Die zweistündige Bühnenfassung des „Burattino“ beeindruckt durch ihren Humor und ihren Charme. Foto: Horst Rudel

Die interkulturelle Schauspielgruppe Global Players ist am Sonntag ein letztes Mal in Göppingen zu sehen. Das Projekt wird aus Zeitgründen eingestellt. Bei der Aufführung des „Burattino“ zeigen die Darsteller noch einmal, was sie drauf haben.

Göppingen - Nach acht Jahren ist Schluss. Noch zweimal gibt die interkulturelle Theatergruppe Global Players im Göppinger Zimmertheater Leo Tolstois Märchen „Burattino und der Goldene Schlüssel“, dann gehört dieses ungewöhnliche, mit dem Integrationspreis der evangelischen Landeskirche ausgezeichnete Projekt endgültig der Vergangenheit an. Den Zeitpunkt für das Ende hält der Regisseur Joachim Scheufele-Leidig für richtig gewählt. „Man sollte aufhören, so lange es allen noch Spaß macht“, sagt er.

Scheufele-Leidig hat das Projekt im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Als Sozialpädagoge beim Migrationsfachdienst der Göppinger Diakonie hat er täglich erlebt, dass Zugewanderte oft nur auf ihren Status als Asylsuchende reduziert werden. Dagegen wollte er etwas tun. Beim gemeinsamen Theaterspielen könnten die Zugewanderten Fähigkeiten zeigen, die im Alltag häufig verborgen blieben, so seine Idee. Außerdem gefiel ihm der Gedanke, dass Menschen verschiedenster Nationen gemeinsam mit Urschwaben, wie er sie nennt, ein Stück auf die Bühne bringen.

Für die aufwendige Theaterarbeit ist keine Zeit mehr

Seine Rechnung ist aufgegangen. Seit der Gründung der Global Players haben 150 Darsteller aus 50 Nationen gemeinsam Theater gespielt. Bei der aktuellen Produktion sind 30 Frauen und Männer im Alter von 20 bis 70 Jahren dabei, die meisten von ihnen sind Migranten. Einige der Darsteller sind der Gruppe seit ihren Anfängen treu geblieben. „Da sind Freundschaften entstanden, die helfen sich gegenseitig beim Umzug oder bei der Kinderbetreuung“, sagt Joachim Scheufele-Leidig.

Nicht mangels Erfolgs hören die Global Players nun auf. Vielmehr ist es die Zeitnot, die den theaterbegeisterten Sozialpädagogen zu diesem Schritt bewogen hat. „Ich arbeite im Migrationsfachdienst, und Theaterarbeit ist sehr aufwendig“, erklärt er. Es genüge nicht, die Stücke gemeinsam mit dem Ensemble zu erarbeiten. Bereits im Vorfeld sei vieles zu tun, angefangen von der Auswahl der Stücke über die Suche nach geeigneten Kostümen bis hin zur Konzipierung eines Bühnenbilds.

Noch zwei Aufführungen am kommenden Sonntag

Doch ganz vom kreativen Tun will Scheufele-Leidig auch in Zukunft nicht lassen. Er will die Zebra-Singers – Zebra ist die Abkürzung für Zentrale Beratungsstelle für Zugewanderte – aus der Taufe heben. Auch in diesem Ensemble sollen Zugewanderte und Deutsche gemeinsam ihre musischen Talente ausleben dürfen. „Das kann was Theatralisches oder was Musikalisches sein. So eine Singprobe ist vom Organisationsaufwand leichter zu schultern als eine Theaterprobe“, erklärt Scheufele-Leidig.

An die vielen Begegnungen mit Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft in den vergangenen acht Jahren erinnert sich der Sozialpädagoge gerne. Eine Frau, die von ihrem Mann misshandelt worden sei, habe durch die Theaterarbeit die Kraft gefunden, sich zu trennen und ein neues Leben in Deutschland aufzubauen. Beeindruckend sei allein schon die Bereitschaft der Migranten, in einem Stück in einer fremden Sprache mitzuwirken. Und natürlich ermögliche die gemeinsame Theaterarbeit den Mitwirkenden, Vorurteile abzubauen und sich von Mensch zu Mensch kennenzulernen. Dabei zeige sich immer wieder, dass sich die verschiedenen Kulturen gar nicht so fremd seien. Erstaunt ist Scheufele-Leidig auch immer wieder vom Potenzial der Darsteller, das sich plötzlich auf der Bühne offenbare. „Das ist einfach toll.“