Bei der Ernährung von Tieren gibt es einiges zu beachten Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Ente in Gelee, Hühnchen in Soße – die Kreationen an Tierfutter erinnern an Menüs für Zweibeiner. Was Tiere wirklich brauchen und ob sich Hunde nach Abwechselung beim Fressen sehnen, sagen Tierexperten.

Sinsheim/Bonn - Bei jeder Mahlzeit sitzt die Katze neben ihrem Besitzer und schaut ihn mit großen Augen an. Wenn das nicht ausreicht, legt das braune Tier auch mal seine Pfote auf den Arm und miaut. Ruhe gibt sie erst, wenn sie ein Stück Wurst, Fleisch oder Käse bekommen hat. Eine Situation, die viele Tierbesitzer kennen. „In Maßen sind Leckerlis in Ordnung. Die Menge macht das Gift“, sagt Tierarzt Fabian Wendel aus Sinsheim. Fünf Scheiben Wurst für den Hund seien einfach zu viel, ein Stückchen aber o. k. In jedem Fall sollte der Tierbesitzer die Leckerlis von der Tagesration abziehen, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. „Leckerlis sind sehr kalorienreich und können zu einer Gewichtszunahme führen.“

Und nicht nur bei Hund und Katze muss man mit Leckerlis aufpassen. Auch bei Kaninchen und Meerschweinchen ist Vorsicht geboten. Tünte vom Tierschutzbund rät davon ab, die Nager mit getreidehaltigen Leckerlis zu füttern. „Dadurch können die Tiere Verdauungsprobleme bekommen. Außerdem ist das Futter zu energiereich. Die Tiere verfetten häufig.“ Tabu für Wellensittiche sollten Kolbenhirse und Futterstangen sein.

Welches Futter richtig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie alt ist das Tier? Ist es kastriert? Ist es krank? „Das Alleinfuttermittel liefert bei alleiniger Fütterung alle Nährstoffe“, sagt der Tierarzt Wendel. Es muss also nichts hinzu gefüttert werden. Zufütten kann nämlich auch schaden, denn es bringt den Nährstoffhaushalt womöglich aus dem Gleichgewicht. Alleinfuttermittel muss auch nicht regelmäßig gewechselt werden. „Hunde brauchen keine Abwechslung, wenn sie ein gutes hochwertiges Futter bekommen“, sagt Wendel. Neben Alleinfuttermittel gibt es auch noch Einzel- oder Ergänzungsfuttermittel. „Dieses Futter deckt den Bedarf des Tiers nicht“, sagt Tünte. Wie der Name sagt, ergänzt es das normale Futter durch Vitamine und Mineralstoffe. Tierhaltern, die Aufschriften wie „In Fütterungsversuchen getestet“ fürchten, kann Tierarzt Wendel die Angst nehmen. „Es bedeutet nur, dass getestet wurde, wie die Tiere das Futter vertragen und ob sie es gut verdauen können.“

Wer selbst fürs Tier kocht braucht viel Zeit

Viele Hunde- und Katzenbesitzer stellen das Futter für ihr Tier auch selbst her. „Bevor man dazu übergeht, sollte man mit dem Tierarzt besprechen, wie man das Tier mit allen Nährstoffen versorgen kann“, sagt Wendel. Wer selbst für sein Tier kochen wolle, brauche viel Zeit. So muss man wissen, dass Katzen Geflügel gut verdauen können, das Fleisch für Hunde aber eher problematisch ist. Und wenn es an Nährstoffen wie Kalzium, Taurin oder Vitaminen fehlt, kann es zu Mangelerscheinungen beim Tier kommen. „Wenn Katzen kein Taurin bekommen, werden sie blind und zeigen Lähmungserscheinungen“, sagt Wendel.

Hunde brauchen dreimal so viel Kalzium wie der Mensch. Auch wenn ein Tier auf Diät gesetzt werden muss, kann man nicht einfach die Futtermenge halbieren. Denn auch dabei besteht die Gefahr, dass das Tier zu wenig Nährstoffe erhält. „Spezielle Abnehmfutter enthalten Füllstoffe, die das Tier satt machen, aber auch genug Proteine und Vitamine enthalten“, sagt er. Denn das Tier soll ja Fett und keine Muskelmasse verlieren.

Kastrierte Tiere werden oft übergewichtig, weil nach der Kastration ihr Energiebedarf sinkt, sie aber weiterhin die alten Futtermengen bekommen. „Auch für diese Tiere gibt es spezielles Futter“, sagt Wendel. Es ist auch ratsam, das Tier regelmäßig zu wiegen und das Gewicht zu notieren.

Meerschweinchen brauchen viel Vitamin C

Und auch Kleintiere haben Ansprüche, was ihr Futter angeht. „Meerschweinchen brauchen zum Beispiel viel Vitamin C“, sagt Tierarzt Wendel. Deshalb sei es wichtig, zwischen den Gemüsesorten wie Gurke, Salat oder Paprika zu wechseln. Auch gutes Heu sei wichtig. „Bei Gras und Klee unbedingt darauf achten, dass es frisch ist.“ Obwohl es bekannt sein sollte, betont Tierschützer Tünte, dass Schokolade, Pudding oder Kekse tabu sind. „Von diesen Süßigkeiten bekommen die Tiere Übergewicht.“

Vor dem Regal im Supermarkt oder in der Drogerie stellen sich viele Tierhalter die Frage: Welches Futter nimmt man am besten? „Es muss nicht immer das teuerste Futter sein. Wichtiger ist es, dass es artgerecht ist“, sagt Wendel. In Futtermitteln sind auch Zusatzstoffe enthalten. „Dabei handelt es sich aber nicht um schädliche Substanzen“, sagt Tünte. Konservierungsstoffe verhindern vielmehr das Wachstum von Schimmelpilzen. Und Zusatzstoffe können auch Spurenelemente oder Vitamine sein.

Genau diese Stoffe können Hunden und Katzen fehlen, wenn ihre Besitzer sie vegan ernähren wollen. „Ich lehne vegane Ernährung für Hunde und Katzen strikt ab“, sagt Tierarzt Wendel. Die Tiere bräuchten tierisches Eiweiß und Aminosäuren, die sie nur aus Fleisch bekommen würden. Katzen sind kaum in der Lage, Kohlenhydrate richtig zu verwerten. Im Tierschutzgesetz ist als Aufgabe des Tierhalters aufgeführt, dass er das Tier seinen Bedürfnissen entsprechend füttert, auch mit lebensnotwendigen Nährstoffen, sagt Tierschützer Tünte. Und dazu zählen weder vegane Tiernahrung noch zu viele Scheiben Wurst und Käse.