Die Bürgermeisterin Susanne Eisenmann hat Eltern erzählt, dass die „ganz und gar“ als Betreuer an der Deutsch-Französischen Grundschule aufhört. Die Betroffenen wussten davon allerdings noch nichts. Foto: Sägesser

An der Deutsch-Französischen Grundschule in Sillenbuch wechselt im Herbst der Träger für die Nachmittagsbetreuung. Dies haben die betroffenen Eltern eher zufällig erfahren, einige von ihnen sind deshalb ziemlich alarmiert.

Sillenbuch - Christoph Roth lassen die Gerüchte kalt. Er und seine Frau seien zuversichtlich, dass sich die Dinge gut entwickeln. „Ich sehe es extrem gelassen.“

Das Paar aus Sillenbuch hat drei Kinder. Die achtjährige Tochter ist an der Deutsch-Französischen Grundschule und wird dort ab mittags vom Verein „ganz und gar“ betreut. Die fünfjährigen Zwillinge kommen im Herbst in die Schule. Auch sie sollten dann ihre Nachmittage unter der Obhut von „ganz und gar“ verbringen. Sollten – die Zusage war bereits im Haus, doch so, wie es aussieht, wird der Verein im Sommer aufhören. Und eben das hat viele Sillenbucher Eltern in Aufregung versetzt. Denn nicht alle Mütter und Väter sehen das Ganze so entspannt wie Christoph Roth.

Der Träger hört nach zwölf Jahren auf

Die Sillenbucher CDU hat nun eine Anfrage an die Stadt gestellt. Sie will über die Pläne für die Nachmittagsbetreuung an der Deutsch-Französischen Grundschule informiert werden. Nachdem der bisherige Träger nach zwölf Jahren aufhöre, „entsteht eine große Lücke“, schreibt die CDU. Zumal es bereits aktuell zu wenige Betreuungsplätze fürs nächste Schuljahr gebe. Es sind 99. Etliche Eltern, deren Kinder im September eingeschult werden, hätten eine Absage erhalten.

Das bestätigt Stefanie Schorn. Ihre Kinder besuchen die Kindertagesstätte Gorch-Fock-Straße, eines ihrer Kinder beginnt im Herbst an der Deutsch-Französischen Schule. Insgesamt gelte dies für zehn Kinder aus der Kita Gorch-Fock-Straße, aber nur eines habe einen Betreuungsplatz an der Schule ergattert. Zwar bietet die Stadt eine Kernzeitbetreuung bis in den späten Nachmittag an, dort sind die Hausaufgaben jedoch nicht fest eingeplant. „Das ist der Knackpunkt“, sagt Schorn, die Elternbeirätin an der Kita Gorch-Fock-Straße ist. Für berufstätige Eltern und ihre Kinder sei es wünschenswert, dass die Hausaufgabenhefte abends im Schulranzen bleiben.

Die Aufregung hat sogar die Bürgermeisterin erreicht

„Die Eltern aus der Kita haben wegen der Absagen Alarm geschlagen“, sagt Schorn. Dass aus dem Alarm ein CDU-Antrag hervorgegangen ist, liegt mutmaßlich an den kurzen Wegen: Stefanie Schorn saß bis vor ein paar Jahren für die Christdemokraten im Gemeinderat. Die Aufregung unter den Eltern hat übrigens nicht nur die Bezirks-CDU erreicht, sondern sogar die Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Das bestätigt Roland Steiner vom Schulverwaltungsamt. Von Eisenmann haben Schorn und die anderen Kita-Eltern überhaupt erst erfahren, dass „ganz und gar“ aufhört. Die Eltern, deren Kinder die Betreuung besuchen, wussten derweil noch nichts davon. Was sicherlich der Hauptgrund für den nachfolgenden Trubel war.

„Im Stadtbezirk kursieren Informationen, die Unsicherheit verbreiten“, sagt Damaris Scholler, die Leiterin der Deutsch-Französischen Grundschule. „Diese Informationen basieren auf Halbwissen und geben die Situation nicht richtig wieder.“ Sie selbst ist davon überrollt worden. Nun bemüht sie sich um Ordnung. Zum einen hat sie sich Mitte Mai mit einer Umfrage – bei Schuleltern und denen, die es von Herbst an sind – nach den Betreuungswünschen erkundigt. „Das wird gerade ausgewertet“, sagt sie. Zum anderen geht es am 26. Mai bei einer Schulkonferenz um den kurzfristigen und überraschenden Trägerwechsel.

Der Nachfolger steht noch nicht fest

Als Nachfolger von „ganz und gar“ ist die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft im Gespräch. „Dieser Träger passt“, sagt die Schulleiterin Scholler, „und die Schule würde das mittragen“. Die Jugendhaus Gesellschaft indes möchte laut ihrer Sprecherin zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellung nehmen.

Bedeckt hält sich auch „ganz und gar“, niemand will öffentlich Auskunft geben. So lässt sich nur aus einem Brief an die Eltern ableiten, weshalb der Träger aufhört. Es ist zu lesen, dass die Stadt bisher nicht mit „ganz und gar“ über die künftige Ganztagsbetreuung verhandelt habe. „Die ,ganz und gar betreuung‘ bemüht sich nun schon seit knapp zwei Jahren um eine Form der Zusicherung, als Partner beim Ausbau der Grundschulen zu Ganztagsschulen kooperieren zu können, bisher erfolglos“, steht in dem Brief. „Daher müssen wir heute davon ausgehen, dass wir nicht zu den Trägern gehören, die sich die Stadt Stuttgart als Kooperationspartner vorstellt.“

Der Vater Christoph Roth lässt sich davon nicht beirren. Zumal der Noch-Träger, die Schule und die Stadt Zuversicht ausstrahlen. „Wir werden sie an diesen Worten messen“, sagt er. Derzeit gebe es keinen Grund, daran zu zweifeln. „Schließlich wollen sich alle Beteiligten nicht blamieren.“