Der Präsident des Didacta-Verbands der Bildungswirtschaft, Wassilios E. Fthenakis, erklärt: „Wir müssen den Alltag der Familie nutzen. Das wird ein zentrales Thema auf der Messe sein.“ Foto: dpa

Die Familie als zentralen Bildungsort neben der Schule nimmt für Wassilios E. Fthenakis, Präsidenten des Didacta-Verbands, eine zentrale Rolle ein. Wenn es gelänge, sie als festen Bestandteil des Bildungssystems zu verankern, bekämen alle Kinder bessere Aufstiegschancen, meint er.

Die Familie als zentralen Bildungsort neben der Schule nimmt für Wassilios E. Fthenakis, Präsidenten des Didacta-Verbands, eine zentrale Rolle ein. Wenn es gelänge, sie als festen Bestandteil des Bildungssystems zu verankern, bekämen alle Kinder bessere Aufstiegschancen, meint er.

Stuttgart - Die gute Nachricht lautet: Die Bildungsqualität hat sich in Deutschland seit der internationalen Schulleistungsuntersuchungen Pisa im Jahr 2000 weiter verbessert. Die Aussage kommt aus dem berufenen Munde von Professor Wassilios E. Fthenakis, dem Präsidenten des Didacta-Verbands der Bildungswirtschaft. Doch direkt vor dem Start von Europas größter Bildungsmesse Didacta (25.–29. März) schiebt der Experte gleich eine schlechte Botschaft hinterher: „Gleichzeitig wird jedoch eine weitere wichtige Anforderung vernachlässigt: die soziale Integration.“ Soll heißen: Bildungserfolg und soziale Herkunft sind in Deutschland so eng verknüpft wie in kaum einer anderen Industrienation. Kinder aus sogenannten bildungsfernen Familien schaffen den Aufstieg über das Bildungssystem nach wie vor zu selten, wie internationale Vergleichsstudien seit Jahren kritisieren. Daher lautet Fthenakis‘ Credo: Das Bessere ist der Feind des Guten. Und nirgendwo beflügeln neue, digitale Medien und Internet die Lernprozesse so sehr wie in der Bildung.

Ausgangspunkte, die für eine Bildungsmesse wie geschaffen sind. Schließlich werden an den fünf Messetagen von diesem Dienstag an von knapp 900 Ausstellern nicht nur neue Produkte vorgestellt, sondern auch reichlich Inhalte angeboten. Insgesamt 2000 Vorträge stehen auf dem Messeprogramm.

Natürlich zielt die Didacta in erster Linie auf das Fachpublikum: die Lehrer, Erzieher, Ausbilder, Trainer oder Menschen, die in der Aus- und Weiterbildung tätig sind. Aber immer stärker rücken auch Eltern und Schüler in den Blickpunkt. Das hat zwei Gründe: So sollen noch mehr Menschen auf die Landesmesse auf den Fildern kommen. In diesem Jahr will Messe-Geschäftsführer Ulrich Kromer die 100 000er-Marke (2011 waren es 95 000) knacken. Zweitens hat Bildungs-Papst Wassilios E. Fthenakis die Familie neben der Schule als zentralen Bildungsort ausgemacht: „Die Familie gewinnt zunehmend an Bedeutung.“ Wenn es gelänge, sie als festen Bestandteil des Bildungssystems zu verankern, bekämen alle Kinder bessere Aufstiegschancen. Fthenakis: „Wir müssen den Alltag der Familie nutzen. Das wird ein zentrales Thema auf der Messe sein.“

Neben dem außerschulischen Lernen werden Themen wie Sicherheit an Schulen und Schulverpflegung in den neun Ausstellungshallen zu finden sein. Erstmals bekommt jedoch der Bereich „Neue Technologien“ eine ganze Halle. Zu den in Halle 8 ausgestellten Produkten zählen Lehr- und Lernsoftware für Schulen und Ausbildungseinrichtungen, Online-Lernangebote sowie Multimedia- und Präsentationstechnik wie beispielsweise das Whiteboard (digitale Tafel). Die herausgehobene Stellung und Neubewertung dieser digitalen Medien in der Bildung ist aus Sicht von Fthenakis dringend nötig: „Deutschland ist nicht auf der Höhe der digitalen Revolution. Dabei sind diese Technologien unverzichtbare Bestandteile eines Bildungssystems.“ Lehrer, aber auch Eltern sollten daher in Zukunft mit dieser Technologie vertraut sein. „Zahlreiche Schüler nutzen Facebook oder WhatsApp bereits zum Lernen, zum Austausch von oder zum Diskutieren über Hausaufgaben und zur Vorbereitung auf Klausuren“, sagt Richard Heinen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Learning Lab der Universität Duisburg-Essen.

In eine ähnliche Richtung geht der Hochschultag am 27. März. Das Thema in diesem Jahr lautet: „Soziale Medien und Schule – von der Facebook-Nutzung für Lehrer bis zum Internet als realer Lebenswelt.“ Teilnehmer erhalten hier Tipps zum Umgang mit sozialen Medien in der Schule und Lösungsvorschläge für den Schulalltag.