Bundestrainer Alfred Gislason darf sich über den Halbfinaleinzug freuen. Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) erreicht das EM-Halbfinale. Das ist schmeichelhaft und mit diesem Kader eigentlich das höchste der Gefühle, meint unser Redakteur Jürgen Frey und streicht die Bedeutung der Erfolge für die Sportart heraus.

Die deutschen Handballer haben geschafft, was ihnen beim 16:21-Rückstand gegen Österreich keiner mehr zugetraut hatte: die Teilnahme am EM-Halbfinale. Sie ist mit nur fünf Hauptrundenpunkten aus fünf Spielen glücklich, schmeichelhaft, aber letztendlich nicht unverdient. Weil das Team von Bundestrainer Alfred Gislason nicht nur mit heißem Herzen gegen die Alpenhandballer noch ein 22:22 erkämpfen konnte, sondern sich danach auch spielerisch steigerte. Das riesige, fast unerklärliche Manko aber bleibt die katastrophale Chancenverwertung.

Und seien wir ehrlich: Hätte Andreas Wolff nicht so überragend gehalten, das Aus für den mitgliederstärksten Handballverband bei seiner Heim-EM hätte lange vor dem Halbfinale festgestanden, Diskussionen über Bundestrainer Alfred Gislason wären nicht ausgeblieben. Triumph und Scheitern liegen eben eng beieinander.

Jetzt spielt die DHB-Auswahl um die Medaillen. Und wenn man den Kader mit denen der anderen Halbfinalisten vergleicht, dann ist dies eigentlich das höchste der Gefühle. Vor allem Halbfinalgegner Dänemark ist qualitativ eine andere Liga. Was nicht heißt, dass an einem perfekten Tag, mit euphorisierten Fans im Tollhaus Lanxess-Arena, nicht auch ein mittelgroßes Wunder möglich ist. Im Handball passieren mitunter die verrücktesten Dinge. Also: dranbleiben!

Ein Finaleinzug und die damit verbundene Aussicht auf die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris oder gar ein Wintermärchen reloaded wären für die komplette Sportart großartig. Denn der Verband kann noch so viel anstoßen, um Kinder, auch mit Migrationshintergrund, an den Handball zu binden und so junge Fans, Nachwuchsspieler und Übungsleiter zu gewinnen – wenn Erfolge der Nationalteams ausbleiben, fehlt es in der breiten Bevölkerung an Aufmerksamkeit und Akzeptanz für die guten Ideen. Der Adler muss fliegen. Am besten auf den Gipfel des europäischen Handballs.