Marco van Basten, Fifa-Beauftragter für Technische Entwicklung, spricht im Vorfeld des Länderspiels Italien gegen Deutschland über den „Video Assistant Referee“. Die Technik wird erstmals bei einer Partie mit deutscher Beteiligung eingesetzt. Foto: dpa

Die Deutsche Nationalmannschaft spielt am Dienstag erstmals mit dem so genannten „Video Assistant Referee“. Das „Extra-Auge“ kommt im Klassiker gegen Italien zum Einsatz – der Fußball bleibe aber gleich.

Mailand - Es gibt viele Länderspiele zwischen Deutschland und Italien, die in die Fußball-Geschichte eingegangen sind. Der Klassiker am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) in Mailand gehört schon jetzt dazu.

Erstmals bei einem Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wird vom Weltverband Fifa der so genannte „Video Assistant Referee“ eingesetzt. Die Begegnung im Giuseppe-Meazza-Stadion ist erst der zweite internationale Testlauf für den Assistenten, der auf dem Spielfeld getroffene Entscheidungen anhand von Fernsehbildern überprüft.

Die internationale Premiere hatte es beim Länderspiel zwischen Italien und Vize-Europameister Frankreich (1:3) Anfang September gegeben. Zwei Entscheidungen waren dabei korrigiert worden. In der Bundesliga wird der Videobeweis derzeit noch offline getestet, das heißt, dass es zwischen dem Assistenten und dem Schiedsrichter keinen Kontakt gibt. Erst ab der Saison 2017/18 will die Deutsche Fußball Liga (DFL) „online“ gehen. „Wir üben seit Saisonstart. Unsere Schiedsrichter werden trainiert und ausgebildet“, sagte Hellmut Krug, Mitglied der Schiedsrichterkommission Elite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Schiedsrichter-Manager der DFL, am Montag in Mailand.

Endgültig soll über den Videobeweis 2018 entschieden werden

Es sei „schwierig herauszufiltern, was ist denn eine völlig falsche Entscheidung. Man muss erst ein Gefühl für die Szenen entwickeln. Es ist nicht so einfach umsetzbar“. Eine endgültige Entscheidung, ob der Videobeweis eingeführt wird, wird der International Football Association Board (IFAB) dann 2018 treffen. Man prüfe das System derzeit „auf Herz und Nieren“, sagte IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud. Die Grundidee des Fußballs soll durch den Videobeweis aber nicht infrage gestellt werden. „Der Fußball bleibt gleich. Wir haben nur ein Extra-Auge, das dem Schiedsrichter helfen wird. Der Fußball wird ehrlicher damit. Das ist alles, was wir erreichen wollen, dass die richtige Entscheidung getroffen wird“, betonte der ehemalige Weltklassestürmer Marco van Basten, Fifa-Beauftragter für Technische Entwicklung.

Beim aktuellen Offline-Testlauf in Deutschland hätten Korrekturen bei „klaren Fehlentscheidungen nicht länger als 15 oder 20 Sekunden gedauert“, sagte Krug. Im portugiesischen Schiedsrichter-Team von Soares Dias wird am Dienstagabend Fifa-Referee Manuel de Sousa als Videoassistent agieren. De Sousa könnte schwerwiegende Fehlentscheidungen (Tore, Rote Karten, Elfmeter oder nicht geahndete Tätlichkeiten) korrigieren.

Platzverweis nach dem Videobeweis

Im niederländischen Pokal hatte vor wenigen Wochen ein Video-Schiedsrichter für einen Platzverweis und damit für eine Welt-Premiere gesorgt. Anouar Kali von Willem II hatte nach einem bösen Foul an Lasse Schöne von Ajax Amsterdam zunächst nur die Gelbe Karte gesehen. Doch Assistent Pol van Boekel, der vor sechs TV-Bildschirmen in einem Kleinbus auf dem Parkplatz der Amsterdam ArenA gesessen hatte, nahm per Kopfhörer Kontakt zu Schiedsrichter Danny Makkelie auf. Dieser zeigte Kali daraufhin die Rote Karte.

In Mailand wird Assistent de Sousa in einem Raum im Stadion sitzen. Die Video-Schiedsrichter müssen klare Qualifikationen aufweisen. In Deutschland werden es laut Krug „ausschließlich Bundesligaschiedsrichter“ sein. Er schloss aber nicht aus, dass auch Unparteiische, die aus Altersgründen ausscheiden, „unter Umständen“ infrage kommen könnten.