Bruno Labbadia hat es schwer. Foto: dpa

Götterdämmerung in Cannstatt. Und keine Spur von Happy End für den VfB Stuttgart.

Stuttgart - Manchmal muss der Mensch nur warten können. Zwei Stunden, nachdem der 1. FC Nürnberg den VfB Stuttgart beim 4:1 so eindrucksvoll auseinandergenommen hatte, dass 38.000 Menschen in einer Art von Trauermarsch aus dem Stadion schlichen, war endlich klar, warum: Der Club ist die fränkische Antwort auf den FC Barcelona. Und der Bursche, der den Grobmotorikern in der VfB-Abwehr Knoten in die Beine spielte, war nicht Julian Schieber. Es war der Messi aus Backnang, den der VfB großzügig als Leihgabe zum Üben nach Nürnberg geschickt hatte. Gewogen in Cannstatt - und für zu leicht befunden.

"Es ist eben so", sagte VfB-Trainer Bruno Labbadia und fixierte mit seinem Blick die Neonleuchten an der Decke, "dass die Nürnberger sehr unbequem zu spielen sind." Dann erzählte er so friedfertig wie Ghandi von den Flüchtigkeitsfehlern einer verunsicherten Mannschaft, der er nur den einzigen Vorwurf machen wollte: "Dass sie nach dem 1:3 die Köpfe hängen ließ." In Wahrheit aber ließen sie sich von einer durchschnittlichen Bundesliga-Truppe derart vorführen, dass man zu Zeiten von Christian Gross oder Jens Keller zwangsläufig die Frage nach dem Coach aufgeworfen hätte.

Wo ist die Führungspersönlichkeit?

Man muss den Trainer allerdings verstehen. Wie sonst sollte der Mann auf die Signale des Untergangs reagieren? Es gibt eben Blamagen, die man lieber nicht in aller Öffentlichkeit erklärt. Und es gibt Spieler, die sich beim geringsten Luftzug von Kritik eine tiefgreifende Störung ihrer Gemütslage holen. Das alles passt leider so gar nicht zu der Vorstellung, die der Mensch davon hat, wenn sich seine Artgenossen gegen das Unvermeidliche stemmen sollen. Die Geschichte lehrt uns aber: Für große Schlachten braucht es große Lenker. Und die sind beim VfB seltener als Krokodile im Bärensee.