Aeroconseil beteiligt, der direkter Lieferant beim Hauptkunden EADS/Airbus ist.

An der Bertrandt AG, die seit Anfang 2009 im S-Dax notiert ist, hält Porsche 25,01 Prozent. Die LBBW ist mit 24,99 Prozent über ihre Tochter Süd-Kapitalbeteiligungsgesellschaft beteiligt, weitere zehn Prozent liegen bei Management und Mitarbeitern, die restlichen 40 Prozent sind in Streubesitz.