Für das Quartier City Prag wird derzeit ein Verkehrsgutachten erstellt. Foto:  

Kein Städtebau ohne Verkehrskonzept, sagen Bezirksbeiräte von Nord und Feuerbach. Aktueller Anlass der Debatte ist das geplante Wohnquartier in der Nähe des Theaterhauses.

Feuerbach/S-Nord - Auf dem Pragsattel soll in den kommenden Jahren der Wohnungsbau stark vorangetrieben werden. Geplant ist, auf einem rund 22 500 Quadratmeter großen Areal beim Theaterhaus und nahe der Mercedes-Benz-Bank rund 300 bis 350 Wohneinheiten zu bauen. Das Projekt „Wohnen im Theaterviertel City Prag“ und die Ergebnisse des Planungswettbewerbes für das Gelände stellten Karl-Theo Maurer vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung sowie Inge Horn, geschäftsführende Gesellschafterin der Isin und Co. Consultants den Bezirksbeiräten von Feuerbach und Stuttgart-Nord vor.

Wohnquartier in der Nähe des Theaterhauses

Beide Gremien trafen sich am Dienstagabend zu einer gemeinsamen Sitzung im Rathaus Feuerbach. Eine Reihe von Bezirksbeiräten sieht die Entwicklung im Bereich Killesberg und Pragsattel aufgrund der wachsenden Verkehrsbelastung kritisch. Er frage mal bewusst ketzerisch, sagte SPD-Bezirksbeirat Axel Alt aus Stuttgart-Nord bei der Sitzung, wieso überhaupt ein Verkehrsgutachten für das Quartier City Prag erstellt werde. So oder so sei dort absehbar, dass die Situation früher oder später in einem Verkehrskollaps ende. Die Mehrheit der Bezirksbeiräte forderte, dass die städtebauliche Entwicklung und die Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes am Pragsattel Hand in Hand gehen müssten. Aber genau dies vermisse man schmerzlich. Aktueller Anlass der Debatte ist das geplante Wohnquartier in der Nähe des Theaterhauses. Aus dem im Frühjahr ausgelobten Planungswettbewerb ist das Büro Lehen III Architekten aus Stuttgart als Sieger hervorgegangen. Der Entwurf sieht die drei Gebäudekomplexe vor. Drei Höfe bilden die Mitte des Wohnquartiers. Zusammen mit verkehrsberuhigten Wohn- und Spielstraßen entsteht ein eigenständiger öffentlicher Raum.

Stadtplaner Maurer ging auch auf die übrigen Bauprojekte am Pragsattel ein. Der Investor Horst Bülow will an der Stresemannstraße ein niedriges Bürogebäude und ein 75 Meter hohes Hochhaus bauen. Das Baugesuch für den Flachbau habe Bülow bereits eingereicht, für das Hochhaus liege noch nichts vor, sagte Maurer. „Wir wissen nicht, was daraus wird.“ In das lang gezogene Bürogebäude wird Daimler Financial Services als Mieter einziehen, 345 Stellplätze seien dafür vorgesehen.

Kein Konzept für den wachsenden Parkplatzbedarf

Für die künftigen Bewohner des Theaterviertels werden mehrere Tiefgaragen gebaut. Geplant ist, dass ein Stellplatz pro Wohnung zur Verfügung steht, lediglich für einige Penthouse-Wohnungen sind zwei Parkplätze vorgesehen. „Einen Stellplatz pro Wohnung halte ich für zu wenig“, sagte die Feuerbacher FDP-Sprecherin Gabriele Heise. Andere Bezirksbeiräte kritisierten, dass nach wie vor kein Verkehrsgutachten geschweige denn ein Konzept vorliege, wie der wachsende Bedarf an Parkplätzen auf dem Pragsattel gedeckt werden soll. Das Übergangsquartier des Friedrichsbau-Varietés werde zusätzlichen Verkehr anziehen. „Es sollte parallel zu den städteplanerischen Entwicklungen und Entwürfen auch einen Verkehrsentwurf geben“, sagte der Grünen-Bezirksbeirat Hans Billinger. Der CDU-Bezirksbeirat Hans-Christian Wieder forderte, dass die Bebauung nicht beginnen dürfe, bevor Ergebnisse des Verkehrsgutachtens vorliegen. Das Büro BS-Ingenieure wurde von der Stadt beauftragt, ein Verkehrsgutachten einschließlich der gegenüber liegenden Straßenseiten und der Disco Perkins Park zu erstellen.

Vor Kurzem sei mit den Verkehrszählungen begonnen worden, sagt Verkehrsplaner Stephan Oehler auf Nachfrage. Das Fahrzeugaufkommen wird an zehn Knotenpunkten von der Kreuzung Stresemannstraße/Am Kochenhof bis zur Kreuzung Heilbronner/Borsigstraße gezählt. Gleichzeitig soll der künftige Parkplatzbedarf für das Gesamtareal abgeschätzt werden. Außerdem werden die umliegenden Firmen und Kultureinrichtungen befragt. Im Gutachten sollen zudem Vorschläge einfließen, wie zusätzliche Anreize für eine stärkere Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs geschaffen werden könnten. Das Ganze soll in ein Mobilitätskonzept münden. Für das Quartier City Prag soll unter Einbeziehung der angrenzenden Quartiere ein Parkkonzept zu erarbeitet werden. Die Ergebnisse sollen frühestens Ende des Jahres vorliegen.