Fassungslos: Die Stuttgarter Mannschaft um Khalid Boulahrouz steht nach der 0:2-Niederlage am Mittwochabend auf dem Platz. Foto: dpa

VfB scheidet nach indiskutabler Leistung mit 0:2 gegen Bayern München aus dem DFB-Pokal aus.

Stuttgart - Als das Trauerspiel ein Ende hatte, flogen den VfB-Spielern die kessen Wortfetzen der vergangenen Tage um die Ohren. Vollmundig hatten sie angekündigt, den Gästen von der Isar die Stirn und den Fans ein Spektakel zu bieten. Und dann das! Kein Mumm, kein Mut, kein Tempo, kein Aufbäumen – kein Fußball! Wie das Kaninchen vor der Schlange kauerten die Roten vor dem Gegner, der nicht einmal übermächtig schien an diesem kalten Abend. Den Münchnern, bei denen Arjen Robben nur auf der Bank saß, genügte eine durchschnittliche Leistung mit einigen wenigen Glanzlichtern. Die reichten, um den VfB in größte Nöte zu stürzen.

Das brachte Manager Fredi Bobic auf die Palme. „Der Auftritt war eine absolute Frechheit. Das war nichts, null Leidenschaft, gar nichts. Dafür müssen wir uns fast beim Publikum entschuldigen. Wenn wir nicht in Sven Ulreich einen überragenden Torhüter gehabt hätten, hätte es noch ganz anders ausgesehen“, wetterte er.

"Fordert den Ball, fordert den Ball"

„Fordert den Ball, fordert den Ball“, brüllte Bruno Labbadia Mitte der zweiten Halbzeit an der Seitenlinie. Doch keiner erhörte den Trainer. Da stand es nach Toren von Franck Ribéry (30.) und Mario Gomez (46.) schon 0:2. Nur 0:2 – das war noch das Beste aus der Sicht des VfB, der nur in der Anfangsphase einigermaßen auf Ballhöhe war. „Mit der Aufstellung haben wir eigentlich Mut gezeigt, das sollte ein Signal sein. Aber wir sind gar nicht in die Zweikämpfe gekommen. Wir wollten agieren, haben aber nur reagiert“, sagte Bruno Labbadia sichtlich enttäuscht.

Mit der gleichen Elf, die am Samstag ein 2:2 in Leverkusen erreicht hatte, stand der VfB zunächst kompakt in der Defensive und hielt den Gegner in Schach. Vedad Ibisevic vergab die erste (und für lange Zeit letzte) Chance (10.). Auch bei den Münchnern war zunächst vieles Stückwerk, erst recht nach der Auswechslung von Bastian Schweinsteiger. Der Nationalspieler war nach einem Tritt von Georg Niedermeier mit einer Verletzung am Sprunggelenk ausgeschieden.

Den Roten flattern die Nerven

Allerdings berappelten sich die Bayern schnell. VfB-Schlussmann Sven Ulreich lenkte einen 20-Meter-Schuss von Toni Kroos an die Latte (20.), Sekunden später strich der nächste Schuss von Kroos knapp über das Tor. Nach einer Kombination über Ribéry und Kroos warf sich Khalid Boulahrouz in den Schuss von Mario Gomez (25.), und dann war es passiert. Unbehelligt durfte Thomas Müller flanken, Ribéry traf – 0:1.

Prompt flatterten den Roten die Nerven. Die Unsicherheit kehrte zurück, die Furcht vor einem erneuten Debakel gegen den Rekordmeister lähmte Kopf und Beine. Das sah dann so aus: Cacau führte den Ball, Julian Schieber lief seitlich mit, Cacau legte den Ball quer, doch da war niemand – Schieber hatte zuvor abgebremst. Das spiegelte die erschreckende Harmlosigkeit der Roten wider.

Und es wurde nicht besser. „Wir müssen viel mutiger spielen“, sagte Manager Bobic noch zur Pause. Doch bevor sie dazu kamen, lagen die Roten schon mit 0:2 zurück. 13 Sekunden nach dem Wiederanpfiff schlug Mario Gomez zu. Den ersten Schuss wehrte Ulreich nach vorn ab, direkt zu Gomez, und der Ex-VfB-Profi vollendete mit seinem achten Tor im sechsten Spiel gegen seinen Ex-Club. So einfach ging das.

Der VfB ergab sich nun vollends. „Happy birthday to you“, sang der Münchner Anhang Richtung Labbadia. Und, an den VfB adressiert: „Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!“ Mit dem Pokal-Aus ist die letzte Chance der Roten auf einen Europacup-Platz zerstoben. Sie müssen erst einmal ihre Haut in der Bundesliga retten. Das wird schwer genug. Am Samstag kommt Hertha BSC. Dann müssen die Funken fliegen.