Eine Liebesgeschichte im Internet entpuppt sich als Betrugsmasche. Foto: dpa

Eine Frau aus Stuttgart ist Opfer eines sogenannten Love-Scammers geworden. Der falsche General brachte die alleinstehende 54-Jährige um rund 200 000 Euro.

Stuttgart - Eine Frau aus Stuttgart ist Opfer eines sogenannten Love-Scammers geworden. So bezeichnet die Polizei Internetbetrüger, die sich auf Partnerschaftsportalen tummeln, es allerdings nicht auf das Herz, sondern das Vermögen der Partnersuchenden abgesehen haben. Scammer ist das englische Wort für Betrüger. Die 54-Jährige Stuttgarterin tappte in diese Falle und überwies an einen Betrüger im Laufe von drei Jahren rund 200 000 Euro. Erst nach und nach habe sie Verdacht geschöpft. Zunächst glaubte sie die abenteuerlichen und tragischen Geschichten des Mannes.

Die Polizei warnt: Bei Geldforderungen immer misstrauisch werden

Der Mann, der sich bei ihr in einem Online-Dating-Portal gemeldet hatte, gab sich als General der US-Armee aus. Im Oktober 2013 hatten sich im Netz die Wege der 54-jährigen alleinstehenden Stuttgarterin und des vermeintlichen Generals gekreuzt. Er soll der Frau erzählt haben, dass seine Frau gestorben sei und er deswegen nach einer neuen Partnerin suche. Er habe sich so nach und nach mit Geschichten aus dem persönlichen Bereich das Vertrauen der Frau erschlichen. Alles, was die Frau von dem potenziellen Partner zu sehen bekommen habe, seien Fotos gewesen – vermutlich nicht vom Betrüger selbst, sondern im Internet gestohlene, so die Polizei. In den fast drei Jahren der sich scheinbar anbahnenden Liebesbeziehung habe sie kein einziges Mal ein Videobild von dem Mann gesehen, obwohl sie über das Internet telefoniert hätten, wo das möglich sei, sagte ein Polizeisprecher.

Mit der Geschichte vom General versuchen es die Betrüger immer wieder

Der Betrüger gab vor, für die Vereinten Nationen zu arbeiten. Er stellte der Frau in Aussicht, sie heiraten zu wollen, könne aber zurzeit noch nicht seinen Job quittieren. Darauf folgte eine Geschichte, die sich in ähnlichen Fällen immer wieder wiederhole, so die Polizei: Der Mann behauptete, er brauche Geld für Steuern und Gebühren, um seine Pensionsansprüche in Höhe von mehr als einer Million britische Pfund abrufen zu können. Dafür überwies die Frau ihm Geld. Sie hatte im Laufe der Zeit auch mit einem angeblichen Anwalt des Mannes Kontakt, auch telefonisch. Der falsche General verlangte auch für eine angeblich dringend notwendige Krankenhausbehandlung des Anwalts Geld. Über Dienstleister schickte die 54-Jährige die geforderten Summen ins Ausland. Dafür soll sie sich verschuldet haben.

Nach und nach sei ihr die Geschichte dann aber komisch vorgekommen und sie ging zur Polizei. Oft würden sich Opfer schämen, zur Polizei zu gehen. „Das müssen sie aber nicht. Sie sollen am besten, sobald sie Verdacht schöpfen, Alarm schlagen“, sagt ein Sprecher der Stuttgarter Polizei. Die Hinterleute würden meist in Westafrika sitzen. Dorthin würde auch das Geld gelenkt. Die Masche kommt immer häufiger vor. In diesem Jahr seien in Stuttgart bereits zehn Opfer bekannt, acht Frauen und zwei Männer. Typische Scammerprofile auf den Partnerportalen würden immer wieder ähnliche Merkmale aufweisen. Männer geben gerne ansehensreiche Berufe an, auch die Geschichte vom Armeemitglied komme immer wieder vor. Weibliche Scammer versuchen vor allem mit ansehnlichen Fotos zu punkten.

Die Betreiber der Kennenlernportale versuchen ihrerseits, den Betrügern das Handwerk zu legen. „Man kann zum Beispiel jederzeit ,Profil melden’ anklicken, dann wird der Mann oder die Frau überprüft“, sagt Jana Bogatz, Sprecherin der Kennenlern-Plattform Parship. Auch die Anbieter raten, sich im Verdachtsfall an die Polizei zu wenden.