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Design- und Retro-Unikate: Alle 47 Anbieter mieten nur Kleinstfläche für ihre Auslagen an.

Esslingen - Dieses Konzept ist brandneu: In der Esslinger Altstadt hat in einem Fachwerkhaus das Depato-Kaufhaus mit 47 Mietern geöffnet. Sie teilen sich eine Fläche von 150 Quadratmetern, zahlen aber jeweils einzeln die Miete für wenige Quadratmeter. Auf dieser Fläche bieten sie handwerklich gefertigte Gegenstände an, Mode, Deko, Kunst und Accessoires. Fast alles ist möglich: nur keine Ware von der Stange.

Am Anfang des neuen Konzeptes stand das 1635 erbaute denkmalgeschützte Fachwerkgebäude an der Küferstraße 8. Bis 2011 wurde dort noch mit Kinderwagen und Lederwaren gehandelt. Dann gaben die Betreiber altershalber auf und verkauften das Haus an Frank Dittus und Spyridon Theophilaktus. Beiden war daran gelegen, keinen 08/15-Mieter hineinzunehmen. Das Konzept des Depato-Stores kam ihnen wie gerufen. Depato bedeutet auf japanisch Kaufhaus, die Edelkaufhäuser engagieren sich dort aber auch in Kunst. Dieses Prinzip verfolgen nun auch Olaf Brostowski und Sarah Schmid, die Depato betreiben und gemeinsam mit dem Architekten Stefan Bräuning gegründet haben.

Das Angebot ist bunt und modern

Zunächst wurde das viergeschossige Gebäude für eine sechsstellige Euro-Summe denkmalgerecht zurückgebaut, hässliche Fenster aus den 1950-er-Jahren durch Sprossenfenster ersetzt, Böden und Decken erneuert. Die ebenfalls rund 70 Jahre alten Regale wurden erhalten: Dort präsentieren die Anbieter jetzt ihre Auslagen.

Das Angebot ist bunt und modern, wirkt mal antik, mal schrill. Es gibt skurrile Design-Objekte und bewusst auf alt getrimmte Waren. "Eigentlich kann man sich bei uns rundum eindecken", sagt Olaf Brostowski. Da wären etwa restaurierte Möbel, echt antike Stücke neu gepolstert und bezogen oder altes Porzellan. Dazu, hochmodern, eine puristisch anmutende Badewanne aus Beton. Für die Wände gibt es Kunst diverser Stilrichtungen, dazu Kunsthandwerk und Accessoires. Zielgruppe, so die Gründer, seien "alle Menschen, die das Auge fürs Besondere mitbringen". Fast alle Artikel sind Unikate und handgemacht. 90 Prozent stammen aus dem Kreis Esslingen, ein Anbieter ist aus Stuttgart und einer aus Göppingen.

Noch ist das Kaufhaus im Aufbau

"Wir haben Profis, Semi-Professionelle und Freizeitkünstler", sagt Brostowski. Allen gemeinsam ist, dass sie sich teuere Mietflächen nicht leisten können, um ihre Produkte zu vertreiben. Im Depato-Store treten auf 150 Qaudratmetern auf zwei Stockwerken nun alle gemeinsam auf. Bundesweit einmalig ist, dass jeder seine Miete zwischen 50 und 150 Euro monatlich einzeln an die Hausbesitzer überweist.

Noch ist das Kaufhaus im Aufbau: Noch drei bis vier Anbieter kann Deptao verkraften, vor allem im Außenbereich ist noch Luft. In den beiden Obergeschossen und in einem separaten Raum mit Wasseranschluss sollen nun noch Ateliers entstehen: "Dann kann man den Künstlern und Handwerkern über die Schulter schauen kann", so Brostowski. Er plant außerdem Lesungen, Theater und Konzerte, teils in Kooperation mit der Württembergischen Landesbühne.

Das Sahnestück unter allen Gegenständen im Depato-Store aber ist die 1961 gebaute "Urmutter aller Espressomaschinen", die E61 der Firma Faema. Timo Denz hat sie "zum Schnäppchenpreis von 5000 Euro" erworben. Jetzt zaubert sie - nach mehr als 50 Jahren Dienst in Mailand - eine Crema auf den Café, wie es kaum eine moderne Maschine schafft.