Wölfi, der Sänger, eigentlich mit dem Namen Wolfgang Wendland in die Welt entsandt, zeigte sich bereits nach dem zweiten Song splitterfasernackt. Foto: www.7aktuell.de | Andreas Friedrichs

Ein Konzert, auf dem der Drummer plötzlich mit heruntergelassener Hose vor der Menge steht und der Sänger sowieso komplett splitterfasernackt über die Bühne stolziert - willkommen bei den Kassierern in Stuttgart.

Stuttgart - Wer sich auf ein Konzert verirrt, auf dem der Drummer plötzlich mit heruntergelassener Hose vor der Menge steht, hat’s schwer. Sollte selbiger sich daraufhin einen Einweghandschuh über den Kopf ziehen und versuchen, mit der Stirn in den After des auf dem Rücken liegenden Gitarristen einzutauchen – dann muss man dem Konzertbesucher eventuell einen Besuch beim Psychiater finanzieren. Oder ihn diese Geschichte zumindest mit der Stuttgarter Öffentlichkeit, den Lesern der Stuttgarter Nachrichten, teilen und somit verarbeiten lassen. Vielen Dank, Stuttgart.

Nachdem sagen wir: Der Ausfall Xavier Naidoos als deutscher Vertreter beim Eurovision Song Contest (ESC) konnte es nur einen logischen Nachfolger geben. Tausende hatten für diesen bereits eine Petition unterzeichnet, als der große Schock folgte: Der NDR hatte „Die Kassierer“ auf seiner Liste der zehn nominierten Künstler für den ESC-Vorentscheid vergessen. Oder bewusst übersehen. Am Freitag im Jugendhaus Hallschlag folgte die Trotzreaktion: Die Kassierer ließen’s krachen.

Der Sänger kommt seinem Bildungsauftrag nach

Wölfi, der Sänger, eigentlich mit dem Namen Wolfgang Wendland in die Welt entsandt, zeigte sich bereits nach dem zweiten Song splitterfasernackt. Wenig später kam er seinem Bildungsauftrag nach. Man wollte auf alternative Ernährungsmethoden hinweisen und spiele daher den Song „Blumenkohl am Pillemann“. Gemüse läuft halt immer.

Selbstredend trat der Fast-Bürgermeister der Stadt Bochum auch politisch in Erscheinung. „Das nächste Lied spielen wir, weil wir im Auftrag unseres Bundeslandes sind und von Hannelore Kraft dazu aufgefordert wurden“, kündigte der Wattenscheider Wendland an. Er appellierte damit an die vielerorts missratene Sozialpolitik. Der Songtitel: „Kein Geld für Bier“.

Die Herren im Publikum präsentierten ihre blanken Oberkörper, während der Frontmann häufig textilfrei über die Bühne stiefelte. Hits wie „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ und „Mein Glied ist zu groß“ führten zu Masseneskalationen. Bierbecher, die Wendlands Antlitz touchierten oder an seiner Wampe abprallten, ignorierte er gekonnt. Was blieb ihm auch übrig? Ein dickeres Fell besitzt jedenfalls keiner. Beim ESC schnitten „Die Kassierer“ vermutlich besser ab, als viele zuvor. Allein: Den Verantwortlichen fehlt der Glaube.