Die Nachfrage nach Betreuung ist in Stuttgart noch nicht gedeckt Foto: dpa

Diskutieren Sie mit - In der Landeshauptstadt gibt es wieder mehr Kleinkinder. Dadurch steigt die Nachfrage nach Betreuungsplätzen. Ganztagsplätze sind insbesondere bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren gesucht. Der Bedarf wird nach Annahme der Stadt wegen der guten Beschäftigungslage und der Flüchtlingskinder weiter steigen.

Stuttgart - Der Jahresbericht zur Entwicklung der Kindertagesbetreuung zeigt wie schon in den Vorjahren: Die Plätze reichen nicht für alle Kinder aus. Die steigenden Kleinkindzahlen kurbeln die Nachfrage an.

Einst wähnte sich die Landeshauptstadt im demografischen Sturzflug und auf dem Weg zu einer Rentner-City. Seit einigen Jahren aber steigen die Zahlen bei den Jüngsten wieder an. 16 068 Kinder im Alter bis zu drei Jahren lebten zum Stichtag 31. Dezember 2013 in Stuttgart, 2014 waren es 652 mehr, ausgelöst durch Zuzüge und mehr Geburten.

Der Zuwachs stellt die Jugendhilfe vor neue Herausforderungen. Obwohl jährlich mehrere Hundert neue Plätze für Kleinkinder im Alter zwischen null und drei Jahren eingerichtet werden, fehlen für 3486 Jungen und Mädchen Betreuungsplätze. So viele Kinder sind für einen Kita-Platz angemeldet worden, aber nicht zum Zug gekommen.

Selbst bereinigte Wartelisten schrumpfen nicht

Die Wartelisten sind im März geprüft worden, anschließend aber im September noch einmal geprüft worden. Kinder, die in bis zu 40 Kitas vorgemerkt worden sind, inzwischen aber einen Platz hatten, wurden aus der Zahl der Suchenden gestrichen. Doch auch nach dieser Bereinigung ist die Warteliste im Vergleich zum Vorjahr erneut um 64 Kinder angewachsen.

Seit Kinder vom 1. Lebensjahr an einen Rechtsanspruch auf Betreuung haben, erhebt die Stadt diese Altersgruppe gesondert. Demnach wäre für 2830 Kinder zwischen ein und drei Jahren ein Platz in der Tagesbetreuung einklagbar. Erfahrungsgemäß ist für Eltern der Druck am größten, weil sie nach dem Auslaufen des Elterngelds meistens wieder in den Beruf zurückkehren wollen. Außerdem suchen 656 Kinder, die jünger als ein Jahr sind,einen Platz.

Über einen längeren Zeitraum betrachtet schrumpft die Warteliste; diesmal stehen 1450 Kinder weniger drauf als im Jahr 2012. 6793 Kinder haben einen Platz gefunden, das sind 329 mehr als im Vorjahr. Der Versorgungsgrad liegt bei 40,6 Prozent (Ende März 2015) und soll Ende Dezember dank des weiteren Angebotsausbaus auf 44,5 anwachsen. Die Stadt geht, bedingt durch die Erhebungen und Wartelisten, davon aus, dass für mindestens 61 Prozent der Kleinkinder Plätze gebraucht werden; 82 Prozent der Suchenden brauchen eine Ganztagsbetreuung.

Kaum ein Kind bleibt daheim

Wenn alle bereits beschlossenen Ausbauvorhaben umgesetzt und rund 2500 Plätze zusätzlich geschaffen wurden, „könnte sich der Versorgungsgrad für unter Drei-Jährige in den nächsten Jahren auf etwa 55,6 Prozent erhöhen“, hofft die Stadtverwaltung. Dann würden noch 978 Plätze für unter Drei-Jährige fehlen. Ein ähnliches Ziel hatte sich das Jugendamt allerdings schon 2014 gesetzt; damals wollte man nach Abschluss aller Ausbauten eine Versorgung von 59,5 Prozent für Kleinkinder erreichen.

Bei Kindern im Lebensalter zwischen drei und sechs Jahren geht die Stadt inzwischen davon aus, dass 98 Prozent zu versorgen sind. Die bisherige Annahme, dass nur 95 Prozent eine Kita besuchen, ist überholt. Zurzeit gibt es 17 596 Plätze, 647 mehr als im Vorjahr. Insbesondere die Nachfrage nach Ganztagsplätzen stieg – und wird nach Annahme der Stadt wegen der guten Beschäftigungslage und der Flüchtlingskinder weiter steigen.