In diesem Fall ist alles korrekt: Max Verstappens Auto befindet sich vollständig auf der Strecke. Foto: Getty

Max Verstappen wurde für ein spektakuläres Überholmanöver in Austin bestraft, weil die Rennkommissare das Regelwerk zu seinen Ungunsten interpretierten. Die Formel 1 befindet sich dort in einem gefährlichen Grauberich findet unser Motorsport-Redakteur Jürgen Kemmner.

Stuttgart - Max Verstappen ist weiß Gott kein braver Bube, wenn er im Red Bull sitzt – Lewis Hamilton und Sebastian Vettel haben den nassforschen Niederländer nach dessen Zickzack-Manövern schon dahin gewünscht, wo der Pfeffer wächst. In Austin wurde Verstappen für ein spektakuläres Überholmanöver gegen Kimi Räikkönen bestraft, weil er dabei die Strecke kurz mit allen vier Rädern verlassen hatte. Die TV-Bilder belegen dies.

Also haben die Rennkommissare korrekt entschieden – oder etwa nicht? Die Regelhüter belegen ihr Urteil, Verstappen habesich „einen Vorteil verschafft“, doch im selben Rennen hatte es ähnliche Szenen gegeben, da blieben die Stewards ruhig. Im Regelwerk existiert ein gefährlicher Graubereich: Wann verschafft sich ein Fahrer beim Verlassen der Piste einen Vorteil? Das kann man so oder so sehen, ein Nährboden für Verschwörungstheorien. Im Fußball darf der Video-Schiri nur eingreifen, wenn ein klar belegbarer Regelverstoß vorliegt. Dieses Gebot muss auch in der Formel 1 gelten, die Stewards besitzen alle relevanten Daten. Nur wenn Urteile nachvollziehbar sind, darf man Akzeptanz erwarten. Undurchsichtige und unnötige Eingriffe ins Renngeschehen zerstören die DNA der Formel 1. Die Maxime muss lauten: Lasst sie fahren!